Donnerstag, 23. Oktober 2008

Rotti und das Küchenkraut.



Lorbas ist 12 Jahre alt, wiegt runde 90 Pfund und ist der gutmütigste Hund, den ich jemals kennenzulernen das Vergnügen hatte. Ein Brocken von einem Lamm.

Dummerweise ist er Rottweiler. Diese Rasse kennt die Menschheit aus der Bildzeitung: Aha, schon wieder ein abber Arm. Auch der Rottweilermischling kommt in Schlagzeilen immer gut, selbst wenn es sich nur um einen Senfhund handelt, dessen 512. Teil eines halben Gens vor 135 Jahren im Oberschwäbischen zwei Rinder vom Markt zum Metzger trieb.

Wie auch immer. Ich schätze diese Rasse sehr wegen ihres Langmuts, ihrer Familienfreundlichkeit, ihrer Anhänglichkeit und ihrer unendlichen Geduld. 

Lorbas ist ein Prachtkerl. Sein Frauchen hat nur Ärger. Aber nicht mit ihm, sondern mit denen, die ihr untertags entgegenkommen. Im Grunde kann sie machen, was sie will. 

Nimmt sie Lorbas ganz kurz, kriegt sie zu hören: „Puh, das muss ja ein aggressiver Kerl sein, wenn Sie den so kurz fassen müssen.“ Lässt sie ihre 2-Meter-Leine lang, heißt es: „Sie da, holen Sie mal Ihren Hund näher ran. Das ist doch ein Rottweiler.“

Mittlerweile ist sie abgebrüht. Sie weiß, dass sie einen lieben Kerl hat. Sie weiß, dass sie sich nicht in Luft auflösen kann. Sie weiß, dass auf dieser Welt alles möglich ist. Einer aber konnte sie neulich dann doch überraschen: ein forscher Herr mit Wanderstab und Knickerbocker. 
Der kommt ihr strammen Schrittes entgegen. Sie sagt „Lorbas, bei Fuß“, und der Herr reagiert mit diesen denkwürdigen Sätzen, die ich umgehend und begeistert in meinen Anekdotenschatz aufgenommen habe:

„Bei Fuß? Hallo, Beifuß ist doch ein Gewürz. Sie können in der Hundeerziehung nicht einfach jedes x-beliebige Wort verwenden. Es gibt Gesetze, die Ihnen vorschreiben, wie sie mit ihrem Hund zu reden haben.“

Und? Was fällt uns dazu ein?
Ganz genau.
Nichts.

Obwohl: Ich stelle mir gerade vor, wie die neue Hundeerziehungs-Sprachgestaltungs-Verordnung (HuSpV) im Bundestag diskutiert wird. „Herr Präsnt, sehr vehrte Damunherrn, der sprachlichen Diffamierung von Küchengewürzen durch ignorante Kampfhundhalter muss Einhalt geboten werden. Das sind wir in Zeitenderkrise den Wählerinunwählern schuldig, meineseverdamunherrn.“ Aufbrandender Applaus.



© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2008

1 Kommentar:

  1. ANDREAS
    Kriegst du auch ne Geschichte mit den folgenden Kräutern hin?

    Liebstöckel
    kleine oder große Bibernelle (wahlweise)
    Goldrute (dürfte kein Problem sein)

    ;-)
    Freitag, 7. November 2008 - 00:02

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