Freitag, 18. Dezember 2015

Last-Minute-Geschenktipp.




Wenn man Verbalakrobatik und Metzgerhandwerk schätzt, gehört es zu den Höhepunkten des Daseins, Malmsheimer den Niedergang des Wurstbrots beklagen zu hören: „Früher war nicht alles besser. Das ist Quadratunsinn. Aber es gab Sachen, die waren früher gut. Und sie wären es auch heute noch, wenn man die Finger davon gelassen hätte. Zum Beispiel das Wurstbrot!

Unten eine Scheibe Graubrot mit knuspriger Kruste. Richtiges Brot aus Korn, aus Mehl. Nicht diese weiße Feuerzeugwatte, die wir heute zum Frühstück fressen, nein! Darauf, daumendick und goldgelb, Gutebutter. Ein Wort! Gutebutter. Und dann drei, in Worten drei, der Krieg ist vorbei, drei Scheiben Zervelatwurst. Die müssen wie die Dachschindeln anliegen. Das war gut. Jahrtausende war das gut. Bis zu diesem furchtbaren Tag, an dem irgendso ein mental verrotteter Bäcker da Mayonnaise draufgepackt hat! Und ein Salatblatt und Tomate und gekochtes Ei! Du hast das Gefühl, du beisst in einen Komposthaufen!!“ 1


Montag, 14. Dezember 2015

High Noon am Mauseloch.



Der Alukätzchenfighter. Letzter Teil: High Moon am Mauseloch.


Eigentlich bin ich ja nur neugierig, ob Wiki sein Mauseloch gegen einen duftenden, luftgetrockneten Rindfleischwürfel aus biologisch-dynamischem Anbau tauschen möchte. Nein, will er nicht! Stattdessen fällt er in seine wohlbekannte Starre und bedroht mich. Klar, er hat ja keinen Maulkorb auf. Da kann man wieder gepflegt die Sau rauslassen.

In meiner Not knalle ich ihm die Leckerchenbüchse vor die Füße. Bei dem Geschepper schreckt er hoch. Er sieht aus, als tauche er aus einer anderen Welt auf und erkenne mich jetzt erst. Leise brummelt er vor sich hin. Dieses Brummeln kenne ich. Das macht er auch beim Abtrocknen. Das ist sein Spielbrummern.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Workout am Schälchen.



Der Alukätzchenfighter. Teil 3: Workout am Schälchen.



Wir haben einen Arsch voller Hausaufgaben bekommen. Zehn Minuten pro Tag sollen wir um die Alukatze herumturnen und im Konflikt zueinander finden. Mindestens vier Mal pro Woche! Die Krauses waren zuversichtlich. Zum Abschied haben sie alle beruhigend mit den Augen gekniept, den Kopf gewiegt und gesagt: „Gut machst du das!“ – „Das wird schon!“ – „Ihr schafft DAS!“

Alukatzen-Workout. Tag 1.
Jetzt stehe ich hinter dem Haus neben unserer ersten eigenen Alukatze. Luna hat sich im sicheren Abstand unter einem schattigen Baum auf den Rasen gepflanzt. Ich schaue Wiki an. Er guckt zurück und wedelt mit dem Schwanz. Dieser Hund sieht aus, als hätte er nicht den leisesten Zweifel daran, dass er DAS schafft. „Ich glaube, wir fangen morgen an“, sage ich, nehme ihm das Maulkörbchen ab und lasse ihn kommentarlos die Alukatze leerschleckend.

Freitag, 11. Dezember 2015

Klare Ansage.


Der Alukätzchenfighter. Teil 2: Klare Ansage.


Nur wenige Wochen später sitzt Wiki knurrend im Hof von Sophie Strodtbecks Seminarkneipe in Oberrimbach und beantwortet ungeduldig die Fragen der umstehenden Krauses. Nein, diese Alukatze lasst ihr mal schön in Ruhe! Genau, das Teil gehört mir! Denkt nicht mal dran! Nein, näher als fünf Meter kommt ihr auf keinen Fall. Ja, der Maulkorb ist scheiße. Ach was, der hindert mich nicht am Hacken. Wie – wohin? In deinen Fuß natürlich. Nein, ich gehe immer noch nicht weg. Lös du dich doch selber in Luft auf, du Pfosten!

