Wenn Luna ab und zu mal Mist baut, begehe ich immer denselben strategischen Fehler. Ich entschuldige mich für meinen Hund und meine Unaufmerksamkeit.
Viel schlauer wäre es, anklagend auf einen Vorfall aus der frühesten Kindheit des Tieres hinzuweisen, der das Schätzchen leider zu dem gemacht hat, was es heute ist. Wie neulich, als mich jener schwarz-graue Wuschel vom Fahrrad fegt. Der läuft 30 Meter vor seinen Besitzern her, sieht Fahrrad, Luna und mich, nimmt Maß, stürzt sich krakeelend auf uns, wartet, bis ich eiernd im Graben lande, und dreht dann wieder ab.
Ich mache also gezwungenermaßen Sitz. Fahrrad und Luna auch. Gebannt sehen wir zu, wie Wuschel mit viel Tamtam und Kommkomm und Feinfein unter Kontrolle gebracht wird.
Entschuldigung? Nicht die Bohne. Stattdessen nur wieder dieser dämlicher Spruch, den ich schon auswendig kenne:„Das macht der nur, weil er im Alter von 4 Monaten von
(ergänzen Sie bitte sinngemäß)
• einem Hund
• drei Hunden
• einem Schäferhund
• einem großen Hund
• einem schwarzen Hund
• einem großen, schwarzen Schäferhund
angefallen wurde, und jetzt stürzt er sich immer aus lauter Unsicherheit zuerst auf die anderen.“
Unsicher? Läuft 30 Meter voraus und hopst eigenständig auf den Gegner. Ja, ja. Und wovon träumen die nachts?
Noch effizienter als seine Verantwortung auf diese Weise abzugeben ist übrigens folgende Technik: Nicht lange fackeln und gleich dem anderen die Schuld in die Schuhe schieben.
An dem engen Brückchen bleiben wir stehen, um eine uns völlig unbekannte, Fahrrad fahrende Dame mit Labrador durchzulassen. Luna blinzelt in die Sonne und macht ausnahmsweise gar nichts. Ist ja ein Rüde. Der Labbi kriegt auf der Stelle einen Tobsuchtsanfall und zieht sein Frauchen vom Rad. Sagt die: „Mein Robert merkt sofort, wenn ihm ein aggressiver Hund gegenüber steht. Dann reagiert er immer so wild.“
Ist das nicht klasse! Zwei Sätze, fünf Sekunden, schon haben wir den Schwarzen Peter.
So kann das unmöglich weitergehen. Auf dem Heimweg überlegen wir uns eine Legende. Die bringen wir jetzt jedes Mal an den Mann, wenn sich Luna daneben benimmt: „Wissen Sie, meine Hündin wurde als Welpe von einem
• Hoover
• Miele
• Vorwerk
Staubsauger angegriffen und tut sich seither etwas schwer mit allen Lebewesen, die, äh, einatmen. Mit denen, die nur ausatmen, kommt sie prima klar.“
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2008
1 Kommentar gerettet
AntwortenLöschenMENSCH
Von heute ganz frisch aus dem Wald: Abgeleinte Schäferhündin walzt auf angeleinte Luna los und macht sie zur Schnecke. Besitzerin reagiert mit dem Standardsatz: „Das macht sie normalerweise nicht." Das Beste kommt wie üblich zum Schluss: „Na ja, so ein, zwei Kandidaten gibt es, mit denen kommt sie einfach nicht aus." Schon komisch, dass ausgerechnet Luna zu den Kandidaten gehört. Wir sehen uns heute zum ersten Mal.
Freitag, 31. Oktober 2008 - 18:09
ich finde euren blog großartig...er hilft mir sogar ein bißchen therapeutisch =) ...in dem sinne die macken unseres mensch-hund-rudels einfach mit ein bißchen mehr gelassenheit und einem augenzwinkern zu sehen. manchmal wünsche ich mir ein bißchen mehr so sein zu können wie die oben beschriebenen leute. ein bißchen weniger gedanken/stress/training/rücksicht/etc. machen und dadurch ein bißchen entspannter leben...aber eigentlich will ich auch garnicht zu diesen hohlbirnen gehören... =) danke für euren blog!
AntwortenLöschenGenau so geht es mir im Moment auch. Ja, ich möchte zu den Hohlbirnen gehören! Ich möchte eine Hohlbirne sein! Ich bin überzeugt, die Hunde leben bei Hohlbirnen entspannter. „Niedlich, jetzt hat er schon wieder den Jogger umgerempelt. Was läuft der auch immer hier rum.“
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