Sonntag, 22. Dezember 2013

Fröhrriche Weihnachten!



Es gibt eine unbekannte Sammlung unbekannter Kurzgeschichten mit dem unbekannten Titel In God We Trust, All Others Pay Cash von Jean Shepherd aus dem Jahre 1966. Daraus hat nur achtzehn Jahre später ein unbekannter Bob Clarke einen unbekannten Film mit unbekannten Schauspielern gemacht.  

Es ist die herzerweichende Geschichte des achtjährigen Ralphie, der sich zu Weihnachten nichts sehnlicher wünscht als „das offizielle Red-Ryder-Karabiner-200-Meter-Schussweite-Modell-Luftgewehr mit einem Kompass im Schaft und dem Ding, was die Zeit anzeigt“. Alle Erwachsenen quittieren diesen Wunsch mit dem lapidaren Satz: „Junge, du wirst dir ein Auge ausschießen.“

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Appetithäppchen mit Pfeffer.




Falls hinter dem 12. Türchen eures Adventskalenders nichts war, gibt es hier zum Trost eine weitere Kostprobe von den Männern. Otto wurde bereits vorgestellt, einmal hier und einmal da. Beim letzten Mal maulte Rudi, was denn der Scheiß eigentlich solle, es ginge hackenochmal um welterschütternde Männerkrisen und nicht um größenwahnsinnige Hunde, da müsse jetzt bald mal was anderes kommen, das Buch hieße schließlich nicht Toskanaottos. In diesem Sinne:

Der Motor heulte, die Radaufhängungen ächzten, die Reifen quietschten. Insgesamt klang es sehr empört. Der rote Bulli rumpelte durch die Schlaglöcher der steilen Auffahrt und schoss auf die Linkskurve zu.

Freitag, 29. November 2013

Mit mir kann man's ja machen!



Werter Kynos-Verlag, warum prangt auf dem Herrchenjahre-Cover nicht die Zeile „Hundegeschichten eines renommierten Werbeexperten“? Weil es von Katzen handelt? Nein. Weil ich in Wirklichkeit Hühnermetzger bin? Doppelnein. Weil mich in der Werbebranche keine Sau kennt? Aha! Da haben wir’s. 

Der Duden sieht für das französische Lehnwort „renommiert“ die deutsche Übertragung „berühmt, namhaft, angesehen“ vor. Ich bin nichts von all dem. Deshalb verkneift sich Random House diese Peinlichkeit.

Donnerstag, 14. November 2013

Wer braucht schon Krause, wenn er Facebook hat.



Neues aus der Zentrale des Wahnsinns: Bienchen mag nicht gern alleine bleiben, Bommel lässt sich nicht bürsten, Pinky will bei Scheißwetter nicht raus und Emmas Stresstagebuch ist voll. Was nun? Frag nicht Krause, frag einfach deine Facebookgruppe! Hallo Gruppe? *wink lavendelversprüh schokirüberreich*

Der Hundetrainer wird überschätzt. Der hat keine Ahnung. Und wenn er drei Jahre und neun Riesen in eine Ausbildung investiert hat, hat er erst recht keine. Soll er sich doch auf seiner dämlichen Wiese die Beine in den Bauch stehen und warten, bis er grün wird. Wir brauchen keinen Krause. Wir haben Internet!

Sonntag, 3. November 2013

Dem Dude seine Butterkotze.




Mit einem präzisen körpersprachlichen Signal (ich muss mal kurz raus) gebe ich die Beute in der Küche frei. Zehn Sekunden später liegen Wurst und Käse noch auf dem Frühstückstisch, aber es fehlt mal wieder ein Viertelpfund Butter. Kurz danach wird dem Dude schlecht. Er reihert auf die Wiese.

Der obige Lehrfilm in Sachen defensives Drohen zeigt seine Reaktion auf Fremdannäherung an den gelben Fleck im Gras.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Otto (2).





Er hat es tatsächlich überlebt. Alles! Die Facebook-Abstimmung, die Autorenbedenken, die erste, zweite, dritte Manuskriptfassung der „Toskanamänner“, das Lektorat, die Titelkonferenzen, die Redaktion, die Coverdiskussionen. Otto ist eine ganz harte Sau. Zum Dank darf er im siebten Kapitel den allergrößten Schaden anrichten:

Am Ende der Via Roma stießen sie auf einen kochenden Rudi. Er lehnte am Bulli, schwenkte einen Bund Frühlingszwiebeln und fauchte: „Das waren die teuersten Zwiebeln meines Lebens!“
Markus, dem klar war, dass Shoppen in Siena für den Geldbeutel nicht dasselbe war wie Einkaufen in Heerdt, fragte behutsam: „Wieviel denn?“ 
„Hundertsiebzig Euro!“

„WAS????“

Montag, 23. September 2013

Herrschaften, wozu schreibe ich den ganzen Summs eigentlich auf?






