Sonntag, 27. Februar 2011

Das Ding aus dem Sumpf.



Seid ihr schon einmal im guten Anzug strumpfsockig am Sonntagmorgen über eine verschlammte Weide gesprintet, um einen Münsterländer Sausack-Mischling vom Schafsmobbing abzuhalten?

Nein? Ich schon. Zweimal innerhalb von fünf Minuten. Danach ist das feine Stöffchen ruiniert und ich sehe aus wie „Das Ding aus dem Sumpf".



Schafe kommen bei uns nicht in den Topf, sondern haben Namen. Lieschen und Paula halten frühlings, sommers und herbsts unseren Rasen schön kurz und verbringen den Winter im Wellness-Bereich eines befreundeten Schafscherers. Sie wiegen zusammen 150 Kilo und können prima im Kofferraum eines Renault Kangoo transportiert werden. Am letzten Samstag habe ich die beiden wieder zu uns geholt.

Luna kennt die zwei Tanten seit Jahren. Wiki noch nicht. Geplant ist eine behutsame Familienzusammenführung nach Krause. Wiki wird jeden Tag auf der Weide mit Wurst gestopft und hat deswegen irgendwann einmal Schafe lieb. 

Irgendwann einmal. Heute jedenfalls noch nicht. Während ich mich für den 50sten der Schwägerin in den guten Anzug werfe, quetscht sich die Kanaille durch die Terrassentür, entert unsere Schafsweide und mobbt Paula. Ich stürme in Socken hinterher.

Paula macht den Igel. Ich wusste gar nicht, dass Schafe das können. Sie setzt sich stoisch hin und bildet einen dicken Wollknäuel. Wiki wubbelt in der Wolle herum, kriegt aber außer einem Maul voller Fusel und Wollfett nichts ab. Pfwoäh! Er rast um das arme Schaf herum und dreht am Rad. Jagdmodus ist Droge. 

Ich erinnere mich an die Worte Krauses: „Beeindrucke deinen Hund mit sicherem Auftreten, schränke ihn körperlich ein, greife durch!“ Ich kriege Wiki nach kurzer Treibjagd zu fassen und schmeiße ihn wütend über den Zaun. Offensichtlich machen unfreiwillige Flugstunden auf Terrierartige keinen allzu großen Eindruck. Dass er nicht schon in der Luft umdreht und zurückfliegt, ist alles. Aber landen und ansatzlos wieder über den Zaun zurückspringen, dauert auch nicht nennenswert länger. Schon hetzen wir erneut um das Schaf herum.

Währenddessen schreie ich die wibbelige Luna ins Platz, damit die nicht auch noch auf die Weide springt und das heillose Ringelpiez womöglich mit blutenden Bissen garniert. Luna ist in solchen Dingen grundsätzlich übermotiviert. Wäre sie Fußballspieler, finge sie sich bereits in der ersten Minute nach der Einwechslung eine rote Karte ein.

Meine Krawalli legt sich hin und sieht mir verblüfft zu, wie ich mit hochroter Birne PALLALLATZZ in den Sonntagmorgen brülle, mich final auf ihren schwarzweißen Rüden werfe und den zappelnden, schlammigen Chaoten aus der Arena trage.

Paula steht auf und trabt genervt in den Unterstand. Das Viertel ist hellwach. Ich erscheine in Jeans zum 50sten und habe es bequem. Alles hat sein Gutes.





© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2011

13 Kommentare:

  1. wow! :D aber dass sich luna freiwillig ins "platz schreien" lässt, ist doch auch was!! kompliment! :) meggi hätte wahrscheinlich die chance bei schopfe gepackt und die situation "vierbeiner: zu zweit - lahmarschiger zweibeiner: nur alleine" VOLLENDS ausgenutzt!!! paula hat doch jetzt kein trauma, oder ;) lieben gruß senden die blonde knalltüte (damit meine ich NATÜRLICH meggi!!) und die tina!

    ps:"herrchenjahre" ging schon reih' um in der WG und aus jedem zimmer, in dem das buch eben grade station zum "gelesen werden" macht, hörte man schubweise herzhaftes lachen! schön :) ich werds einfach nochmal lesen .... :)

    AntwortenLöschen
  2. Ich es schon ein wenig dekadent, im Anzug Schafe zu hüten, aber vermutlich gibt es da auch kulturelle Unterschiede von Krawallhausen zu Klein Gallien, ich muss ja nicht alle Einborenenriten verstehen......

