Donnerstag, 14. November 2013

Wer braucht schon Krause, wenn er Facebook hat.



Neues aus der Zentrale des Wahnsinns: Bienchen mag nicht gern alleine bleiben, Bommel lässt sich nicht bürsten, Pinky will bei Scheißwetter nicht raus und Emmas Stresstagebuch ist voll. Was nun? Frag nicht Krause, frag einfach deine Facebookgruppe! Hallo Gruppe? *wink lavendelversprüh schokirüberreich*

Der Hundetrainer wird überschätzt. Der hat keine Ahnung. Und wenn er drei Jahre und neun Riesen in eine Ausbildung investiert hat, hat er erst recht keine. Soll er sich doch auf seiner dämlichen Wiese die Beine in den Bauch stehen und warten, bis er grün wird. Wir brauchen keinen Krause. Wir haben Internet!


Ltheaninadaptil.
Maras Bienchen bleibt nicht allein. Bienchen ist – na was wohl? Genau! – ein Angsthund. Deshalb haben Mara und die Gruppe ein Trainingsprogramm ausgearbeitet, um Bienchen im Laufe des Jahres sanft darauf vorzubereiten, dass Mara auch mal einkaufen muss: ausgiebige Auslastung im Vorfeld des Abgangs, Ablenkung durch unterstützende Futtergaben, orale Verabreichung von L-Theanine-haltigen Stress-Relief-Tabletten der Hausmarke Adaptil, konsequente Ausdehnung des Alleinbleibens in einem Zeitrahmen, der den Hund nicht unnötig stresst, sowie Management in Form eines Hundesitters im Alltag. Nach einem halben Jahr schafft Bienchen eine halbe Stunde. 

Die Gruppe findet das wunderbar. Jeder Hund brauche halt seine Zeit und immerhin reiche es ja, um schnell zum Büdchen zu rennen. Irgendwann jedoch wagt oben erwähnter Hundesitter vorsichtig anzudeuten, dass Bienchens Trennungsstress womöglich unter Umständen eventuell mit mangelnder Führung maraseits zu tun haben könnte? Wie soll sich Bienchen das Alleinebleiben zutrauen, wenn man es ihr selber nicht zutraut und stattdessen einen Hokuspokus veranstaltet?

Daraufhin eilt Mara umgehend ins Forum, um ihrer Empörung Luft zu machen und sich die Richtigkeit des Vorgehens positiv bestätigen zu lassen. Alle loben Mara und finden, der Hundesitter müsse sofort entlassen werden. Beate findet das auch. Sie trainiert seit drei Jahren ähnlich geduldig, weil ihr Bommel sich sehr schlecht bürsten lässt. Bommel meidet zwar immer noch und „leidet Qualen unter dem Striegel“, aber wenigstens hält er still, wenn er an der Leberwursttube saugen darf.

Der milde Güni fasst Bienchens und Bommels Trainingserfolg zusammen: „Wir konzentrieren uns eben auf die Methode, die laut Lerntheorie die zuverlässigste ist.“

Nana findet, der Hundesitter habe nicht ganz Unrecht. Sie habe den lebendigen Beweis zu Hause. Der Amstaff laufe unter der Führung ihres Mannes deutlich runder als unter ihren wackeligen Fittichen. Leider tippt Nana einmal versehentlich das Bäh-Wort „Rudel“ in ihren Text. Zudem trainiert Nanas Mann Diensthunde. Pfui! Nana muss die Gruppe verlassen. Tschüss Nana! *wink*

Handtaschenschiwawa.
Marlene möchte Tipps, wie sie Pinky bei miesem Wetter ans Laufen kriegt, weil sie den Chihuahua nicht in der Tasche herum schleppen will. Daraufhin empfiehlt ihre bevorzugte Gruppe so lange eine Tasche, bis Marlene leicht gereizt den Thread löscht. Woraufhin Paula einen neuen aufmacht und jammert, dass man umsonst soviel Zeit in die guten Tipps investiert habe – und alle empfehlen Marlene wieder Taschen!!! Marlene wird unhöflich und fliegt raus. Tschüss Marlene! *wink*

Das erklärt alles.
Hätten wir damals schon gewusst, was wir heute wissen, wäre uns einiges erspart geblieben. Unsere Hunde sind nämlich nicht Chaoten, weil am anderen Ende der Leine eine Flasche hängt, sondern weil sie ihre Spooky Periods so schlecht verkraftet haben. Spooky Periods - die neue Ausrede vom Dienst. Danke Gruppe! 