So ungefähr ab der fünften Klasse gibt es im Deutschunterricht Übungen, die dem Textverständnis und der Lesekompetenz dienen. Meist müssen im Schweiße des Angesichts Zusammenfassungen, Inhaltsangaben oder Charakterisierungen erstellt werden. Wenn man die Hausaufgaben immer nur vom Nachbarn abschreibt, ist es kein Wunder, dass es dreißig Jahre später zu kommunikativen Katastrophen kommt.

Letzte Woche ging es um Selbsterlebtes aus der Raufergruppe. Die gar nicht so schwer zu entschlüsselnde Kernaussage des Artikels über die Haudrauf-Seelchen und Nadin Matthews' Fight Club lautete: Es gibt gute und schlechte Raufergruppen. In schlechten Raufergruppen knallen die Hunde konzept- und führungslos aufeinander. In guten Raufergruppen hingegen ... blablubli. Es folgte eine dezidierte Beschreibung vom Aufbau einer sinnvollen Raufergruppe, in der jeder Hund individuell betrachtet und geführt wird. 

Dienstag, 17. September 2013

Die Haudrauf-Seelchen.






Für Hundetrainer ist so ein Maulkorb ein ganz unspektakuläres Werkzeug: Ding drauf, Klappe zu, keiner blutet, wunderbar! Leider haben weichgespülte Familienhundebesitzer wie ich den Maulkorb mit einer Emotionalität aufgeladen, die ihm nicht gerecht wird. Das ist schade.

Jetzt auch noch der Maulkorb, dachte ich bisher. So weit ist es also gekommen. Er wirkt barbarisch. Luna sieht aus wie Hannibal Lecter. Für mich war ein Maulkorb das öffentliche Eingeständnis hundehalterischen Totalversagens. Ein Maulkorb bedeutet: „Mein Hund ist aggressiv! Er tut anderen weh, und ich habe das nicht im Griff!“ Nach dem Maulkorb kann eigentlich nur noch Euthanasie kommen.

Samstag, 7. September 2013

Wenn Gundulas freudig den Sex abbrechen.




Die Verfehlungen der letzten Woche: Luna kommentarlos einen Maulkorb aufgesetzt, Wiki vom Sofa geschubst, morgens um halb zehn wortlos in eine Hundeflanke hineingegriffen, um ungestört die Post vom Boten entgegennehmen zu können. Ich armseliger, inkompetenter Wurm!

Wir sind zu einem Rauferseminar nach Düsseldorf eingeladen. Dort besteht man auf Maulkorb. Also habe ich einen gekauft und ihn Luna um die Nase gegürtet. Sie hat eine Weile ungläubig geblinzelt. Ich habe Minifrolics durch die Gitterstäbe geschüttet. Jetzt ist das Thema gegessen. 

Montag, 19. August 2013

La Souris du Baroufe au Lac.



La boef der Ochs, la vache die Kuh ... in der Untertertia hatte ich zum ersten Mal Französischunterricht. Drei Jahre später, am Ende der Untersekunda, habe ich das Fach abgewählt. Entsprechend dilettantisch drücke ich mich fünfunddreißig Jahre später im Urlaub aus. 

Die Überschrift soll Die Krawallmaus am See heißen. Alle groß geschriebenen Wörter musste ich nachschlagen. Neben dem inflationären Gebrauch des Wörterbuchs zieht mein überschaubarer französischer Vokabelschatz noch eine weitere Konsequenz nach sich: Ich kann mich nicht formvollendet entschuldigen. Deshalb dürfen die Hunde nichts anstellen.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Hat jemand den Schnorchel gesehen?





Wiki packt gerade seine Badesachen und sein gelbes Entchen ein. Luna ist gepäckmäßig alles wurscht, Hauptsache, die Futtertonne kommt mit. Irgendwo im Handschuhfach muss noch das Kärtchen liegen, wo draufsteht, wie unsere Hundehaftpflichtversicherung auf französisch heißt. 

