An einem sonnigen Frühlingstag versuche ich, eine mit schwerer Erde gefüllte Schubkarre über unsere holperige Wiese zu bugsieren. Als ich mit dem linken Fuß in ein von den Hunden aufgebuddeltes Mauseloch trete und mit dem rechten an einem Maulwurfshaufen hängen bleibe, ist mein Schicksal besiegelt.
Wild eiernd versuche ich, auf einer Strecke von zehn abschüssigen Metern mein Gleichgewicht zu halten. Ich stolpere nach Osten, während die Karre nach Westen ausbricht, reiße das Ruder in letzter Sekunde herum, ramme mir die Handgriffe in die Leiste, lasse das Gefährt los, bevor ich meinen eigenen Schuh überfahre, und schlage schließlich der Länge nach auf die Fresse. Meine Töchter beobachten diesen unwürdigen Akt der Hilflosigkeit ungerührt von Anfang bis Ende und diagnostizieren trocken: „Er ist ein echter Körperklaus.“
Hätte ich das mal früher gewusst! Ich hätte mir nicht zehn Jahre lang den Kopf über meine eigene Unzulänglichkeit zerbrochen. Warum bloß kriege ich meine Hunde nicht erzogen? Wieso machen die täglich mit mir den Larry? Bin ich zu schwach? Zu doof? Zu ahnungslos? Nein! Ich bin ein Körperklaus!
Körperkläuse grätschen nach Nowakscher Manier zwischen Hund und Reizlage (siehe Foto oben), fauchen Kssst und werden nicht für fünf Pfennig ernst genommen. Klar, der Hund springt beiseite. Aber nicht weil er beeindruckt ist, sondern weil er fürchtet, dass ihm der Körperklaus wieder mal auf die Pfoten trampelt. Beim Ausweichen stellt er fest, hey, da vorne riecht’s nach Storch, und wo ich eh grade auf dem Sprung bin … tschüss! Der Körperklaus zappelt derweil am Waldrand, versucht sich interessanter zu machen als das jagdbare Getier und johlt in einem fort AUUSSSS ZURÜCK PLATZZZZ.
Das funktioniert aber nicht. Ein Körperklaus ist nämlich von Natur aus nicht interessant. Das klingt paradox, ich weiß. So seltsam wie er herumfuchtelt, müsste er eigentlich der totale Magnet sein. Aber hier weiß der gewiefte Hund zu unterscheiden. Dieser Hampelmann am Horizont ist kein Mensch, der sich interessant macht, um mich vom Jagen abzulenken, sondern ein Körperklaus, der sich ganz normal bewegt. Und was er da mit seinem dünnen Stimmchen ruft – SSSÜCKKKTZZZZZ! – hat mit einem Kommando nichts zu tun. So klingen Babyrasseln.
Manche Naturtalente werfen ihren Hunden einen kurzen Blick zu, schon backen die kleine Brötchen. Guckt ein Körperklaus, geht der Hund nicht in Deckung, sondern guckt ebenfalls. Er denkt, oha, der Klaus guckt, irgendwo muss etwas zum Verkloppen sein. Wenn ein Körperklaus mit dem Unterarm wedelt und mit Babyrasselstimme „Weg da vom Mauseloch!“ befiehlt, wird er umgehend in den Unterarm gebissen. Er wedelt eben nicht wie eine Reschpecktsperson, sondern wie ein Körperklaus. Anstatt seinen Hund wegen Geruchsbelästigung und unverschämten Breitmachens aus dem Bett zu werfen, schiebt ein Körperklaus nur unentschieden den Hundearsch hin und her und wird prompt angeknurrt. Am Fahrrad zuckt ein Körperklaus hinter seinen Hunden her und vollführt lebensgefährliche Manöver, weil der eine nach rechts will und der andere nach links. Die Leinen hat sich der Körperklaus an einen Arm gebunden. In Extremsituationen rutscht er von den Pedalen. Idealerweise fährt er ein Damenfahrrad, um sich auf der Mittelstange nicht selbst zu vasektomieren.
In Facebookgruppen, die Management by Feinkost oder Leadership by Lala propagieren, veröffentlicht ein Körperklaus besser nichts. Oder wenn, dann allerhöchstens das Rezept für handgerolllte Demeterfleischbällchen oder die Partitur für eine aufsehenerregend neue intermediäre Brücke. Klau-lau-lau-lau-lau-lau-lau-lau-lau-lau-laus.