Worum geht’s? Also Birte glaubt, dass Bert gesagt hat, dass Bengt gelesen hat, dass Wissenschaftler wahrscheinlich erforscht haben, dass es in den ersten anderthalb Hundejahren drei oder vier Spooky Periods gibt. Dabei soll es sich um drei oder vier mal zwei Wochen Fremdeln im viermonatigen Abstand mit plus/minus zwei Monaten rasse- und entwicklungsbedingter Verschiebung handeln. Aha!

In diesen Fremdelzeiten reagiert der Hund ängstlich auf Neues und bewertet bereits Bekanntes ebenfalls neu. Daher müssten, so Birte, Bert und Bengt, alle Reize unbedingt vermieden werden. Denn fatalerweise machen sich schlechte Erlebnisse während der Spooky Period erst in der darauf folgenden Spooky Period bemerkbar. Wenn ein Welpe beim Züchter während Spooky Period 01 zu viel Besuchertrubel hat, kann er in 
Spooky Period 02 mit übertriebener Aggression reagieren. „Es ist wirklich bedauerlich, dass mein Hund Ihrem Hund final in den Arsch gebissen hat, aber wissen Sie, er war in der ersten Spooky Period einer Reizüberflutung ausgesetzt.“

Damit Birte in zwei Jahren schlüssig herleiten kann, warum ihr Hund plötzlich Angst vor pflanzgranulatgefüllten Blumentöpfen hat, führt sie jetzt schon ein Stresstagebuch für Emma. Für jeden möglichen Stressor hat Birte eine eigene Spalte eingerichtet sowie drei weitere für zufällig auftretende Erschrecknisse. Außerdem notiert sie Anzahl, Dauer und Länge der Gassigänge und ordnet den Stuhlgang der jeweiligen Spooky Period zu. 

Bert, Bengt und 145 anderen gefällt das. Miri nicht. Miri hält Birte, Bert, Bengt und 145 andere für bescheuert. Tschüss Miri! *wink*

Ansage des demnächst bevorstehenden Artikelendes.
In der Ausbildung zum Hundegesundheitstrainer (bitte selber googeln, ich kann nicht mehr) wird der Bärengang gelehrt. Beid- und breitbeinig schwankt der Mensch hin und her und lässt Leckerchen hinter sich fallen. Sofort schnüffelt der Hund und nimmt eine entspannte, beschwichtigende Körperhaltung ein. Dies ist bei Begegnungen mit fremden Hunden nützlich, wenn der eigene Hund mit Hundebegegnungen Schwierigkeiten hat. Im Bärengang ist man für den Hund interessanter als alles andere. Kloppen, jagen, verheerende Schäden anrichten – fällt alles weg. Ein echter Magnet, der Bärengang.

Falls das zur grenzenlosen Überraschung aller Beteiligten nicht funktionieren sollte, einfach den Hund zurückrufen. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass der Rückruf „im Hund vertieft“ ist.

Cindy schreibt: „Das Rückrufkommando ist zwar vertieft in ihm, aber er reagiert sehr selten darauf. Also wenn er mal von der Leine ist, muss ich schon viel Glück haben, dass er zu mir zurück kommt. Aber es gibt auch Momente, wo er es einfach ignoriert.“
Christian schreibt: „Vertieft? So, so.“
Tschüss Christian! *wink*

Dann war da noch Valerie, die gelesen hat, dass man unbedingt das Leinenende ansagen soll. Sonst renne der Ridgeback womöglich unbekümmert weiter, bis es irgendwann an seinem zarten Hals zuppelt. Eine fatale Einwirkung, die zu Irritation, Verstörung und Genickbruch führen könne. 

Das darf nicht passieren! Ich kündige hiermit an: Das Ende des Artikels ist NACH NUR NOCH EINER ZEILE erreicht. Nicht dass ihr einfach weiterstolpert und in die Kommentarspalte stürzt.


© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2013




Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und Hunden sind nicht zufällig, 
sondern kein Wunder. Alle Namen wurden geändert. Die richtigen Namen
sind der Redaktion bekannt. Wer sich selbst erkennt, ist auch gemeint. 
Allen betroffenen Hunden wünschen wir einen vielseitig und 
gut ausgebildeten Trainer, der ihre Halter einmal richtig erdet!


36 Kommentare:

  1. .............. mal wieder lauthals gelacht. ich bin gespannt, ab wann walldorferziehungscamps für hunde eingeführt werden. sie können dann zwar immer noch nicht einem befehl (darf man das so sagen :-) ) nachkommen, aber dafür ihren namen tanzen.