Im Fressnapf gibt es wieder diese peinlichen, knallroten Fit+Fun-Kackbeutelchen. Das ist schön. Wir haben 200 Stück besorgt. Provence, wir wären soweit. Es wartet ein azurblauer See, ein idyllisches Dorf mit leider sehr tapferen Katzen und wie jedes Jahr um diese Zeit das dicke runde Wawa.

Montag, 15. Juli 2013

Die Sache mit den Blutwurstfingern.





Als ausgewiesener Leinen- und Freilaufaggro-Fachmann Betroffener Gurke habe ich unser Blutwurstfingerdesaster neu aufgearbeitet. Es wird in bewährter Ehrlichkeit dargelegt, warum das Schönfüttern der Gegnerinnen bei Luna nicht funktioniert hat. Zumindest nicht nachhaltig – also, öhm, länger als zehn Tage.

Diesen Besinnungsaufsatz findet ihr in der neuesten Ausgabe der hundeschau. Ja gut, das ist jetzt mal ein Verweis auf ein klassisches Printprodukt. Für die Jüngeren unter uns: Print ist das, wo man blättert, nicht klickt.


Montag, 24. Juni 2013

Homöostase vs. Hypothalamus - eine wissenschaftlich-kritische Annäherung an das Markertraining.




Unter Markertraining verstehen wir heute den Umgang mit uns anvertrauten Lebewesen auf Basis modernster wissenschaftlicher Erkenntnisse. In der vorliegenden Arbeit soll die Kombination „Marker-Hund“ beleuchtet werden. Delphin, Wellensittich und Silberfisch werden in einer separat geführten Abhandlung zu berücksichtigen sein.

Beim Markertraining belegt der Markernde (i.w.S. der Mensch) das zufriedenstellende Verhalten des zu Markernden (i.e. Hund) mit einem Signal. Dies kann ein Wort sein oder ein Geräusch. In 82,5% der Fälle verwenden die Markernden einen emotionsfreien Klick, der mithilfe eines marktüblichen Klickerinstruments erzeugt wird.1

Sonntag, 16. Juni 2013

Der große Arschaufriss. (Folge 1. Die Banken.)





Wenn Wiki sich mal wieder in einer Hand verbissen hat, kommt ein traumatisierendes NEIN selbstverständlich nicht in Frage. Wir erziehen ausschließlich positiv bestärkend! Dem Hund muss ein Alternativverhalten angeboten werden. In loser Folge werde ich ihm also Idioten und Institutionen vorschlagen, denen mal so richtig der Arsch aufgerissen gehört. Heute: den Banken.

Warum? Ganz einfach. Guckt auf die Generalübersicht eures Online-Bankings. 

Donnerstag, 30. Mai 2013

He! Hundetrainer-Pack!





Wäre es wohl möglich, dass einer von euch eine TV-Sendung macht, ohne dass ihm gleich alle anderen gelb vor Neid ans Bein pinkeln? Es ist doch nicht zu glauben.

Noch nicht mal die erste ZDF-Staffel von Maike Maja Nowak ist raus, schon beißen die Stuten. Eine Petition wird ins Leben gerufen, der Verband nimmt dramatisch Stellung. Der Frau muss das Handwerk gelegt werden, denn – Obacht jetzt! – sie macht Kscht und blockt den Hund mit dem Körper. 

Sonntag, 19. Mai 2013

Ein Bild von einer Rampensau.







Ich komme in Lesungsklamotten in die Küche. Über der Schulter hängt mein Lesungsrucksack, in meiner Hand halte ich Lunas Lesungshalsband. Ich ziehe mir die Lesungsschuhe an. Luna steht auf, reckt sich und trabt mit mir zum Auto. Wir fahren los.

Wiki kennt diese Nummer. Er hat sie fünfzig Mal gesehen. Schon beim dritten Mal ist er nicht mehr aufgesprungen und zur Tür gerannt, sondern brummig auf seiner Decke liegengeblieben. Lesungen sind Lunas und mein Ding. Daher guckt er einigermaßen verblüfft aus der Wäsche, als es beim einundfünfzigsten Mal heißt: „Wiki, komma mit.“

Freitag, 3. Mai 2013

Otto.




Habe ich euch eigentlich gesagt, dass ich zwischenzeitlich mal ganz kurz kein Hundebuch schreibe? Nicht? Muss ich vergessen haben. Anlass ist die aktuelle Statistik der Krawallmaus Tagebücher – hier speziell die Zahlen der Klicks auf die Porträts Mensch und Hund

Die Hunde wurden 13.158 mal angeklickt, der Mensch 10.441 mal. 


