Samstag, 24. Januar 2015

Herrchenjahre 3.


So. Die „Männer“ sind geschrieben, lektoriert, gekürzt, gewürzt und abgekocht. Männer al dente ist seit dieser Woche beim Verlag und harrt des Drucktermins. Nach zwei Männerbüchern bin ich quasi austherapiert und kann mich wieder den wahren Herrschern unseres Planeten widmen: den Rüdinnen und Rüden.

Das Schreibgerät ist frisch poliert. Unschuldiges weißes Papier liegt in Stapeln bereit. Auf dem ersten Blatt steht auch schon was: Herrchenjahre 3.


Da Wiki der Inbegriff des souveränen, unaufgeregten Rüden ist und Luna mit ihren 88 Jahren würdig, milde und altersweise durchs Viertel spaziert – sie liest sogar jeden Abend den Welpen der Nachbarhündinnen Katzenmärchen vor, bevor sie sie zu Bett bringt und in den Schlaf brummt –, werden wir es aller Wahrscheinlichkeit nach – *hust* – mit 270 Seiten gepflegter Beschaulichkeit zu tun bekommen.

Wie das Buch heißen wird, weiß ich nicht. Herrchenliebe, Herrchenzirkus, Herrchengurke, Herrchenmärchen, Herrchenbärchen, Herrchendepp, keine Ahnung. Ich weiß aber schon, wie es anfängt.


   „Was macht Luna da?“, fragt meine Frau und schaut zu, wie unsere Hündin in einer Staubwolke am Horizont verschwindet.
   „Sie verschwindet in einer Staubwolke am Horizont“, sage ich.
   „Das sehe ich auch“, sagt Stella. „Aber warum macht sie das?“
   „Wahrscheinlich ist Wolfi irgendwo da hinten.“
   Wolfi und Luna kennen sich seit ungefähr zehn Jahren und wollen sich seit ungefähr zehn Jahren umbringen, wenn sie sich begegnen.
   „Das war eine rhetorische Frage“, seufzt meine Frau. „Mir ist auch klar, dass da hinten irgendwo Wolfi ist. Aber warum macht sie das? Luna ist zehneinhalb. Weißt du, wie alt sie als Mensch wäre? Unter Berücksichtigung ihrer vierzig Kilo Kampfgewicht ungefähr achtundachtzig!!! Wie kann man mit achtundachtzig in einer Staubwolke am Horizont verschwinden, nur weil man sich auf eine Schlägerei freut? Das ist die brutalste Oma, die kenne.“
   „Sei froh, dass sie keinen Rollator hat“, murmele ich. „Dann wäre sie noch schneller.“
   „Mich erinnert sie an die Hells Grannies von Monty Python. Die haben mit ihren Handtaschen auch immer wahllos auf Passanten eingeschlagen.“
   Versonnen blicken wir unserer rüstigen Rentnerin hinterher, die fünfhundert Meter weiter vorn nach links abbiegt, wie eine unbemannte Drohne in die Baumschule hineindonnert und nicht eher wieder herauskommen wird, bis sie Wolfi auf den Mond geschossen hat – mitsamt Bauer Fürmann, dem Sohn von Bauer Fürmann, der Frau von Bauer Fürmann und den vier Pappeln, die blöde hinter ihnen herumstehen.
   Luna laboriert immer noch an einer kombinierten Freilauf- und Leinen-Aggression sowie an diversen anderen Macken, die ihr in der Nachbarschaft die Berufsbezeichnung Problemhund eingebracht haben. Ich finde diesen Begriff diskriminierend und spreche lieber von einer emotionsflexibel veranlagten Andersbefähigten mit Perforationshintergrund. In Härtefällen lasse ich noch eine disruptive Launenfehlregulationsstörung (DLFRS) in die Diskussion einfließen. DLFRS ist die offizielle therapeutische Bezeichnung für Jähzorn, macht aber bei Schadensnachbereitungsgesprächen mit den Betroffenen einen viel professionelleren Eindruck.
   „Hören Sie mal, Sie! Ja, Sie! Wenn Ihre aggressive Töle noch einmal auf meinen Gisbert losgeht, zeige ich Sie an.“
   „Luna ist nicht aggressiv, sie ist nur disruptiv launenfehlreguliert. Außerdem habe ich sie an der Leine. Es kann nichts passieren, solange Gisbert nicht wieder in uns hineinrennt. Wollte er sich gerade umbringen?“
   „Das kann ich nicht verhindern. Gisbert hört ja nicht.“
   Damit ich während des Gesprächs nicht von den Füßen gerissen werden, praktiziere ich den Matthewschen Schwitzkasten als Managementlösung. Dabei drücke ich die vor Mordlust vibrierende Luna an mein linkes Bein, vergrabe beide Fäuste tief in ihrer Halsschwarte und verwandele mich in einen stählernen Schraubstock. Mittlerweile kann ich dabei sogar entspannt lächeln und so beeindruckende Sätze sagen wie „Machen Sie sich keine Sorgen, kch, kch, ich habe alles, kch, kch, im Griff, kch, kch.“

© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2015


15 Kommentare:

  1. Ich freu mich daruf!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ♥

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  2. Das kommt schon wieder Freude auf.............ich liebe diese Sprache plus allem anderen drumherum auch !!!!!

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  3. Schnell machen - wir warten auch! die Heidelberger

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  4. Prima - endlich mal wieder die Wauzis im Mittelpunkt! Die Themen werden ja sicherlich nicht ausgehen - da sorgt die Hundebande schon für :-)

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  5. Conny Baumgartner24. Januar 2015 um 18:53

    Super, geht schon wieder lustig los....freu mich drauf.

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  6. Oh ja, da freue ich mich jetzt schon drauf. Und dann noch eine Lesung im Rhein-Main-Gebiet, das wäre perfekt.

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  7. Dann mal HINNE mit dem Buch. Bei diesem Auszug wird man ja süchtig ! ;-)))
    Wie wäre es mit dem Titel: "Herrchen hat alles im Griff !"
    Liebe Grüße - Manuela (mit Opa Angus)

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  8. Ohhh welch freudige nachricht :) Nicht nur ich freue mich darüber auch mein Partner.. und ichb in schon gespannt, was ich nicht alles wiedererkennen werde.... :D
    der Ausschnitt klingt auf jeden Fall schonmal vielversprechend *_*

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  9. Mit 88 Jahren da fängt das Leben an, mit 88 Jahren da hat man Spaß daran......

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  10. Was haben wir gelernt? ... Alle Namen die auf Iiii enden,bzw, in der 1. Silbe beinhalten,
    sind völlig Erziehungsresident. Giiiiiiies - Bert. Kein Wunder,dat die Töhle nich hört.:p

    Micha ... ick freu mir uf dit nächste Buch :)

    Wie wär's mit: *Luna,meine Frau,der Hund und Ich* ... jedenfalls besser,als "Herrchengurke" ;)

    LG,aus dem Friedelhain

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  11. Ich freu mich schon auf die totale Beschaulichkeit!!! Und meine beiden tiefentspannten Raudis auch :)))
    Bitte beeil dch!
    Antje

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  12. Ha, ich freu mich! Konnte ich mich beim ersten Buch todlachen und meine Lisa zum Teil wiedererkennen, erkenne ich sie mit ihren 7 Jahren in deinen ersten Zeilen jetzt komplett wieder :-))))
    Freu mich drauf!
    Claudia

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  13. Prima da freuen wir uns aber drauf . Aber bitte nicht vergessen die Toskana Männer müssen nach Männer al dente , auch noch weiterer Abenteuer bestehen , es muss bitte weitergehen .

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