Samstag, 14. November 2009

Ammenmärchen mit Sockenschuss.


Die Welt ist gerecht. Wenn man Tag für Tag seinen Nächsten vors Schienbein tritt, tut irgendwann die Pfote weh. Man muss alberne rosa Socken tragen und outdoor einen Neoprenschuh.

Luna sehe bekloppt aus, sagen die Kinder und haben damit nicht unrecht. Wie Madame sich die Kralle an der linken Pfote gespalten hat, wird auf ewig ein Geheimnis bleiben. 


Zu heftig an die Fuchsschuppentür gebumst?
Die Mülltonne unbeherrscht angepöbelt?
Mit dem DHL-Sprinter um die Wette gelaufen?
Den eigenen Dickschädel zu kräftig gekratzt?
Beim Katzenmobbing vor den Zaunpfosten gelaufen?
Beim Wiesenumgrabing auf einen Stein gestoßen?


Müßig, sich den Kopf zu zerbrechen. Bei diesem Temperamentsbolzen geht die Zahl der Möglichkeiten ins Astronomische. Der Tierarzt jedenfalls hat Trübsalblasen verordnet. Zwei Wochen lang Spargang, keine Kumpels, kein Bach, keine Aufregung, gelegentlich ein bisschen Sockenschlecken, aber bloß nicht zuviel. Denn, so warnt der Sachverständige, das führe über kurz oder lang zu Entzündungen und Pfotenamputation. 


Da fühle ich mich gleich 40 Jahre jünger. Damals wurden wir Kinder auch mit derben Ammenmärchen gefügig gemacht. Von Kaugummi kauen kriege man Magenkrebs, hieß es, weil die Magensäure innen gegen die Magenwand schlage. Eine gewisse Handgreiflichkeit mache blind und übermäßiges Gähnen renke den Kiefer aus. Heiße Milch mit Honig helfe gegen Husten, Cola färbe den Poppes schwarz. Wer Reval rauche, fresse kleine Kinder. Lesen im Dunkeln mache die Augen kaputt, vom Fernsehen würden sie viereckig und vom Teigessen bekäme man Würmer im Bauch. Beim Grimassenschneiden bliebe die Fratze stehen, beim Schielen das Auge – aber nur, wenn in dem Moment eine Glocke läute. 


Das hat damals prima funktioniert. Vielleicht sollte ich diese Methode wieder einführen. Statt Aus, Nein, Sitz oder Pfui heißt es ab morgen: „Lass das Rumpöbeln, sonst kriegst du rosa Füße, die später amputiert werden müssen.“





Und das Wetter ist auch mies.




© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2009

1 Kommentar:

  1. 2 Kommentare

    FAN
    Ich wusste ja schon immer, dass ich meiner Zeit voraus bin. Aber dass ich heute schon lesen kann, was erst morgen geschrieben wird, das ist mir dann doch neu. Naja, vielleicht weil heute Freitag der 13. ist ...
    Freitag, 13. November 2009 - 17:24

    MENSCH
    Das liegt an dem Raum-Zeit-Kontinuum, welches auf seiner ellipsoiden Laufbahn zwischen Sirius und Erkrath die Lichtgeschwindigkeit restriktiv überholt. Steht zumindest in meinem alten Physikbuch. Und der Hund nickt auch.
    Freitag, 13. November 2009 - 18:26

    AntwortenLöschen

Krawallkommentare sind verboten. Es sei denn,
sie kommen von euren Hunden. :o)