Sonntag, 21. Dezember 2014

Last-Minute-Geschenktipp.




Erlangen (dpo) - „Geschichtswissenschaftler der Universität Erlangen/ Nürnberg haben herausgefunden, dass der Film King Kong auf historischen Tatsachen beruht. Der echte King Kong war allerdings nicht etwa ein Riesengorilla, sondern vielmehr ein Hund von normaler Größe. Das Tier hieß zudem nicht King Kong. Sein historisch verbürgter Name lautet Fido. Gruselige Überschneidung: Fidos Frauchen war weiß.“

Angesichts der zunehmenden Informationsflut wird man im Aufnehmen von Nachrichten immer versierter. Der morgendliche Blick rutscht über die Regionalzeitung und Spiegel Online, schweift von tagesschau.de über n-tv zu diversen Links in der Facebook-Timeline, zuletzt noch je nach Geschmack eine Prise FAZ, Süddeutsche oder ZEIT. In Windeseile überfliegt man die Schlagzeilen, wurstelt sich durch die Anleser – fertig ist die tägliche Dosis Neuigkeiten aus unserer merkwürdigen Welt.


Auf diese Weise habe ich unlängst ohne mit der Wimper zu zucken die Schlagzeile Milchbauern protestieren gegen Laktoseintoleranz zerebral verarbeitet. Sogar den Teaser habe ich anstandslos geschluckt: Mehrere Hundert Landwirte forderten die Regierung auf, endlich wirksam gegen die schändliche Abscheu gegen ein Getränk  vorzugehen, von dem man immer dachte, es sei schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. 

Erst bei dem Satz „Nur weil sie weiß ist!“ wurde ich stutzig. Ups, Satire! Reingefallen. Peinlich! Seither gehe ich dem Postillon – ehrliche Nachrichten, unabhängig, schnell seit 1845 nicht mehr auf den Leim, sondern freue mich jeden Tag über neuen Quatsch:

• EU weitet SEPA-Verfahren aus: Telefonnummern schon bald 42-stellig
• Verschwörungstheoretiker glaubt, von niemandem überwacht zu werden
• Halloween-Horror: Schwer verletzter Junge (9) erhält überall nur Süßigkeiten statt Hilfe
• Todesfalle Schaukel: Großteil der Kinderspielplätze immer noch ohne Winterreifen
• Mann fährt Kleinwagen, um seinen riesigen Penis zu kompensieren

Zum Niederknien schön die Meldung, dass die neue Zeitform Futur III eingeführt werde, um ab sofort grammatikalisch korrekt über den Berliner Flughafen BER sprechen zu können: „Ich werde nächstes Jahr im Sommer nach Mallorca in den Urlaub geflogen wären gewesen.“ Und natürlich der Klassiker zur Insolvenz der Praktiker-Märkte: Baumarktkette Theoretiker verkauft Dinge für Leute, die anderen bei der Arbeit zusehen.

Seit der Postillon auf Facebook aktiv ist, kommt man zeitnah in den Genuss der Feedbacks aus dem Kreise unserer Bundesempörungsbeauftragten. Das ist sehr unterhaltsam, weil die Herrschaften meist nur von 12:00 bis Mittag denken. Maximalerregung generierte die Meldung Salafisten wollen Frauen das Tragen von Brüsten verbieten!

Während die kommentierenden Herren harte politische Einschnitte forderten wie Bernd („Typisch. Wann unternimmt unsere Regierung mal endlich was dagegen?“) oder wie Viktor orthografisch fragwürdig resignierten („Wo leben wir eigentlich es ist traurig was in unserem Land alls gestattet wird.“), gingen die Damen hoch wie die Raketen. Mira zeterte: „So ein scheiss diese Menschen dürfen erst gar nicht ins ausland einreisen !!!“ Ann griff zur Nagelfeile: „Frauen tut Euch zusammen und vernichtet diese Schänder.“ Silkes Ausrufungszeichen-Taste musste hinterher ausgewechselt werden: „Na jetzt wird es ja ganz verrückt! !!!! Und die wollen UNSER LAND einnehmen!??? Raus hier, alle samt!!!!!“

Selbstverständlich macht der Postillon auch vor hohen christlichen Feiertagen nicht Halt: Nordpol, Saarbrücken (dpo) - Der Weihnachtsmann hat heute bekannt gegeben, dass er nicht an den kleinen Timmy glaubt. Da der freundliche alte Mann den neunjährigen Jungen lediglich für eine fiktive Figur hält, die zur Erheiterung sadistischer Erwachsener dient, werde er ihm in diesem Jahr an Heiligabend auch keine Geschenke vorbei bringen. Der kleine Timmy selbst ahnt davon bislang noch nichts.*

Sieht ganz so aus, als müsste man sich dieses Jahr selber etwas unter den Baum legen. Das Postillon-Buch vielleicht?

Fröhliche Weihnachten

© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2014




*Alle Zitate aus Stefan Sichermann
, Der Postillon
 - Das Beste aus über 160 Jahren, Riva Verlag, München 2014
. Das Eingangszitat über King Kong stammt von www.der-postillon.com





1 Kommentar:

  1. Niemals! Kein Einziges. Wenn dann eher alle vom Schreiberling dieser Zeilen! ;-)

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