Nach dem Rauchenaufhören kommt das Laufenanfangen. Der Hund läuft mit. Ein anderer Jogger hat dieselbe Idee. Wir vier begegnen uns. Zack! Schepper! Knie im Eimer.
Dabei bin ich perfekt vorbereitet. Laufbuch von Steffny ist durch-geackert, die Pulsuhr sitzt, die Provence-Sonne scheint, der Hund ist motiviert. Das Programm für blutige Anfänger sieht in der ersten Woche Intervalle von 9 x 2 Minuten vor, in der zweiten Woche 7 x 3 Minuten und in der achten Woche die ersehnten 30 Minuten am Stück.
Meine Meinung als zukünftiger Marathon-Läufer und langjähriger Hundebesitzer: Ich stimme Achilles in allen Punkten zu. Der Aufruf, Hunde gratis nach Sakon Nakon auszufliegen, weil dort das beste Hundegulasch Thailands zubereitet wird, geht völlig in Ordnung.
Gut gelungen auch der Ansatz, vierbeinigen Herausforderungen grundsätzlich mit asiatischer Kampfkunst oder Hieb- und Stichwaffen zu begegnen. Das ist vorbildlich. Da wird nicht gejammert, da wird nicht verbissen argumentiert. Achilles und Anhang sehen das wie die Krawallmaus: sportlich. Wer erwischt wird, hat Pech gehabt.
Mein Hund und ich finden sowieso, dass 85 % aller Jogger unter ihren Möglichkeiten laufen. Bis vor kurzem lag Luna immer im Platz, wenn Jogger in Sicht kamen. Das trug lehrbuchgemäß zur Entspannung bei, wurde auf Dauer aber von allen Beteiligten als unbefriedigend empfunden. Um der aufkommenden Langeweile entgegenzuwirken, haben wir das Kommando „Jogi“ einstudiert. Es wird im Flüsterton gegeben.
Nicht wenige Laufsportler dankten uns schon auf Knien, weil sie den Glauben an sich selbst wieder fanden. Die hätten nie gedacht, dass sie 100 Meter unter 12 Sekunden schaffen.
Zurück zur Provence. Die 8 x 2-Woche gelingt so gut, dass ich mich wie ein Kind auf die 7 x 3-Woche freue. Erster Tag. Die ersten 3 Minuten. Bereits nach 500 Metern kommt uns ein Belgier mit einem Spaniel entgegen. Ich lege Luna ab und trete sicherheitshalber – welcher Teufel reitet mich da? – mit dem linken Fuß auf die Leine. Der Belgier schnauft vorbei, der Spaniel nicht. Er geht erst in Grundstellung, dann auf uns los. Luna springt hoch und katapultiert meine 95 Kilo in den nächsten Straßengraben, wo ich ächzend mit verdrehtem Knie ausrolle. Die Belgier ziehen weiter. Wir schleppen uns zur nächsten Apotheke. Kniebandagen mit Klettverschluss und Patella-Aussparung gibt es für 65 Euro im Angebot.
Soviel zum Spocht.
Das ist jetzt anderthalb Jahre her. Ich erzähle das deshalb, weil in 119 Tagen endlich wieder Ferien sind und wir in der Provence den zweiten Anlauf machen werden, Madame Krawallmaus und ich. Mit 9 x 2 Minuten fangen wir an und wenn Belgier uns in den Graben schubsen, halten wir es wie 2007 und gehen für den Rest des Urlaubs schwimmen.
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2009
7 Kommentare von Apple nach Blogspot gerettet.
AntwortenLöschenAIKO MACHT SICH GEDANKEN
Nachdem ich einen wunderschönen Kommentar geschrieben habe, versuche ich seit 10 Minuten diese Zeichen zu aktivieren und es geht überhaupt nicht. Was mache ich falsch???
Sonntag, 8. März 2009 - 21:21
MENSCH
Du machst gar nichts falsch. Das System ist doof. Vermutlich hast du zwischendurch mal das Kommentarfenster verlassen, um eine andere Seite anzusehen. Wenn du dann zurückkommst, funktioniert der Buchstabencode nicht mehr. Mir ist das auch schon passiert. In diesen Fällen kopiere ich meinen Text, schließe das Kommentarfenster und öffne es erneut. Ich hoffe, dir hat es nicht zu viel Text versemmelt. Von wunderschönen Kommentaren kann die Krawallmaus nämlich nicht genug kriegen ...
