Es gibt eine Stelle im Wald, die ist Lunas Lieblingsstelle. Und diese Lieblingsstelle erinnert mich an meine Lieblingsstelle in einem meiner Lieblingsbücher.
Viermal Liebling in drei Zeilen. Mein alter Deutschlehrer rotiert im Grabe. Ist mir doch wurscht. Diese (sechs!) Lieblingsstelle geht so:
Es gibt Sätze, die hätte man als Texter liebend gern selber geschrieben. Sonderlich viele sind das nicht, aber die da oben gehören mit Sicherheit dazu. Und die folgenden erst recht.
Gleich neben der Wohnung stand ein zerbrochenes Schild, auf dem BETRETEN V stand. Als Christopher Robin das Ferkel fragte, was das zu bedeuten habe, sagte es, das sei der Name seines Großvaters, ein Name, der schon lange in der Familie sei. Christopher Robin sagte, man könne nicht Betreten V heißen, und Ferkel sagte, doch, das könne man, sein Großvater habe ja so geheißen, es sei die Abkürzung von Betreten Vic, welches die Abkürzung von Betreten Victor sei. Und sein Großvater habe zwei Namen gehabt, für den Fall, dass er mal einen verlöre: Betreten nach einem Onkel und Victor nach Betreten.
Beide Perlen stammen aus der Feder von Alan Alexander Milne, dessen Pu der Bär seit dem 14. Oktober 1926 irrtümlicherweise als Kinderbuch vermarktet wird. In Wahrheit ist es für Kinder absolut ungeeignet, weil sich die Erwachsenen vor Lachen biegen anstatt ordentlich vorzulesen.
Voraussetzung ist allerdings, man hat die Übersetzung von Harry Rowohlt vor sich. Sie ist nämlich die einzige, die sich getreu an den Wortlaut des Originals hält. Wer danebengreift, biegt sich leider nur vor Gähnen.
Das Büchlein wird vom Cecilie Dressler Verlag herausgegeben, und jeder, der es in den Händen hält, fühlt sich schlagartig zwanzig bis vierzig Jahre jünger. Die meisten Dressler Ausgaben sehen nämlich noch genau so aus wie die Schnuckels, die man seinerzeit in der Stadtbücherei ausgeliehen hat.
Falls ihr euch jetzt fragt, ob da auch der ein oder andere Hund eine Rolle spielt – nö. Warum?
Später gingen Pu und Ferkel nachdenklich durch den goldenen Abend nach Hause, und lange war es ganz still. „Wenn du morgens aufwachst, Pu“, sagte Ferkel schließ-lich, „was sagst du dann als erstes zu dir?“ – „Was gibt's zum Frühstück?“ sagte Pu. „Was sagst du, Ferkel?“ – „Ich sage: Ich frage mich, was heute Aufregendes passieren wird“, sagte Ferkel. Pu nickte gedankenschwer. „Das ist dasselbe“, sagte er.
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2008
Das Hörbuch, von Harry Rowohlt gesprochen, ist noch besser!
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