Montag, 12. April 2010

Bloody Wurstfinger.




Die Konditionierung erreicht einen neuen Höhepunkt. Luna beginnt sich genüsslich die Lefzen zu lecken, wenn sie einen Hund sieht. Wir finden das prima, die anderen beängstigend.


Kleinhundehalter betrachten uns mit zunehmendem Argwohn. Vor allem diejenigen, die mit dem Schön-saufen-Programm nicht vertraut sind, beschleunigen merklich ihre Schritte. Am schlimmsten ergeht es derzeit den Haltern von Lunas Erzfeindinnen.



Die kennen Luna seit Jahren in aufgebracht fauchender, zähnefletschender Grundstimmung. Dieses Verhalten ist zwar nicht erfreulich, dafür unmissverständlich in der Aussage. Bleib mir bloß vom Leib! Nun auf einmal sitzt dieses Untier still am Wegesrand, mustert den eigenen, kostbaren Hund und schleckt sich dabei das Maul. Die irritierten Besitzer erreichen die nächste Stufe der Besorgnis und fühlen sich wie ein Continental Breakfast kurz vor dem Verzehr.


Leider kann ich nichts zur Aufklärung beitragen, weil ich mich in diesen Situationen auf meine Hündin konzentrieren muss, die wirklich Großes leistet, wenn sie ihr aufbrausendes Temperament bändigt.


Mein Äußeres trägt ebenfalls nicht zur Beruhigung  bei. Wie bereits angedeutet habe ich mich vor Aktionsbeginn mit acht meterlangen Hundeblutwürsten aus der Gruitener Metzgerei Valbert bevorratet. Diese Auflage ist leider nicht vom Meister gefertigt worden, sondern ganz offensichtlich vom Lehrling. Die Konsistenz der Meisterwurst ist fleischwurstartig, die Lehrlingswurst erinnert haptisch an streichzarte Leberwurst. Diese zu würfeln ist so gut wie unmöglich. Spätestens nach zweimal Reinfassen habe ich Brei in der Jackentasche.


Zur gespenstisch tödlichen Stille und einem Lefzen leckenden Hund kommt also noch ein Halter, der mit blutigen Händen fiese Brocken aus der Tasche zieht. Vielleicht sollte ich mir noch mit der flachen Hand vor den Schädel schlagen und etwas von Kriegsverletzung, Titanplatte und Mobilfunkstrahlung murmeln.


Geht doch nichts über einen stimmigen Gesamtauftritt.






© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010

1 Kommentar:

  1. 4 Kommentare

    EVA MIT ROXI, DIE AUCH WORSCHT-TRAINING MACHEN WILL
    Wow, euer Worscht-Training scheint ja gut zu funktionieren.
    Ja das stimmige Gesamtbild, da geht bei mir gleich sowas von Kopfkino ab ;0)) Vielen Dank
    Dienstag, 13. April 2010 - 14:54

    MENSCH
    In Wirklichkeit ist es noch viel schlimmer als es aussieht.
    :o))
    Dienstag, 13. April 2010 - 18:26

    SHANDIZ
    Hey ihr beiden!

    Die Idee scheint ja in der Tat lohnend sein. Seit Wochen überlege ich mir das schon für mein Schäferuntier, konnte mich aber nicht zu aufraffen. Aber nach der Lektüre von eurem Testlauf wage ich das wohl doch mal. Entgegen aller Prinzipien.

    LG von Daphne und Anhang an Luna und Anhang.
    Mittwoch, 2. Juni 2010 - 21:17

    MENSCH
    Es ist wirklich nicht schlecht. Man kriegt das Ausrasten nicht komplett weg. Bei Erzfeinden hilft es nicht. Denen gehen wir nach wie vor 5 Meter aus dem Weg. Aber gerade bei Begegnungen, die auf der Kippe stehen (soll ich austicken – soll ich nicht), lässt sich der Hund doch relativ leicht und gern beeinflussen.

    Ich mag es, weil es keine Ablenkung und keine Aufforderung zum Wegschauen ist, sondern eine Belohnung fürs Hinsehen und Ruhigbleiben. Das erscheint mir logisch und korrekt.

    Ansonsten ist natürlich wie immer die eigene Tagesform entscheidend. Wenn ich mich im Büro schon über 50 Idioten geärgert habe und mit dickem Hals unterwegs bin, schwillt meinem Hund auch der Kamm.
    Freitag, 4. Juni 2010 - 12:39

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