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    1. Liebe Iris, nachdem mein Sohn einen Großteil seiner Schulzeit bei den Waldis verbracht hat und meine Töchter immer noch dort sind, kann ich dir versichern: Es ist nicht so schlimm!

      Die Kinder sind relativ gut geraten. Gelegentlich haben sie mit den Lehrern leichte Schwierigkeiten, weil sie eben nicht ihren Namen tanzen, sondern andere Wörters. Schlimme Wörters! Und manchmal stricken sie mit ihren Mittelfingern einen Schal.
      :o))

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  2. Ich schmeiß mich wech! :)))))

    Ich brauch weder Krauses noch fb-Gruppen. Ich muss nur hier lesen, erinnere mich an Zeiten in Foren (in dem Zusammenhang auch an eine Günni *augenverdreh*) und blicke bedauernd auf meinen Hund, weil er nicht weiß, wie gut er es bei mir hat. Er hält das "es-gut-bei-mir-haben" leider für selbstverständlich. Ahnungsloses, undankbares Tier, das!

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    1. An eine "Günni" erinnere ich mich auch nur zu gut. Da hieß es dann für mich. Und Tschüss Ellen! *wink*

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    2. Oh, ich find den Kommentar jetzt erst. Was war DAS ein Sch***-Tag.

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  3. Ich wußte wirklich nicht das es sowas gibt.. ich hab echt gelacht...
    LG, Petra

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  4. *g* ich glaube fast, wir befinden uns in derselben Gruppe ;-)

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    1. Du? In dieser Gruppe? MIT DIESEN INITIALEN????

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    2. ich wohl auch, aber ich schwöre mein Neufundländer geht gerne auch bei Regen spazieren und passt auch in keine Tasche.

      Lachende Grüße
      Marlene

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    3. Da hast du ja Glück.
      Aber ich möchte gerne sehen, wie jemand seinen regenscheuen Neufi in ne handtasche stopft ;D

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    4. Ich bin stolzer Dosenöffner eines extrem wasserscheuen französischen Wasserhundes von der Spreng :-)
      "Regen? Frauchen, Du glaubst doch nicht, dass ich jetzt spazierengehe?" Beim Trinken aus dem Bach sieht er aus wie eine Giraffe, damit seine Pfoten nicht nass werden...
      Er wäre sicher begeistert, würde ich ihn für Regenspaziergänge in einem wasserdichten Trolley hinter mir herziehen :-)

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  5. Oh mein Gott, jetzt habe ich den Salat. Habe es laut vorgelesen damit mein Mann auch was zu lachen, blöd nur das Hundi zugehört hat.
    Jetzt hat mein Podi-Husky Sturkopf beschlossen lieber nach der Heididei- anstatt Klare-Ansagen-Methode erzogen zu werden.
    Wo soll das bloß hinführen?!
    Ein Tagebuch für Smilla und eine Zimmerreservierung in der Klapse für mich?

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    1. bin jetzt schon wuschig, soll heißen ... zu lachen hat,

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  6. Das mit der Handtasche hab ich, durch Zufall (isch schwör), live miterlebt. Mit offenem Mund und kurzatmig (vor lachen). Und dann den Tread eine Zeitlang verfolgt. Bis ich echt ein bisschen wuschig wurde ob der Tatsache, dass die das ernst meinen. Ein Hoch auf *Marlene*. Und das andere: *wiederkurzatmigvorlachen*

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    1. hihihi, in *der* hundegruppe bin ich auch, hab auch beide threads miterlebt - unbeschreiblich! aaaber: ich hab den "Beitrag nicht mehr folgen"-button gefunden, das hilft unwahrscheinlich, wenns nicht mehr lustig, sondern albern wird ;)

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  7. Lieber Michael, ich bewundere Dich. Du bist für mich ein Held!!!! In diesen Foren wirklich dauerhaft mitzulesen ist absolut preisverdächtig!!!!! Und gut, denn ich konnte lauthals lachen :-)

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    1. Ich bin gegen Dachschadenrisiko relativ gut versichert, Ute. Sonst würde ich nie und nimmer so leichtsinnig rumstöbern.

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  8. Ich würd ja gerne lachen wenn der schmarn nicht so real wäre.
    Ich will nicht wissen wie diese Leute ihre Kinder erziehen.

