Donnerstag, 18. März 2010

Wir saufen uns die Frauen schön.




Ein Kollege meint, krawallige Schlagzeilen erhöhten die Klickraten. Das sei ähnlich wie bei der Bildzeitung. Gesagt, getan. An der Überschrift stimmt natürlich so gut wie nichts.


Erstens: Wir saufen nicht, wir futtern. Zweitens: Es betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer, genau genommen Hundefrauen und Hundemänner. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Wir futtern uns die Hundebegegnungen schön.




Sobald Luna einen anderen Hund erblickt und ruhig bleibt, stopfe ich ihr pfundweise Valberts leckere Hundeblutwurst ins Maul, zusammen mit dem lobhudeligen Schlüsselwort Super. Wieder und wieder und wieder. Ein Blick zu mir wird nicht belohnt. Wurst gibt‘s immer nur dann, wenn sie den anderen anguckt. Na, mein Mädchen, ist das nicht toll, einen anderen Hund zu treffen? Ich haue sämtliche Lehrbücher in die Tonne und lobe sogar, wenn Luna erkennbar fixiert und die Bürste hochfährt. Die ersten fachkundigen Leser kippen jetzt ohnmächtig  nach hinten. Ist mir wurscht.


Gucken, egal wie, ist gut. Extremes Lob.
Hochgehen ist schlecht. Extremer Tadel.


Wenn sie explodiert und wütend in die Leine springt, weise ich sie massiv zurecht. Energisches Nein, ich knalle ihr die Trainings-Discs vor die Pfoten oder packe sie an ihrer dicken Fellschwarte, irgendetwas halt, was gerade so passt. Es muss ein spürbarer Unterschied zur Würstchen-Arie sein. Bloßes Ignorieren von Unartigkeiten hat bei Madame noch nie funktioniert.


Damit habe ich vorigen Freitag angefangen. An die Wirksamkeit dieses Vorgehens glaubte ich nicht, einfach weil es so vielem Gelernten widerspricht. Aber seltsamerweise scheint es zu funktionieren!


Hundesichtung auf Entfernung findet auf einmal in entspannter Gemütslage statt. Luna schaltet nicht in den Alarm-Modus, sondern bleibt auf Blutwurstkurs. Die Gruppenübungen auf dem Hundeplatz verlaufen ähnlich unaufgeregt, und auf unseren Waldspaziergängen gehen neun von zehn Frontalbegegnungen nicht in die Hose. Bisher war das Verhältnis umgekehrt. Zweimal bleibt Luna sogar bei frei laufenden Hündinnen ruhig, obwohl diese neugierig bis auf anderthalb Meter herankommen.


Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Wäre ja nicht die erste Maßnahme, die gut angefangen und im Laufe der Zeit nichts mehr genutzt hat. Zumal die Blutwurstgaben mit der Zeit runtergefahren werden, bis nur noch das Schlüsselwort Super übrig bleibt. Die ersten Tage jedenfalls waren wirklich verblüffend. Nebenwirkung: Ich freue mich mal wieder auf Hundebegegnungen und suche sie auch.


Der Minirüde, der Luna gestern an den Hintern ging, hat natürlich Pech gehabt. Den hat sie kurzerhand die Böschung runtergeblasen. Das ist nach wie vor gestattet. Bei sexuellen Übergriffen darf die Keule rausgeholt werden. Wo führte das sonst hin? Wir sind hier doch nicht in Slalom und Gomera!





© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010

1 Kommentar:

  1. 2 Kommentare

    NALAMERLIN
    Ab wann wird denn dann bei euch noch zuzufütterndes starren in nicht zu fütterndes pöbeln? Wenn man an der leine zieht?
    Solltet ihr auf Dauer erfolgreich bleiben, werd ich diese Methode bei meinem Klon auch anwenden.
    Bitte halt uns auf dem Laufenden!
    Freitag, 19. März 2010 - 09:15

    MENSCH
    Laufen (egal wie) und gucken (egal wie) ist erlaubt und wird gelobt. Einen weichen Übergang zum Pöbeln gibt es bei Luna nicht. Wenn sie austickt, springt sie sofort in die Leine und will zum anderen hin – erkennbar nicht mit guten Absichten.

    Es ist auch schon vorgekommen, dass sie durch die Lobesarie das Interesse am anderen Hund verliert und nur noch meine Wurstfinger anstarrt. Dafür gibt es nichts! Aber sobald sie den Blick wieder auf den anderen richtet... schwupp, rein damit.

    Ich bin auf die Phase gespannt, wo die Leckerchen reduziert werden. Bericht folgt. Ungeschönt natürlich.
    Freitag, 19. März 2010 - 09:30

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