Die Krauses kommen aus ganz Deutschland und machen mich nervös. In der Mehrzahl handelt es sich bei ihnen um erfahrene Hundetrainer, die es in ihrem Beruf gar nicht so selten mit wirklichen Problemhunden zu tun haben. Also solchen, die ihren Besitzern ohne Wenn und Aber an die Wäsche wollen. Hunde, die so riesig sind wie anatolische Kangals und kompromisslos gucken wie Chuck Norris, Kanaillen, die nicht nur drohen und kurz abschnappen, sondern ihren Lieben tatsächlich im Arm hängen oder im Hüftspeck.


Donnerstag, 10. Dezember 2015

Maulkorb Dackel Fünf.



Der Alukätzchenfighter. Teil 1: Maulkorb Dackel fünf.

In ihrem Buch Wir müssen reden schreibt Nadin Matthews augenrollend: „Es gibt Kundinnen, die kommen in die Beratung und bringen ein paar Leute mit: Cesar Millan, Martin Rütter, andere Hundeprofis und mindestens zwanzig Hundehalterinnen aus einem Internetforum. Alle haben etwas zu sagen, nur die Kundin ist kaum noch zu verstehen.“ 

All das habe ich bei unserem ersten Treffen auch dabei. Genauer gesagt: eine zerkaute Wasserpistole, die den Beuteverteidigungsvorgang zu keiner Zeit wirksam unterbrochen hat, weil sowohl Dr. Jekyll als auch Mr. Hyde Wasser sehr gerne mögen. Einen angebissenen Mittelfuß, weil man einen fauchenden Wiki im Verteidigungsfall besser nicht nach Cesar’s Way mit der flachen Flip-Flop-Sohle in die Flanke stupst. Meine zerbeulte Rappeldose, die hervorragend funktioniert, aber leider nie zur Hand ist, wenn ich sie brauche. Eine Familie, die hinter mir steht, allerdings nur um Dampf zu machen, sowie eine wild fantasierende Facebookgruppe, die meine Hunde adoptieren und mich vierteilen möchte. 

Sonntag, 22. November 2015

Jeder kriegt den Hund, den er braucht.






„Lass uns einen Hund in die Familie holen“, sagte meine Frau in einem leichtsinnigen Moment vor zehn Jahren. „Das wird schön. Dann kommen wir jeden Tag an die frische Luft und haben Zeit, ausgiebig miteinander zu reden, ohne dass ein Telefon quengelt oder ein Kind klingelt.“

Es wurden dann schließlich zwei. Luna, eine emotionsflexibel veranlagte Rüdin, die andere Hunde verhaut, und Wiki, ein testosteronhaltiger Kleptomane, der alles klaut und jeden beisst, der es ihm wieder wegnehmen will. Bei Kaninchen, Katze, Hirsch und Wildsau verlieren beide komplett die Nerven und kreischen vor Mordlust, der Rüde explodiert noch zusätzlich bei Geflügel.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Verweste Möwen in Dielenritzen.







Wenn man eine Woche lang den Strand bei Julianadorp auf und ab rennt, sich täglich unbeaufsichtigt „Gemischte Krebs-Muschel-Platte an verwester Möwe auf salzigem Kaninchenköttelbett“ reinpfeift und danach kein einziges Mal kotzt – dann ist man eine ganz harte Sau.

Dachte ich jedenfalls. In Wirklichkeit spart sich Wikis widerspenstiger Magen die ganze Herrlichkeit für den Moment auf, an dem wir wieder zu Hause sind. Nicht einmal von vier Stunden samstäglicher Autofahrt lässt er sich aus dem Konzept bringen.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Dieses Buch gehört in jedes Körbchen.