    So ich geh jetzt für drei Hunde ein stresstagebuch und malbücher kaufen. Reicht es eigentlich wenn ich den Kötern einmal sag wie lang die Leine ist?

    Lg jacky

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  9. danke für die abendliche Erheiterung :))

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  10. Einfach herrlich...ich hab einiges bei dir verpasst...
    deshalb bis recht bald...
    Liebe Grüße von Sylvia

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  11. Tränen vor lachen in den Augen! Bin begeistert.

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  12. Ich hab keine Ahnung von Hunden - aber der Beitrag an sich ist einfach nur herrlich in Sprache und Aussage... :) So richtig schön zu lesen...

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  13. Hallo Krawallmaus,

    ich habe mich sooo köstlich amüsiert, dass ich hier DEFINITIV öfter vorbeischauen werde.

    Ein freundliches Wuff
    Clooney

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  14. Vielen Dank für die herrlichen Ausführungen! Man sieht sich sofort in dem einen oder anderen Forum kopfschüttelnd wieder :-)

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  15. Wieder gut amüsiert. Vorallem der Bärengang *brüll*. Unsere Bären (Neufundländer) würden sich vor Lachen kugeln.

    Detlef und die
    2Fellnasen.

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  16. Gott - wie geil :-) :-) :-) !!!!! DANKE !

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  17. Danke für diese Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse gewisser Foren, sehr unterhaltsam! Um nicht zu sagen unglaublich. Hat das mit dem Bärengang schon jemand probiert?? Das würde mich schon reizen.. wahrscheinlich verliert der begegnende Hundebesitzer vor lauer Lachen die Leine und die Rabauken lösen das Problem auf eigene Faust...oder aber man wird direkt in die Klapsmühle eingeliefert...

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  18. :-)), man kommt aus dem Staunen nicht raus, wie gut das es keine anderen Probleme gibt. Ich habe keine Krauses, keine FB-Gruppe, kein aktuelles Forum, dafür aber herrlich unerzogene Hunde, die eine will nicht (warum auch immer) und die andere kann nicht (spanischer Migrationshintergrund), ich hoffe auch das den Befürworten vom Bärengang klar ist, daß Bären auf 60km/h beschleunigen....

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  19. Auf den Punkt! DANKE! Hat großes Vergnügen gemacht, das hier zu lesen :)

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  20. Hallo, Michael, super Artikel. wie immer! Ich finde es immer wieder erstaunlich, welche Blüten die moderne Hundeerziehung treibt und wie in diesem Metier die Phantasie offenbar keine Grenzen kennt. Ob es dem Wohl des Hundes dient, darüber kann man nur spekulieren. Da lobe ich mir meine Leinenprolltante, die sich auch nach 2 Trainern noch nicht wesentlich geändert hat. Was ich aber der 2. Trainerin zu verdanken habe ist, ich kann jetzt mit ihrem Verhalten besser umgehen. Ich habe gelernt, sie einzuschätzen, und weiß, wie ich mich verhalten muß, wenn Gefahr im Verzug ist und ich den Feind rechtzeitig entdecke. Wenn nicht, gibt es für mich nur eine Möglichkeit: Leine fest in der Hand, notfalls noch Geschirrgriff, ohne GGW und " Augen zu und durch!". Ansonsten habe ich einen Hund, der Hund sein darf und noch eine Persönlichkeit hat und die soll er bzw. sie weiterhin behalten. LG Hilla und Luna

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  21. Durch Zufall entdeckt und nun komme ich nicht mehr los. Einfach genial geschrieben, Danke dafür!!! Was bin ich froh das ich mir Facebook gar nicht erst angetan zu haben, es reichen diverse Hundeforen.
    So und nun geh ich weiter lesen, das macht so einen Spaß hier,

    Gruß Rieke

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  22. Schön, sehr schön! Ich kenne diese FB-Gruppe, bin nach einer Woche selbst fluchtartig abgetreten - und ja, ich bin Verfechter von gewaltfreiem Umgang, aber auch von profilneuroselosem Umgang.

    Kann man nicht einfach mal ganz normal mit seinem Hund/seinen Hunden in der Familie zusammenleben, jeder befolgt die Regeln, wer nicht, bekommt einen Anschiss, und ansonsten hat man einfach nur Spaß, so wie mit dem Kumpel abends beim Bier? Vor allem ohne irgendwelche Gurus?!

    Henry Wollentin

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  23. Leider so real...und gut zusammengestellt. Dank dir

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Krawallkommentare sind verboten. Es sei denn,
sie kommen von euren Hunden. :o)