Das heißt, von 13.158 interessieren sich 2.717 einen feuchten Kehricht für mich. Hallo? Das sind 20,7 %. So geht‘s nicht weiter. Ich muss jetzt auch mal was für mich tun.

Samstag, 20. April 2013

Ab heute sind wir blau.






Luna atmet tief durch und wirft mir einen gereizten Blick zu. Ich kenne diesen Blick gut. Er bedeutet: „Warum hast du uns das angetan, du Idiot, es war so schön ruhig hier!“

Was ist passiert? Was kann so dramatisch sein, dass es einen vierzig Kilogramm schweren, siebenundsechzig Zentimeter hohen Schäferhundpumakängurumischling von altem Krawall-Adel, dessen Unbotmäßigkeiten ein ganzes Buch füllen, aus den Latschen haut?

Donnerstag, 28. März 2013

Gegendarstellung.





In vorzugsweise zum Zwecke der allein selig machenden Kanidenerziehung gegründeten Hund-Halter-Vereinigungen in einem sozialen Netzwerk US-amerikanischen Ursprungs, also auf Facebook, wird vermehrt behauptet, meine Hunde und ich würden uns wahllos über andere Hunde und Halter lustig machen.

Hierzu stellen wir fest: Das Prädikat „Affenzirkus 2013“ wird von uns nicht wahllos vergeben. Für Halter, die sich mit ihren Trainingstechniken für diese Auszeichnung bewerben, gibt es ganz klare Bewertungskriterien:

Donnerstag, 14. März 2013

Schönsprech 2.0.





Damit ich ihn hinter Wild stoppen kann, haben der Jagdwichtel und ich die perfekte Impulskontrolle erarbeitet. Segelt er hinter der Reizangel her, kann ich ihn mit einem einzigen „Platz!“ aus der Luft pflücken. Warum in Dreiteufelsnamen interessiert ihn das einen Scheiß, wenn er Kaninchen sieht?

Ganz falsche Frage! Es geht heutzutage nicht darum, warum etwas nicht klappt, sondern wie man etwas, das nicht klappt, verkauft, als ob es geklappt hätte. Wir reden uns das Leben schön und lügen uns die Tasche voll. Das dazu notwendige Werkzeug heißt Schönsprech 2.0.

Donnerstag, 28. Februar 2013

Sie klickert mich.




Seit bekannt wurde, dass meine Hündin mich nicht gewaltfrei erzieht, mehren sich die empörten Stimmen. Viele finden den Vorfall mit bzw. den Runterfall vom Fahrrad so erschütternd, dass sie mich dem Hund wegnehmen wollen.

Ein Hund, der die Bedürfnisse seines Menschen derart ignoriert, so argumentieren sie, dürfe keine Zweibeiner halten. Zudem sehe es mit meiner artgerechten Auslastung ganz schlecht aus. Ich hätte ja so gut wie keine Zeit mehr für Literatur, Bier und Sportschau, weil ich immerzu mit dem Hund raus müsse. 

Mittwoch, 30. Januar 2013

Boing statt Bsch.





Der aufrechte deutsche Tierschützer macht zwar Ferien, bleibt aber auch im Ausland vierundzwanzig Stunden täglich am Ball. Letzten Sommer erntete ich empörtes „Tierschutzrelevant!"-Gemurmel und bitterböse Blicke, als ich die Diva in der Provence herzhaft in die Seite rempelte. 

Ich weiß, dass es sensible Hunde gibt, deren unerwünschtes Verhalten mit einem Fingerschnipsen unterbrochen werden kann. Aber so einen habe ich nicht! Habe ich nicht! Habe ich nicht! 

Donnerstag, 17. Januar 2013

Krawalljahresrückblick Zweitausendzwölf.





Zweitausendzwölf war das Jahr, in dem das Pärchenpack innig miteinander verschmolz. Nein, keine Welpen! Im Grunde ist er ja okay, dachte Luna so um Weihnachten herum, ich behalte ihn doch. Man soll ja auch zum Fest keine Hunde an Kurzentschlossene verschenken, sonst werden die noch ausgesetzt. Vor allem, wenn es solche Danäer-Geschenke sind wie Wiki. 

Wenn unsere Kinder früher zu sehr über die Schule gemotzt haben, hoben wir Erziehungsberechtigten immer einen bedächtigen Zeigefinger und sprachen: „Du sagst jetzt sofort drei gute Sachen über Bio.“ Luna ging es neulich genauso. Sie musste drei gute Sachen über Wiki sagen. Nach längerem Nachdenken kam folgendes dabei herum: