Weil nach unserem Socialnetworkabtauching viele gefragt haben: Alles gut, danke, uns geht’s prima. Die vereinigten Hobbyhitler haben mich nicht zum Schweigen gebracht; die Hunde nehmen nach wie vor das Viertel auseinander; unsere Laune ist ganz ausgezeichnet. Nur dass Wiki halt Facebook aufgefressen hat.
Danach hat er das gallengelbe Zeug auf den Rasen gekotzt und mich nicht mehr rangelassen. Den Film müsst ihr euch ansehen. Der Knabe kennt nix! Keine Ahnung, ob ich jemals wieder facebooken darf.
Ich bin Wiki jedenfalls dankbar. Keine hirnrissigen Postings subfontanell mindermöblierter AfD-Vorstände mehr, keine Hasskommentare dauernörgelnder Besorgtbuben, keine schlecht gelaunten, patriotischen Ohrdografivergewaltiger vor dem Frühstück.
Es ist auch ohne diese Phänomene schon schlimm genug, die Zeitung aufzuschlagen. Hallo? Ich will gar nicht wissen, ob ein mies frisierter Dilettant namens President Elect vielleicht vom KGB beim Poppen mit drittklassigen Moskauer Nutten gefilmt worden ist. Es ist mir auch wumpe, dass Trumpel zu diesem Sachverhalt nichts anderes einfällt als morgens um vier empört NAZI-DEUTSCHLAND und HEXENJAGD zu twittern. Und schon mal gar nicht will ich jeden Tag diese platzköpfige Orange mit der schlampig aufgetragenen Bräunungscreme ganz oben bei SPON sehen.
Vielleicht möchte dem Lehrling im Weißen Haus ja mal einer erklären, wie Präsident geht. Dann sänke vermutlich auch sein Blutdruck, und ich fühlte mich bei seinem Anblick nicht jedes Mal ins Marvel-Universum versetzt.
Apropos Blutdruck. Hundeerziehungsmäßig sind wir auf der Überholspur. Es läuft optimal. Luna pestet schlimmer als je und Wiki ist nach wie vor die Cholera in Beuteangelegenheiten. Was sich allerdings gebessert hat, ist mein Gemütszustand am Hund.
Will sagen: Greift mich der Kleine an (er ist so niedlich, wenn er sich aufregt), nehme ich ihn in den Arm und drücke ihn herzhaft. Das verblüfft ihn. Wir haben gute Narbensalbe im Haus.
Rastet die Große aus, wirke ich nicht mehr auf sie ein, sondern sehe ihr mit Tränen der Rührung in den Augen zu. Sollte ich mit 96 auch noch so hochambitioniert in den Ring steigen, wenn mir der Nachbar maulend entgegenkommt, werde ich dankend auf die Knie sinken und einen Altar aus Feldfrüchten errichten.
Diese Methode heißt übrigens Whurst: Wenn Hund rotiert, stay tiefenentspannt. Ich sollte sie didaktisch aufarbeiten, eine Hundeschule eröffnen und Millionär werden. In wöchentlichen Einheiten erarbeiten wir uns gemeinsam das weite Themenfeld Peinlichkeiten wegstecken leicht gemacht. Der Kurs dauert 12 Jahre. Reservieren Sie Ihre 10er-Karte schon jetzt!
Wo wir gerade bei Werbung sind, zwei Empfehlungen für alle, die von FB genauso angepisst sind wie Wiki. Es gibt ein spannendes Buch von Marc Elsberg mit dem Titel Zero. Darin wird sehr unterhaltsam erzählt, wie ein Daten sammelndes Netzwerk mit geschickten Algorithmen den Scheiß des Jahrhunderts baut. Passend dazu läuft bei Netflix die dritte Staffel von Black Mirror. Die Serie spielt in der Zukunft. Allerdings ist diese Zukunft nur fünf Minuten von heute entfernt. Besonders sehenswert ist die Folge Nosedive. Die Menschen bewerten sich und ihr Verhalten ständig gegenseitig. Der Score entscheidet über den weiteren Verlauf ihres Lebens. Unter 4.2 kriegst du beispielsweise kein Flugticket mehr, unter 3.9 nur noch schrottige Mietautos.
Noch eine Whurst-Idee. Einmal pro Woche gibt es per Mail psychologische Hilfe in kynologischen Extremsituationen (aufpreispflichtiges Extra):
Kimbali-Ebony hat die Schwarzwälder Kirsch deiner Schwiegermutter gefressen? Sei froh! Du nimmst nicht zu.
Zero hab ich auch gelesen, da kriegt man Angst, weil es gar nicht mal so erfunden unwahrscheinlich ist. Noch ein Buchtipp zum Thema: "The Circle" von Dave Eggers. Es zeigt eine Entwicklung auf, die im Buch so dermaßen schlüssig, ja, fast zwangsläufig erscheint, dass man das kalte Grausen kriegen kann. Und sich fragt: Was davon passiert schon? Wie weit sind wir? Können wir noch zurück? Werden unsere Kinder das alles mal ganz normal und in Ordnung finden?
AntwortenLöschenIch bin so froh, dass ich durch Facebook (igitt, ja) dieses herrliche Blog entdecken konnte. Echter Suchtstoff! :-) Mein Möchtegernbeagle zum Artikel über das Beagle-Buch: "Kauf dir das Buch nicht, das ist bestimmt halb so witzig." Wuff!
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