Freitag, 30. September 2011

Dieses Buch ist ein Segen.





Da heutzutage jeder Honk, der bis sechs zählen kann (Schnauze, Rute, Bein, Bein, Bein, Bein), eine Hundeschule eröffnen darf, tummeln sich in diesem weiten Feld unendlich viele Flachpfeifen. Sie sind zu einer differenzierten Betrachtung der Sorgen von Hund und Halter gar nicht in der Lage.

Das rührt unter anderem daher, dass sie nur einen einzigen Lösungsweg beherrschen und deshalb immer die gleiche Diagnose stellen. Und so taumelst du mit deiner Krawallmaus von einer Falle in die nächste.

Als freud- und leidgeprüfter Inhaber einer Hündin, deren grenzwertiges Auftreten und soziale Inkompetenz ganze Bände füllen, kann ich nur sagen: Dieses Buch ist ein Segen!

Man lernt rund zwanzig Faktoren kennen, die als Auslöser für aggressives Verhalten in Frage kommen. Inklusive einfacher Tests, um zu sehen, ob der jeweilige Faktor auf den eigenen Hund zutreffen könnte. Bei uns passen auf Anhieb vier! Verbindlichsten Dank. Einer hätte auch gereicht. Noch bevor man sich davon erholt hat, haut einem Nadin Matthews den eigenen, menschlichen Anteil am Geschehen plakativ um die Ohren. Dazu zählen aber nicht nur die berühmten falschen Signale, die man seinem Hund gibt. Es fängt viel früher an. Warum hast du überhaupt einen Hund? Welche Rolle spielt er in deinem Leben? Welche Rolle spielst du in seinem? Zu welchen Veränderungen bist du fähig?

Ein weiterer Garant für Schamesröte sind Nadin Matthews' Ausführungen über das Lernverhalten. Hier können erfahrene Krawallmausbesitzer schlüssig nachlesen, warum die Arbeit der vergangenen Jahre in die Hosen gegangen ist. Ich verspreche euch, ihr erkennt jede eurer zahllosen Niederlagen wieder. Die Momente, wo Ausweichen unbewusst zum Anfeuern wurde oder ihr zum völlig verkehrten Zeitpunkt den Hund mit Fleischwurst vollstopftet. Und hey, der Fehler war womöglich gar nicht das falsche Timing, sondern die Wurst an sich. Leinenaggression ist kein eindimensionales Thema und nicht jedes Rezept passt zu jedem Hund.

Wer angesichts der Vielfalt von Ursachen und Möglichkeiten verzweifelt, sollte sich unbedingt die DVD mit den drei Fallbeispielen ansehen. Drei unterschiedliche Faktoren, drei unterschiedliche Lösungswege, drei erstaunliche Resultate. Dabei schreckt Nadin Matthews auch vor so unpopulären Methoden wie "Einmal kräftig den kleinen, süßen Puschelhund erschrecken" nicht zurück. (In Rezensionen und Foren wetzt die Heititei-Fraktion schon die Messer. Ich könnte mich wieder totlachen.)

Beim Lesen des Buches und Ansehen der DVD gehen einem unendlich viele Lichter auf. Sie beseitigen das Problem nicht. Aber sie machen den Weg heller, bringen Ruhe in die Beziehung und helfen, die Trainerspreu vom Weizen zu trennen. Das hilft! Danke. 


© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2011



17 Kommentare:

  1. Danke für den Buchtip ... steht sofort auf der Wunschliste!

    LG
    Ivonne Finke mit dem "Quotenassi aus dem Viertel" Hannes

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  2. "einer Hündin, deren grenzwertiges Auftreten und soziale Inkompetenz"

    Was bitte soll das denn sein und was meinst du, wo das herkommt?!

    Zum Buch nur soviel: Ich weiß nicht, ob du den Hundebuch-Newsletter kennst. Da gibt es eigentlich nie negative Kritiken. Dieses Buch hat's allerdings geschafft. http://www.cairn-energie.de/lesezone/jahr2011/hubu04_11/hubu04_11.html
    Zitat:
    "Eigentlich fasse ich es kaum, was auf einer neu erschienenen DVD im Jahr 2011 zu sehen ist. Viele dieser Dinge habe ich durchaus so gelernt. Allerdings vor fast 20 Jahren und schön verpackt in Dominanz- und Rudelführergeschwätz, so wie es zu dieser Zeit angesagt war.
    Heutzutage "fragt der Hund", "bleibt man im Konflikt", übt ein "Aushalten können", ist "souverän und wohlwollend" und gibt sehr freundlich, fast scherzend, viele weitere Erklärungen zu den Trainingsmethoden. Zu sehen bekommst Du Leinenrucke, in die Seite "greifen", Trainingsdiscs vor die Nase werfen, körpersprachliche Bedrohungen ...

    Alles einzeln aufzuzählen, was mir nicht gefällt, würde zu weit führen. Bemerkenswert ist noch, dass eine Tierärztin und Züchterin kurz ein Statement gibt, dass so ein Leinenruck keinesfalls schädlich ist.
    Richtig bedrückend fand ich es, dass einer der Hunde, der sehr unsicher war und auch mit Menschen Probleme hatte, bei einer Annäherung (durch Lecker freundlich gelockt) in die Seite "gegriffen" wurde, weil er in diesem Moment seinem Menschen folgen sollte.
    Ebenso, dass einem der Hunde schon vorsorglich in die Seite "gegriffen" wurde (die Zeitlupe zeigte, wie das Fell durchaus länger wurde), als der andere Hund noch weit weg war.
    Ein von sich Wegtreiben hab ich zum ersten Mal gesehen. Also Mensch trieb seinen eigenen Hund durch Bedrohung von sich weg und lockte ihn dann wieder zu sich. Eine mir verständliche Erklärung wurde nicht gegeben."

    Wer so arbeitet, geht gegen die Bedürfnisse des Hundes an und wird im besten Fall einen traurigen, wenn auch gehemmten Hund haben. Im schlimmsten Fall schafft man sich mit dieser Art des Umgangs neue Probleme.

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  3. @ Moritz

    Was das ist:
    • Massive Bedrohung andere Hunde im an- und abgeleinten Zustand
    • Maßregeln oder Vertreiben derselben mittels massivem Körpereinsatz
    • Ausschließlich selbstbewusst auftretende Hunde werden akzeptiert
    • Schwächere Hunde werden konsequent angegangen
    Aus Hundesicht alles verständlich und nachvollziehbar. In der heutigen Gesellschaft ist kein Platz für ein solches Verhalten.

    Wo das herkommt:
    • Unsicherheit bei Begegnungen mit unbekannten Hunden
    • Sicherheit durch Sozialpartner und Verteidigung desselben
    • Gelerntes Fehlverhalten: gefestigt, durch den Halter irrtümlich verstärkt
    • Genetik: nervöser Schäferhundanteil
    Mit Sicherheit gibt es noch mehr Gründe. Oder andere. Bei der Sicht auf sich und seinen Hund ist die Betriebsblindheit erschreckend.

    Die Rezension ist mir bekannt. Sie bezieht sich auf die DVD, nicht auf das Buch. Ich halte es für besser, erst das Buch zu lesen. Die DVD greift nur drei der vielen auslösenden Faktoren heraus, jeweils mit individuellem Lösungsansatz. Einen traurigen Hund vermag ich nicht zu erkennen. Letztlich macht sich aber – wie immer in Hundefragen – jeder sein eigenes Bild. Das ist auch gut so.

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    1. Und was tut Frau Matthews? Sie bedroht und bedrängt Hunde hauptsächlich im angeleinten Zustand mittels massiver Leinenrucks, indem sie ihnen das Knie solange vor die Brust knallt, bis sie aus lauter Angst Meideverhalten zeigen. Blöd nur, dass sie dabei nichts, aber auch gar nichts lernen, ausser: andere Hunde sind sch***e und in der Sekunde, in der der HF nicht mehr bedroht, das alte Verhalten, nur schlimmer, zeigen.

      Ich erlebte mal ein Seminar mit der "Dame". Und habe noch nie soviele gestresste Hunde auf einen Haufen gesehen, nicht einmal bei Schutzdienst-Seminaren, bei denen Referenten gezielt Stachler anwendeten. Denn die konnten im Gegenzug eins: Loben und belohnen. Und die Hunde wussten, wofür sie gemassregelt wurden und wie sie der Strafe entgehen konnten. Bei Frau Matthews wird jedoch natürliches, logisches hundliches Verhalten bestraft, es gibt kein positives Wort und schon gar keine Belohnung.

      Tut mir leid, aber ihre Methoden kann man nur so zusammenfassen: Lerntheorie verpennt, Verhaltensbiologie nicht aufgepasst, Lernziel nicht erreicht, setzen, sechs.

      Wenn, dann gehört SIE zu denen, die besser keine Hundeschule aufgemacht hätten.

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    2. In der direkten Begegnung und der Arbeit mit meinem Hund habe ich Nadin Matthews ganz anders erlebt. Woher kommt diese tiefsitzende Aversion? Vorzeitig aus dem dogument Trainerseminar geflogen oder gar nicht erst aufgenommen worden?

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  4. ich muss ehrlich sagen, dass ich denke, egal wie logisch und/oder sinnvoll einem so ein buch erscheinen mag, es die allgemeine lösung einfach nicht gibt.. jeder hund ist doch anders und hat seine eigenen probleme und seinen eigenen willen.. da ist denke ich mal schwer möglich, ein konzept aufzustellen, dass in jedem fall irgendwie für jeden passt..
    unser hund zum beispiel ist als welpe oft gebissen worden.. da gab es dann nichts um die daraus entstandene aggression zu bekämpfen, der hund hatte die schlechte erfahrung..sicher gibt es dann tipps, wie ich das gezeter in den griff kriegen kann, aber die bekämpfen ja kaum die ursache sondern sorgen nur dafür, dass der hund nicht rumzetert..das problem gelöst ist damit nicht, der hund ist weiterhin aggressiv, er wird nur nicht mehr ganz so ausfallend..hilft mir, aber dem hund eher nicht. deshalb bin ich bei solchen ratgebern immer eher kritisch..

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  5. Das Buch bietet keine Lösungen. Es weitet nur den Horizont. Die Vielzahl an Auslöser für den Hund plus die Vielzahl an Einwirkungen seitens des Menschen lässt natürlich kein Patentrezept zu.

    Deshalb schätze ich das Buch so. Endlich mal kein „Wir schreien/schweigen/führen/füttern/kssten/klickern/s.y.s.t.e.m.e.n. dein Problem weg".

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  6. Richtig, es gibt nicht die Lösung.. aber es gibt auf jeden Fall die Frage nach dem Weg zur Lösung.... will ich gewaltfrei erziehen oder nicht? Und Leinenruck und Co sind eben nicht gewaltfrei und erzeugen nur eine Meideverhalten des Hundes, Zerstören das Vertrauen zwischen Hund und seinem Menschen und erhöhen den Stresswert des Tieres, sodass Verhaltensproblematiken an anderer Stelle verstärkt werden. Wer also das Vertrauen zu seinem HUnd verlieren will, der aus seinem Wesen heraus, uns Menschen viel aber nicht alles verzeiht, der sollte diese Methoden unreflektiert anwenden....

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  7. Was das ist:
    • Massive Bedrohung andere Hunde im an- und abgeleinten Zustand
    • Maßregeln oder Vertreiben derselben mittels massivem Körpereinsatz
    • Ausschließlich selbstbewusst auftretende Hunde werden akzeptiert
    • Schwächere Hunde werden konsequent angegangen
    Aus Hundesicht alles verständlich und nachvollziehbar. In der heutigen Gesellschaft ist kein Platz für ein solches Verhalten.

    Interessant. Der Hund darf sich nicht so verhalten, weils nicht in die heutige Gesellschaft passt. Als Hundehalter eines solchen Hundes darf ich mich aber genauso verhalten? Rucken, kneifen, zerren, strafen? Damit setze ich mich auf ein Niveau, das noch weit unter dem des Hundes sitzt. Der Hund machts, weil es sein normales hündisches Verhaltensrepertoire ist. Beim Menschen läufts immer und immer wieder aufs gleiche hinaus:
    GEWALT BEGINNT DA WO WISSEN ENDET.

    Wo das herkommt:
    • Unsicherheit bei Begegnungen mit unbekannten Hunden
    • Sicherheit durch Sozialpartner und Verteidigung desselben
    • Gelerntes Fehlverhalten: gefestigt, durch den Halter irrtümlich verstärkt
    • Genetik: nervöser Schäferhundanteil

    Ah guck mal. Alles vom Menschen versäumt, sogar der genetische Anteil. Den haben auch wir verbockt. Sollten einem da nicht mal alle Lichter aufgehen und man trainiert einen Hund fair und seinen Bedürfnissen angepasst?
    Kein Mensch würde sich Emotionen rein rucken und kneifen lassen. Wie kann man so unwissend sein? Ich kann negative Emotionen nicht schön rucken. Oder brüllen oder strafen. Ist doch gar nicht so schwierig zu verstehen. Und logisch, dass man/Hund da ins Meideverhalten fällt, oder?

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  8. Ich stimme euch, Regine und Anonym, vorbehaltlos zu, was brüllen, strafen, zerren, rucken angeht. Allerdings bin ich nicht ganz sicher, ob wir vom selben Buch und derselben DVD sprechen? Dieses leichte Zuppeln an der Leine, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu bekommen, als „Leinenruck" in klassischen Sinn zu bezeichnen, halte ich für falsch. Ich bin aber lange genug in Foren unterwegs, um zu wissen, dass Meinungen mächtig auseinandergehen können.

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    1. Leichtes Zuppeln? Ich habe live erlebt, was Frau Matthews darunter versteht. Für mich, und ich bin kein Wattebauschwerfer, nur einer, der sich mit Lerntheorie und natürlichem hundlichen Verhalten auseinandergesetzt hat, ist das, was sie tut schlicht und einfach a) tierschutzrelevant und b) kontraindiziert, da völlig falsches vermittelt wird. Eigentlich sollte ein pöbelnder Hund doch wohl lernen "vom anderen geht keine Gefahr aus" bzw. "der andere ist in Ordnung". Und nicht "aus Angst vor Strafe meide ich und wenn nicht mehr gestraft wird/werden kann, lasse ich erst recht die Sau raus oder suche mir mein Ventil anderswo".

      Aber es gibt ja auch Leute, die Sprühhalsbänder nicht so schlimm finden, mit Schepperdingern um sich werfen, weil die ja keinem wehtun und Nec-Tecs für imitierte Wolfszähne halten, die total harmlos sind und sie dann statt Stachelhalsband aufziehen.

      Der Punkt ist doch, daß für die Anwendung aversiver Methoden eine Basis dasein muß, der Hund also erstmal lernen muß, was er denn tun soll und das höchst positiv und unter langsam steigender Ablenkung, bevor man ihn überhaupt korrigieren darf. Und daß aversive Maßnahmen im Aggressionsverhalten generell nichts, aber auch gar nichts verloren haben, weil jeder Depp weiß, daß Aggression schlicht Gegenaggression hervorruft.

      Was hier propagiert wird, ist im wahrsten Sinne des Wortes dümmer als die Polizei erlaubt. Denn die clickert und das ganz sicher nicht von ungefähr.

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  9. "Gelerntes Fehlverhalten: gefestigt, durch den Halter irrtümlich verstärkt
    [...]
    Mit Sicherheit gibt es noch mehr Gründe. Oder andere. Bei der Sicht auf sich und seinen Hund ist die Betriebsblindheit erschreckend."

    Und genau da möchte ich ansetzen. Ich nehme an, dass du von der Methode von Nadin Matthews so begeistert bist, weil du das Gefühl hast, dass diese Trainingstechnik etwas verändert hat.
    Und das ist bestimmt auch so, aber ich bin mir sicher: nicht dauerhaft zum Guten und nicht so, dass der Hund sich nun in den Problemsituationen entspannter und wohler fühlt.

    Aber genau darum sollte es gehen.

    Wer es nötig hat, den Hund zu kneifen, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen oder einen Leinenimpuls dazu verwenden muss, der hat grundsätzlich etwas noch nicht verstanden. Es geht nämlich eben auch ohne. Und das ist sogar effektiver, für den Hund angenehmer und auf jeden Fall fairer. Was Nadin Matthews erreicht, ist das der Hund ruhig in Situation bleibt - das Symptom ist bekämpft, weil der Hund die Konsequenzen fürchtet, die sein Verhalten mit sich bringt. Sie geht nicht die Ursachen an, sie arbeitet nicht mit dem Hund wirklich zusammen, sie nimmt ihn und sein Problem damit nicht wirklich ernst, respektiert ihn nicht.

    Sonst würde sie eine Lösung wählen, die dem Hund Alternativen aufzeigt und ihm die Wahl lässt. Und ihm damit zeigen, dass man ihm zuverlässig zur Seite steht. Der Hund dankt es seinerseits mit Zuwendung und Vertrauen.

    Mir geht es ähnlich wie dir - die Meinungen gehen auseinander und häufig findet man sehr verhärte Fronten und jeder glaubt sich im Besitz der allein seelig machenden Trainingsphilosophie. Das ist wenig hilfreich.

    Was aber immer hilft, ist sich Wissen über Verhaltensbiologie, Lernen und Psychologie anzueignen, den gesunden Menschenverstand zu nutzen, Analogien zu bilden, Empathie zu zeigen.

    Wenn ich eine Empfehlung aussprechen darf: Bei diesen Problemen sollte man nicht nur lesen, sondern auch mit versierten Trainern ins Gespräch kommen. Da es aber soviele schlechte gibt - auf der Hardliner wie der soften Seite - würde ich auch dem "einfachen" aber interessierten Hundehalter die Seminare zum Aggressionsverhalten von Dr. Ute Blaschke-Berthold oder Mirjam Cordt empfehlen.

    Beide zeigen, dass es ohne Zwicken, Rucken, Bedrängen geht und man doch zum erwünschten Verhalten kommen kann.

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  10. Leider kann ich mich jetzt gar nicht mehr totlachen... Wahrscheinlich zur "Heititei-Fraktion" zählend, fand ich die "Herrchenjahre" wirklich amüsant und konnte oft aus ganzem Herzen lachen. Das Lachen ist mir nun im Hals stecken geblieben.
    Ganz besonders betroffen macht mich der Satz: "In der heutigen Gesellschaft ist kein Platz für ein solches Verhalten." Das ist zur Zeit ein sehr heikles Thema. Berechtigt diese Einstellung dazu Verhaltensweisen durch körperlichen und psychischen Druck zu "behandeln", die vorher durch menschliches Unvermögen hervorgerufen wurden? Leider hört und liest man diese Einstellung immer öfter, mit durchaus traurigen Folgen. Natürlich bin ich der Meinung das Hunde nicht zu einer Gefahr für ihre Umwelt werden dürfen, das jedes Mensch-Hund-Team eine individuelle Betreuung benötigt, aber dabei sollte es Grenzen geben. Wir neigen dazu von einem Extrem ins andere zu verfallen und verlieren dabei den natürlichen Umgang mit dem Lebewesen Hund immer mehr. Jeder sollte den Weg finden der für ihn und seinen Hund der "Beste" ist. Körperlicher und psychischer Druck sollte allerdings nicht dazugehören.
    In der heutigen Gesellschaft ist generell wenig Platz für Individualität - weder bei Hund noch bei Mensch... Traurig aber wahr.
    Und auch traurig und schade, das die "Herrchenjahre" für mich nun einen solch unangenehmen Beigeschmack bekommen haben

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  11. Lieber Moritz,
    Achtung, Missverständnis! Das Buch beinhaltet keine Trainingstechnik. Nadin hat – Gott sei dank! – ebenfalls keine. Wir haben nicht zusammen gearbeitet. Ich habe das Buch gelesen. That's it. Die Problematik „Leinenaggression" ist hier so differenziert, vielschichtig und lebensnah dargestellt wie nirgendwo sonst. Das macht es empfehlenswert. Es ist ein exzellenter Ausgangspunkt, um weiter zu arbeiten. Mit wem auch immer. Das muss jeder, der mit so einem Hund gesegnet ist, selber herausfinden. Allein das ist schon schwer genug.
    Deshalb herzlichen Dank für deine Seminarempfehlungen. Du ahnst es ja, willkommen ist alles, was hilft.
    :o)


    Liebe Silvia,
    der Satz: "In der heutigen Gesellschaft ist kein Platz für ein solches Verhalten." macht mich genauso betroffen wie dich. Ich selbst denke gewiss nicht so. Aber meine Umwelt. Es ist genau die Haltung, die jedem Krawallmaushalter heute entgegenschlägt. Wieso will dein Hund nicht spielen? Wieso kommt er mit den anderen nicht aus? Warum macht er wieder Krawall statt ordentlich am Rad zu laufen? Warum fügt er anderen Schaden zu? Warum stellst du das nicht ab? Ein Hund muss heute friedlich und hundewiesengeeignet sein, sonst fühlt sich die Gemeinschaft unangenehm belästigt. Das Buch habe ich unter anderem deshalb geschrieben, um in diesem Spannungsfeld meinen Humor nicht zu verlieren. Denn hey, worüber regen wir uns eigentlich auf? Es ist doch nur ein Hund, der an der Leine bellt.