Sophie Strodbecks Reise durchs Hundeleben macht einfach Spaß. Mal spricht die Tierärztin, mal spricht die Hundehalterin, aber immer hört man die Verrückte heraus, die mit dem ganz großen Herzen für ihre besonderen Hunde.

Zwei Beagles, ein zähnefletschender Dingsbums und ein Härtefall aus dem Ausland – wunderbar! Alle vier haben mächtige Macken und dürfen sie auch behalten. Teils, weil es medizinisch angeraten ist, teils, weil Sophie es einfach so will. Punkt.


Samstag, 26. September 2015

Dr. Jekyll und Mr. Hyde.







Wir leben mit einer gespaltenen Persönlichkeit zusammen. Dr Jekyll hopst uns in die Arme und schmust uns stundenlang schwindelig. Mr Hyde mutiert über geklautem Futter zu einer fauchenden Bestie und beißt gnadenlos die Hand, die ihn nährt. 

Beide Herren residieren im Körper eines fünfjährigen Münsterländer-Jack-Russell-Mischlings, der vom Tierheim folgenden Begleittext erhielt: „Wiki ist ein sehr aufgewecktes Kerlchen und hat auch immer neue Ideen. Da er noch sehr übermütig ist, könnte es eventuell gelegentlich zu Missverständnissen kommen.“

Freitag, 7. August 2015

Hell's Granny.


„Was macht Luna da?“, fragt meine Frau und schaut zu, wie unsere Hündin in einer Staubwolke am Horizont verschwindet. „Sie verschwindet in einer Staubwolke am Horizont“, sage ich. „Das sehe ich auch“, sagt Stella. „Aber warum macht sie das?“ – „Wahrscheinlich ist Wolfi irgendwo da hinten.“  

Bauer Fürmanns Hofhund Wolfi und Luna kennen sich seit ungefähr zehn Jahren und wollen sich seit ungefähr zehn Jahren umbringen, wenn sie sich begegnen. „Das war eine rhetorische Frage“, seufzt meine Frau. „Mir ist auch klar, dass da hinten irgendwo Wolfi ist. Aber warum macht sie das? Luna ist bald zehn. Weißt du, wie alt sie als Mensch wäre? Unter Berücksichtigung ihrer vierzig Kilo Gewicht ungefähr achtzig!!! Wie kann man mit achtzig in einer Staubwolke am Horizont verschwinden, nur weil man sich auf eine Schlägerei freut? Das ist die brutalste Oma, die ich kenne.“ – „Sei froh, dass sie keinen Rollator besitzt“, murmele ich. „Dann wäre sie noch schneller.“ – „Mich erinnert sie an die Hell’s Grannies von Monty Python. Die haben mit ihren Handtaschen auch wahllos auf Passanten eingeschlagen.“ 

Donnerstag, 2. Juli 2015

Sommerpause. Sicherheitshalber.

Im Juli machen wir mal gar nichts. Weil es ganz heiß wird, weswegen der Sabber immer auf die Tastatur tropft, woraufhin der Laptop kaputt geht, der daraufhin in die Werkstatt muss, was wiederum den Werkstattmann so sehr freut ...

... dass er eine ganz dicke Rechnung schreibt, gegen die man sich nicht wehren kann, weil einem die Worte fehlen, da einem die Sonne die Birne weichgekocht hat, die mit 53 sowieso nicht mehr das ist, was sie mal früher war. 

Und überhaupt!




Dienstag, 2. Juni 2015

Dann nimm' halt in Schweineschmalz und Sesam geröstete Hühnerherzen!




Was soll ich lange drumherum reden. Lieber gleich die Karten auf den Tisch. Also: Luna mag andere Hunde nicht sonderlich. Eigentlich mag sie kaum etwas, was vier Beine hat. Oder sechs oder acht. 