Professionelle Hilfe ist nicht in Sicht. Ich habe mich erkundigt. Der Mexikaner bildet ausschließlich Packleader aus. Mit einem Packklaus will er nichts zu tun haben. Bei Tomasinis Leitwolftraining findet sich auch nichts. Ich kann es verstehen. Selbst nach 25 Unterrichtseinheiten wird aus einem Körperklaus kein Leitwolf. Höchstens ein Leitklaus. Der leitet aber nicht, sondern taumelt wie ein Gumby mit einem Taschentuch auf dem Kopf hinter seinen Hunden her.
Bleibt die stille Hoffnung, dass Luna und Wiki selber Körperkläuse werden, wenn sie alt und tatterig sind. Dann rennen wir gemeinsam frontal vor die Laternen. Das wird eine schöne Zeit.
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Jetzt weiß ich endlich, ich bin eine Körperklausin, hilft aber auch nicht wirklich. Und wenn ich warte, bis Luna alt und tatterig ist, bin ich es schon längst. Schicksal!
AntwortenLöschenDas ist so fantastisch ge- und beschrieben - der Körperklaus hat mich heute den ganzen Tag begleitet und für herrliche Lachflashs gesorgt :)) Es fehlt noch eine Körperklaus-Figur, die man sich an die Leine, an den Schlüsselbund oder ans Halsband des Hundes befestigen kann...so als Erinnerung nicht alles bierernst zu nehmen und lieber den Körperklaus herauszulassen :)
AntwortenLöschenNe, mein lieber, das bleibt so nicht stehen. Bin mal gespannt, ob der Körperklaus einen Arsch in der Hose hat...
AntwortenLöschenDer Leitwolf persönlich schenkt Dir nämlich einen Gutschein für ein Körperklaus konformes Leitwolf Training am Ort Deiner Wahl. Mit oder ohne Schubkarre - das bestimmst Du. Zwei Bedingungen: vernünftiger Kaffee oder Tee und Spasss an der Freud. Trauste Dich? :-)
Lieber Mirko,
AntwortenLöschenKörperkläuse haben immer einen Arsch in der Hose. Sie brauchen ja etwas, worauf sie fallen können. :o)
Ich würde sehr gerne das Leitwolftraining kennenlernen. Ohne Schubkarre, mit Kaffee und dem Versprechen, mich nicht klausiger anzustellen als ich wirklich bin.
Schönen Gruß
MFD
Bitte berichte von dem Training, ich würde mich riesig freuen, in Dodilet-Manier geschrieben davon zu lesen. :-)
LöschenLG
Lia
ich möchte gern das Video von dieser Trainingseinheit sehen, da könnte ich mir bestimmt viel abgucken. Mein Kschhhh ist so leise, dass meine Hunde nicht mit der Wimper geschweige denn mit den Ohren zucken. Mein Nowakscher Ausfallschritt führt mich todsicher hinter den vorbeipreschenden Doggerich und meine Rückrufe mit Armwedeln und Regentanz bewegen nur den flüchtenden Hasen zur Umkehr - was mein Rudel allerdings zumindest für einige Zehntelsekunden wieder in meine Nähe bringt.
AntwortenLöschenKatrin, das klingt ja furchtbar!
LöschenMöchtest du den Trainingsgutschein?
;o)
Das könnte ich niemals verantworten, dich dieser einmaligen Chance zu berauben. Mir genügt das Video, mein Rudel lass ich dann mitgucken, das bildet.
LöschenEin "Körperklause-Gutschein" ist nicht übertragbar!"
AntwortenLöschenIch bin auch bekennende Körperklausin, oder wie verklausuliert man da die weibliche Form? Auf alle Fälle sind fallen (z.b. wenn ein Rudel mit Turbolader, aber ohne Ankündigung gemeinsam an der Schleppleine Gas gibt oder einen mit Leinen so umwickelt, das der Menschenkörper einem Brett gleich zu Boden kracht, ohne das auch nur ein Nanogramm an Elastizität und Stolperreflex möglich wären) und tückische Erziehungsfallen - in die man bzw. frau tappt, wenn sie mal total souverän Tipps befolgen will, von "Profi" Hundeflüsterern, für die offenbar einfach nicht jeder geschaffen ist. Warum heißen die eigentlich Hundeflüsterer, wenn ein leises "schhhhhttttt" nix bringt??? Wo doch angeblich der Hund so geräuschempfindlich ist und auf leiseste Zeichen reagiert, ja sogar komplett nonverbal??? Für klausige Körper einfach unmöglich, dieses Hundeesperanto erfolgreich zu büffeln.......Seufz!
AntwortenLöschenIch lache seitdem lieber über mich selbst und die Hunde lachen dann wenigstens mit. Auch was wert ;).