Dienstag, 23. September 2008

Angenehm, Müller-Lüdenscheid.



Ferien in der Provence. Jeden Morgen ächzen wir den steilen Weg hoch zur Bäckerei. Jeden Morgen treffen wir den netten Hund aus Holland. Jeden Morgen ist Terz.

Eine Szene wie bei Loriot. Betitelt vielleicht mit „Herren am Hang“. Oder „Herren am Hund“. Ihr müsst euch das  bitte so vorstellen:

Zwei Männer gesetzteren Alters begegnen sich auf einem schmalen Weg. Täglich! Beide halten in der linken Hand ein Baguette und in der rechten 40 Kilo weiblichen Schäferhundmischling.

Die Damen, aus gegebenem Anlass schön kurz am Halsband gefasst, hopsen auf zwei Beinen, röcheln, prusten und fauchen vor Zorn, baggern mit den Tatzen durch die Luft und werfen sich schlimme Wörter an den Kopf.

Die Herren nicken sich währenddessen freundlich zu und sagen: „Bonjour, Monsieur.“ – „Bonjour, Monsieur.“ Hätten sie eine dritte Hand, lüfteten sie vermutlich noch höflich den Hut.

Ungelogen, jeden Tag. Drei Wochen lang.

Nur einmal haben wir Glück. Da begegnen wir uns nicht auf dem engen Pfad, sondern direkt vor dem Bäcker. Da ist Platz, die Mädels sind entspannt. Und die kleine Bar hat auch schon auf. 

Wir setzen uns auf eine Bank, und der holländische Herr beraubt mich innerhalb von 20 Sekunden aller Illusionen. Ich äußere die verwegene Ansicht, meine Maus sei jung, wild und ungestüm, im Alter lege sich das. Nein, meint er, das könne er leider nicht bestätigen, seine sei schon 12, es sei jedes Jahr schlimmer geworden, er habe auch schon die Mutter und die Großmutter von ihr gehabt, und die seien genauso gewesen.

Daraufhin bestellen wir erstmal einen Schnaps. 



© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2008


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