Das Resultat dieser Veranlagung ist aufsehenerregend. Aus nichtigstem Anlass detoniert meine Hündin neben mir wie ein Atompilz. Vorsichtshalber ist sie angeleint, wegen des drohenden Fall-outs. Sie detoniert, wenn eine zweite Hündin Deutschland betritt. Sie detoniert, wenn sie beim Spaziergang Bauer Fürmanns Wolfi trifft. Und wenn sie kurz darauf an Wolfis grünem Hoftor vorbeirennt, hinter dem Wolfi DEFINITIV NICHT ist, weil wir ihn gerade eben noch leibhaftig im Wald getroffen haben, dann detoniert sie gleich nochmal.

Mittwoch, 6. Mai 2015

Plädoyer für ungezogene Krausehunde.






















Die Damen begegnen sich auf einer kurzgeschorenen Wiese am Bodensee. Nachdem die Ältere der Jüngeren zu verstehen gibt, es handle sich bei dieser Grünfläche seit über einem Jahrzehnt um ihr Revier, macht die Jüngere der Älteren klar, dass es höchste Zeit für einen Generationswechsel ist. 

BOINK! Schon haben die zwei sich in der Wolle. Ich hechte dazwischen und versuche, meine erboste Luna (damals 8) von der kochenden Bella (damals 12) herunter zu pflücken. Ja, ich weiß, das soll man nicht! Aber was bleibt mir anderes übrig? Um mich und die Hunde stehen vier tatenlose, aber dafür laut schreiende Rentner herum. Drei rufen so etwas Ähnliches wie „Wah! Wah! Wah!“, treffen aber keinerlei Anstalten, mir zu Hilfe zu kommen. 

Samstag, 4. April 2015

Base Porn.



Auf unserer Hunderunde durchs Neandertal werden wir von einem Mammut, einem Wisent und drei Säbelzahnschweinen angegriffen. Die Hunde und ich kämpfen wie die Berserker. Schwer verwundet stürzen wir die Böschung hinunter. Wir brauchen Hilfe. Ich greife zum Handy. Es ist tot!

Wie konnte es dazu kommen? Also dass das Handy tot ist, meine ich. Das mit dem Mammut und dem Schweinezeugs ist nur ein geschickter dramaturgischer Kniff. Außerdem haben die Schweine im Neandertal heute keine Säbel mehr. Aber das Telefon ist tatsächlich verstorben. Es besteht ab sofort keine Chance mehr auf Rettung, wenn wir still und stumm in den Büschen liegen.

Sonntag, 22. März 2015

Wenn der Körperklaus Kssst macht.




An einem sonnigen Frühlingstag versuche ich, eine mit schwerer Erde gefüllte Schubkarre über unsere holperige Wiese zu bugsieren. Als ich mit dem linken Fuß in ein von den Hunden aufgebuddeltes Mauseloch trete und mit dem rechten an einem Maulwurfshaufen hängen bleibe, ist mein Schicksal besiegelt.



Wild eiernd versuche ich, auf einer Strecke von zehn abschüssigen Metern mein Gleichgewicht zu halten. Ich stolpere nach Osten, während die Karre nach Westen ausbricht, reiße das Ruder in letzter Sekunde herum, ramme mir die Handgriffe in die Leiste, lasse das Gefährt los, bevor ich meinen eigenen Schuh überfahre, und schlage schließlich der Länge nach auf die Fresse. Meine Töchter beobachten diesen unwürdigen Akt der Hilflosigkeit ungerührt von Anfang bis Ende und diagnostizieren trocken: „Er ist ein echter Körperklaus.“


Samstag, 24. Januar 2015

Herrchenjahre 3.


So. Die „Männer“ sind geschrieben, lektoriert, gekürzt, gewürzt und abgekocht. Männer al dente ist seit dieser Woche beim Verlag und harrt des Drucktermins. Nach zwei Männerbüchern bin ich quasi austherapiert und kann mich wieder den wahren Herrschern unseres Planeten widmen: den Rüdinnen und Rüden.

Das Schreibgerät ist frisch poliert. Unschuldiges weißes Papier liegt in Stapeln bereit. Auf dem ersten Blatt steht auch schon was: Herrchenjahre 3.