    Ich befürchte nur, die Blutwurst-an-die-Schafe-Gewöhnmethode könnte auch nach hinten losgehen, weil dan Wiki die Wollknäuel mit Futter assoziieren könnte, aber einen Versuch ist es dennoch wert.

    Und meine noieste Theorie ist folgende: Wiki verhilft Luna zu unerwartetem Ansehen, denn während sie sich über ihn und besonders über Dich :-) wundert, mutet sie im Vergleich zu ihm doch sehr wohlerzogen an! Alles eine Sache der Perspektive :-)

    Apopo Betrachtung: ich beantrage hiermit eine Live-Webcam im Krawallhaus :-)

    Ein Schäfer im Anzug...wo gibts denn sowas? Bei Bauer sucht Frau ? Oder sollten wir dies nun umtaufen ? Au ja: Wir machen eine tägliche Live Schaltung zu Wiki und den Schafen. Quasi Big Brother auf Tierisch. Das wird der Quotenhit !!!
    :-)
    Hab eine schöne Woche
    Eve

    AntwortenLöschen
  3. Ahhhh, Sie waren das! :) Wir hatten uns in Gruiten schon gewundert was das für ein Radau war. Wir sind als Kühlschranköffner eines reinrassigen Hasenfuss-scheues-Reh-Mix da nicht so versiert (ich vermute zwei zusätzliche Krawall-Kampfkater zählen hier nicht).

    Nach nun bald vollständiger Lektüre Ihres hervorragenden Trostspenders sind wir nun aber besser im Bilde und müssen feststellen, dass sich die Auswirkung der Haltung einer Krawallmaus nicht wensentlich von der eines Hasenfusses in der Aussendarstellung unterscheided. Tritt eine Krawallmaus bei entsprechender Reitzlage die Flucht nach vorne an, so entscheidet sich der Hasenfuss in der gleichen Situation zur Flucht in die Gegenrichtung. Das Ergebnis ist ähnlich. Man erntet von seiner Umwelt Unverständniss und von diversen Krauses gute (aber natürlich völlig unwirksame) Ratschläge wie das Problem in den Griff zu bekommen ist.

    Sollten Sie also nächstens im Neandertal oder der nähern Umgebung einen Zweibeiner treffen der offensichtlich mittles Flexileine einen Busch (bevorzugt Bromberrhecke) gassi zu führen versucht - und sollte dieser zweibeiner bei Ihrer Rückrunde noch immer an der selben Stelle verharren - vieleicht mal freundlich Grüßen und Verständnis signalisieren. Das sind wir.

    Beste Grüße aus Gruiten
    Conni und Lena (aka: Schisshase)

    AntwortenLöschen
  4. Ich wette, die Krauses haben gesagt, du seiest schuld, weil du nicht in der Lage bist, deinem Hund Sicherheit zu geben. Nur deshalb fliehe Lena.

    Mir haben sie gesagt, ich sei schuld, weil ich nicht in der Lage bin, meinem Hund Sicherheit zu geben. Nur deshalb kloppe sich Luna.

    Wir können uns ja mal im Neandertal zum Krausehauen verabreden.

    AntwortenLöschen
  5. Ich lese hier das erste mal,
    habe allerdings gerade das Buch durch.
    Herzlichen Glückwunsch!
    Selten so gelacht, geschmunzelt, fremd und
    selbst geschämt.
    Wer sich da nicht wiederfindet, hat keinen Hund:-)

    AntwortenLöschen
  6. Fremdschämen? Für mich? Danke! Das wäre doch nicht nötig gewesen...
    :o)

    AntwortenLöschen
  7. Gern geschehen ;-)
    Nein, Quatsch..