    Der letzte Satz ist nicht von mir, sondern von Nadin Matthews. Allein dafür könnte ich sie knutschen.
    :o)

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  12. Gleich im ersten Fallbeispiel habe ich mich wiedererkannt! Nur dass mein privatpersönlicher Horrortripp nicht Asco heißt, sondern Max.
    Gruselig, wenn eine Autorin es schafft, gleich auf der ersten Seite das Problem geradezu vollständig zu beschreiben. Viel mehr steht in der Leseprobe auch nicht drin als diese erste Seite, und so habe ich gleich ein Upgrade vorgenommen und das Buch bestellt. Weiter als bis zu Asco bin ich aber noch nicht gediehen - ein solches deja-vu muss erst einmal verdaut werden.
    Allerdings ist meiner - gehandicapt, unsicher und super-territorial - inzwischen so alt und so verpeilt, dass man nur noch genügend große Bögen laufen muss, damit er den Todfeind aus Jugendtagen ganz einfach nicht mehr sieht, hört oder riecht. Und deshalb gibt er inzwischen Ruhe.
    Es besteht also auch für Luna Anlass zur Hoffnung. Du musst nur noch ein paar Jahre warten. Zugegeben, dieser Tipp (langsamer altern als der Hund) taugt auch nicht viel mehr als der von jenem Krause, der da meinte, man müsse nur schneller laufen als der Hund, damit er nicht mehr zieht. Aber immerhin ist er realistischer.

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  13. Also ich kenne alle unter "Was das ist" ... genannten Szenarien sehr gut aus eigener Erfahrung. Wir haben wohl das männliche Pendant zu Luna abbekommen ... nur : Luna ist noch steigerungsfähig ... unser Hund ist der beste Beweis.
    Jedenfalls werde ich mir dieses Buch nun anschaffen. Schon deshalb, weil es Trost verspricht. Wir sind mit unserem kleinen Problem nicht allein auf dieser Welt.

    LG, Christine

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  14. Auch ich habe/hatte eine Krawallmaus an der Leine. 30 kg Lebendgewicht scheinen ja erstmal nicht so viel, aber wenn die zur Erzfeindin Nr. 1 wollen, gibt es kein Halten mehr. Da kugelt auch schon mal eine Schulter aus. Die sehr feindlichen Sprüche der anderen Hundehalter werde ich nie vergessen! Ich habe mich so ziemlich alleine gefühlt und wollte nur noch nachts und am besten unsichtbar unterwegs sein. Was ich damit sagen will, dem Hund ist es in dem Moment völlig egal, ob er mir Schmerzen zufügt, da sind sie gnadenlos. Das man in solchen Situationen dann zu jedem Strohhalm greift, finde ich nur verständlich. Strafe ist natürlich die falsche Methode, ganz klar. Doch auch ich bin der Meinung dem Hund ganz klar in dieser Situation Grenzen setzen zu müssen. Inwiefern das geschieht, ist natürlich vom Hund abhängig. Ich habe 5 verschiedene Trainer gefragt und 5 verschiedene Antworten erhalten. Ich habe mir aus allem das für mich Passende herausgesucht und mich der Aufgabe gestellt und täglich trainiert, heute ist es viel besser, aber nicht ganz weg. Die richtigen Erzfeindinnen werden auch heute noch gezielt angepöbelt. Bei meinem Hund hilft ein einfacher Spritzer Wasser, es tut nicht weh und sie ist davon beeindruckt. Bei vielen anderen Hunden kann man dies aber nicht anwenden, da sie sich nicht davon beeindrucken lassen. Ich kenne dieses Buch nicht, aber wenn es auch nur einen Tipp enthält und dieser dann in der entsprechenden Situation wirkt, dann ist es doch schon den Kauf wert gewesen.

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sie kommen von euren Hunden. :o)