Sonntag, 8. März 2009 - 21:35
ANONYMER BESUCHER
*lach!* Ich will Dir nicht zu nahe treten.... aber.... man merkt, dass Ihr beide Lauf-Neulinge seid! ;-) Da draußen warten noch so viele 'Gefahren' auf Euch... *glucks* Wenn Euch schon ein Spaniel zum Stolpern bringt... ;-) Einige Beispiele:
1. An jedem Pferdehaufen werdet Ihr das lustige Spiel Mein-Pferdeapfel-Dein-Pferdeapfel spielen ;-)
2. Wenn Ihr dann mal länger unterwegs seid, werden Rehe (oder auch sehr gerne genommen: Hasen und Eichhörnchen) im Wald Euren Weg kreuzen. Tja... Zeit, um das Abrufsignal bis zum Erbrechen zu üben ;-)
3. Apropos Erbrechen: hin und wieder wirst Du auf (mehr oder weniger frisch) Erbrochenen ausrutschen und einen Kniefall in die Widerlichkeit auf dem Boden machen. Wohl dem, dessen Hund kein Erbrochenes als absolute Leckerei empfindet! ;-) Sonst stinkt der Hund den ganzen Abend nach fremder Magensäure (die eigene ist schon schlimm genug, aber fremde Magensäure?!?) und Du hast seit Deinen Grundschulzeiten das erste aufgeschlagene Knie davon getragen! ;-)
4. Und Du wirst Dich in der fremden Umgebung verlaufen. Das merkst Du dann spätestens, wenn Du an einer 4-spurigen Ausfallstraße entlangläufst und die Kieslaster mm-nah an Dir vorbeidonnern. Da bekommt der Satz 'J'ai peur!' eine ganz neue Bedeutung! ;-) Was lernen wir daraus? Nie ohne Handy (um ein Taxi zu rufen) und Geld (um dasselbe zu bezahlen) loslaufen. ;-)
5. Ach. Ich hatte fast die Wildschweine vergessen. Vor allem Bachen mit Frischlingen. Wenn Ihr denen begegnet: lauft!! ;-)
6. Hofhunde! Aggressionspotential pur! ;-) Obacht! ;-)
7. Nimm' Schwimmflügel mit, wenn ein Stück mit Meer dabei ist. Könnte sein, dass Du Dich wie David Hasselhoff in die Fluten stürzen musst, um Luna zu retten.
Ich könnte jetzt noch x Beispiele aufzählen, aber ich denke, dass Luna sich selbst noch einige ausdenken wird! ;-) Und denk' ja nicht ans Kneifen! Ich bin schon auf Deinen Bericht gespannt! Du siehst: ein Spaniel ist gaaaaaar nichts! ;-) Ich wünsch' Euch viel Spaß!!
Montag, 9. März 2009 - 18:35
MENSCH
Oh Gott, oh Gott. Da tun sich ja Abgründe auf. Von alldem steht nix bei Steffny! Und das Buch heißt immerhin „Das große Laufbuch – Alles, was man übers Laufen wissen muss".
Erbrochenes. Ich fass' es nicht.
Montag, 9. März 2009 - 20:19
ANONYMER BESUCHER
Ok ok. Steffny fing ja (im Gegensatz zu Dir) auch nicht gleich mit der Kür an. Du versuchst gleich 2 Probleme auf einmal unter einen Hut zu kriegen:
Problem Nr. 1: Dein innerer Schweinehund
Problem Nr. 2: Luna
;-))
Dienstag, 10. März 2009 - 10:07
MENSCH
Wobei man Luna in diesem Zusammenhang auch als „meinen äußeren Schweinehund" bezeichnen könnte.
Dienstag, 10. März 2009 - 10:16
MENSCH
@Andreas
Hast du das mit den Pferdeäpfeln, dem Kieslaster und dem Erbrochenen gelesen? Sollen wir wirklich laufen? Oder lieber irgendwas Indoor? Federball? Halma? Espresso?
Dienstag, 10. März 2009 - 22:56
6 Kommentare von Apple nach Blogspot gerettet.
AntwortenLöschenANONYMER BESUCHER
Heeeeeeeyyyyhoooooooo! Kneifen gilt nicht! Mal schön losgelaufen! Ich freu' mich doch schon so auf die Dinge, die passieren werden. Zwei wilde Kerle und eine wilde Wutz?!? Was soll da ernsthaft passieren? Alle Vorkommnisse sind doch nur nette Anekdoten des Lebens, die während des Abendessens für ein Feuerwerk der guten Laune sorgen! ;-) Oder soll ich jetzt ernsthaft meine Grusel-Geschichten über mein letzte Halma-Spiel auskramen? ;-) Nur so viel: diese vielen bunten Platikmännekens passen prima in so manche Körperöffnung und sind echt schwierig wieder zu entfernen! ;-)
Mittwoch, 11. März 2009 - 10:20
MENSCH
Halma-Wettessen?
Wäre auch eine Alternative.
Donnerstag, 12. März 2009 - 00:30
ANDREAS
@ Mensch
Alle luna-bedingten Widrigkeiten schrecken mich nicht so sehr, wie dein grauenerregendes Timing. Ich zitiere: "So ungefähr von 8 bis 9". Ja, geht´s denn noch?! Da is noch dunkel!
Lass uns lieber eim Hallenhalma bleiben.
Donnerstag, 12. März 2009 - 18:45
MENSCH
Ihr habt es alle gelesen!
Ich bin willens, morgens um 8 durch Erbrochenes zu joggen, aber mein Trainingspartner bremst mich brutal aus.
Ich leg mich wieder hin.
Donnerstag, 12. März 2009 - 21:24
ANDREAS
@ Mensch
Ich meine mich dunkel zu entsinnen, dass du es warst, der mir sagte: "Spocht am frühen Morgen ist nicht so mein Ding". Was wir übrigens beide in dem Moment für eine gleichwohl angenehme wie auch begrüßemswerte Gemeinsamkeit hielten.
Wie lösen wir denn jetzt das Dilemma?! Denn glaub´s mir: Du willst mich nicht wirklich morgens um 8:00 erleben -- ehrlich!
Andreas ;-))
Freitag, 13. März 2009 - 17:51
MENSCH
Ja schon. Aber wie das Fachbuch lehrt, kriegst du kurz nach dem Start schon eine Überdosis Endorphine. Und dann müsste es eigentlich gehen.
Freitag, 13. März 2009 - 18:04