Das verblüfft sie dermaßen, dass sie die Schnauze hält. Wir haben das letzte Woche zweimal ausprobiert, können also von einer gesicherten Erkenntnis sprechen.
Für Hunde, die an der Leine prollen, hat die moderne Canidenerziehung zwei Theorien parat. Erstens, du trittst sicher auf und dein Hund macht großmäulig die anderen zur Schnecke, weil er dich im Rücken hat. Zweitens, du bist unsicher, dein Hund denkt, du hast die Situation nicht im Griff, übernimmt die Verteidigung und keift los.
Letzteres trifft auf uns zu. Dachte ich jedenfalls. Bis zu dem Moment, wo uns auf einem Feldweg ein Airdale-Terrier mit Bällchen in der Schnauze entgegen kommt. Er mault ein bisschen rum, weil es sein Bällchen ist. Luna pupt zurück, weil er es rausrücken soll. Ein Wort gibt das andere. Madame flippt aus. Wir brezeln vom Weg runter. Das Fahrrad ist zu hoch, die Grasnarbe zu tief, der Hund zu aufgebracht. In Zeitlupe kippe ich nach rechts – halb zog sie ihn, halb sank er hin (Goethe) – und scheppere mit dem Drahtesel in den Matsch. Das sieht bescheuert aus.
Luna hört augenblicklich mit krawallen auf und guckt mich verdutzt an. „Was denn? Der Scheff im Graben, hilflos, mein Gott, und da drüben der brandgefährliche Terrier, ich halte lieber den Rand.“ Erst als ich wieder auf zwei Beinen stehe, fasst sie Mut und röhrt weiter.
Exakt dasselbe Theater spielt sich einen Tag später ab. Da liege ich zur Abwechslung im Neandertal, zwischen meiner Krawallmaus und zwei tobenden, freundlicherweise eingezäunten Doberfrauen, wieder formvollendet auf dem Rücken. Käfer ist mein zweiter Vorname. Luna pausiert und krakeelt erst weiter, als ich stehe.
So wird‘s also in Zukunft gemacht. Wann immer mir Hunde begegnen, werde ich mich proaktiv in den Schlamm werfen und meinem Gegenüber zurufen, er möge so tun als ob nichts wäre und einfach passieren, ich müsse so agieren, damit mein Hund Ruhe gäbe und schönen Tag noch.
Ich gebe uns eine Woche, dann tun sie mich entweder in die Klapse oder auf Seite 1.
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2009
5 Kommentare
AntwortenLöschenAIKO MACHT SICH GEDANKEN
Schade, dass ich nicht mit der Diggi hinter diesem Gartenzaun lauerte - ich hätte als Schimmerlos große Anerkennung bekommen, denn diese "Käferhaltung" ist ja bei Menschen sehr selten anzutreffen und wenn ja, dann immer nur zu hormonellen Hochzeiten. Also Respekt - für diese rasche Erkenntnis - zum Wohle der Hundelady. Alle Achtung! Aber Gott sei Dank ist dem Fahrrad dabei ja wohl nichts passiert.
Wuff und LG
Aiko
Donnerstag, 19. März 2009 - 17:21
MENSCH
Danke für die Blumen.
Rasche Erkenntnis ist gut.
Nach vier Jahren!
(Schäm.)
Donnerstag, 19. März 2009 - 21:12
MW
Hihi, und ich fahre seit Jahren nicht mit meiner Krawalli Rad, weil ich befürchte, sie könnte mich umreißen - hätte ich nur früher gewusst, dass genau das die Lösung aller Probleme ist! Ob das mit dem Hinwerfen wohl auch ohne Rad funktioniert?
Viele Grüße,
MW
Freitag, 20. März 2009 - 14:09
MENSCH
Selbstverständlich!
Wichtig ist die korrekte Haltung. Auf dem Rücken liegend herumrollen und dabei verhalten ächzen. Wer in seiner Jugend Judosport betrieben hat, kann den Vorgang auch mit einer spektakulären Falltechnik einleiten. Die Passanten freut's.
Freitag, 20. März 2009 - 15:16
MENSCH
Es funktioniert immer noch.
Freitag, 1. Mai 2009 - 23:22