    Es war nur manchmal so herrlich "peinlich",
    was zum Beispiel zu den "Ausreden" geschrieben
    wurde..
    Mir gefällt immer die "Ausrede" am besten,
    bei der der Hund vor 100 Jahren eine schlechte
    Erfahrung mit einem Mann, vorzugsweise mit Mantel gemacht hat, und deshalb
    a Männer anbellt
    b Männer beissen will
    c sich von Männern nicht anfassen läßt
    d Männern ans Bein pieselt..
    e dem Auto von Männern an den Reifen..
    u.s.w. ;-)
    VG Nicole

    AntwortenLöschen
  8. Ich finde, Wiki passt bestens zu euch!!!
    Lachende Wuffi's Isi

    AntwortenLöschen
  9. Hallo Krawallmaus. Ich komme noch mal auf die Einladung zum Krausverhauen im Neandertal zurück. Das Date wird zeitlich wohl noch etwas nach hinten geschoben werden und um „ doofe Hundebesitzerverhauen“ erweitert werden müssen. Ich arbeiten ja nun mit dem Schisshasen (Lena) seit geraumer Zeit an den Reitzlagen S-Bahn (nördlich von uns) und Autobahn (A46 – südlich von uns) deren Über- bzw. Unterquerung für einen Hasenfuss trotz jahrelanger Bindungsvertiefung (mittels Handfütterung u.ä.) und intensivem Konfrontationstraining bis heute eine echte Herausforderung ist.
    Bis gestern waren wir auf einem guten Weg. Bei der gestrigen Autobahn-Trainingseinheit hat Lena dann auch nur kurz gezögert und ist direkt hinter mir in die Unterführung gegangen (im Freilauf, ohne Leine – riiiiiesen Fortschritt). An die Autobahnunterführung schließt ein ca. 30m langer Hohlweg an – hohe Böschung rechts und links und am Ende eine T-Kreuzung. Dort taucht nun von links Leo auf. Ein Boxerrüde Marke rüpeliges Kraftpaket – eigentlich harmlos aber seit Jahr und Tag nicht Lenas bester Freund, da er – sozial völlig inkompetent - freudestrahlend alle Beschwichtigungssignale anderer Hunde geflissentlich ignoriert und diese wie ein Dampfwalze überrennt. Schon unser erstes Zusammentreffen vor Jahren hat bereits eine bleibende Erinnerung und eine Tierarztrechnung von mehreren Hundert Euro für einen verrenkten Ellenbogen beim Hasenfuss produziert.
    Auch gestern fackelt der Rüpel nicht lange und stürzt sich auf den Hasenfuss, der nach allen Regeln der Kunst die Rute einklemmt, den Rücken rund macht, die Flanke zeigt und die Lefzen beleckt und als das nichts hilft im Bruchteil einer Sekunde entscheidet das Flucht wohl die bessere Lösung ist. Gesagt, getan – flitzt mein Hasenfuss die Böschung rauf ins Dickicht Richtung Autobahn!!!!….Ich rufe Sie entsetzt zurück und tatsächlich raschelt es im gleichen Augenblick in der Böschung über mir (ich jubele innerlich) und es erscheint mein Hasenfuss – jedoch mit gepeinigtem Blick, denn zeitgleich taucht auch der Rüpel aus dem Unterholz auf und blockiert den Weg zwischen mir und meinem Hasenfuss. Sie tänzelt von rechts nach links, will zu mir – das kann ich ihr ansehen – aber sie traut sich nicht am Rüpel vorbei. Ich versuche also mich zwischen den Beiden in Stellung zu bringen und meinem Hasenfuss Deckung zu geben (leider habe ich kein Fahrrad dabei – hätte diese Abwehrtechnik gerne mal ausprobiert).
    Mittlerweile taucht nun auch Rüpel-Frauchen auf der Bildfläche auf – mit Telefon am Ohr und ins Gespräch vertieft – betrachtet die Situation (ich feixtanzend zwischen den Hunden im Versuch meinem Hasenfuss zu zeigen, dass ich die Situation kontrolliere – vermutlich nicht überzeugend) und lässt sich zu der kurzen Anmerkung hinreißen: „Hat Ihr Hund etwa Angst vor meinem?“…. Nein woher denn – denke ich – die sieht immer so verklemmt aus und sage nur: „Ja ich glaube schon – so wie schon seit beinah fünf Jahren!“ Nach einigen halbherzig geflöteten und ebenso fruchtlosen „Komm Leo – hier hin“ Aufforderungen hat sie dann ein Einsehen, nimmt den Rüpel am Halsband und geht nach rechts ab.
    Ich sammele meinen Hasenfuss ein und denke „na super, ab jetzt alles wieder auf Null und von vorne anfangen – besten Dank auch“. Lena denkt: „Nie wieder Unterführung – vergiss es!“
    Liebe Grüße aus Gruiten
    von Conni & Lena (aka: Schisshase)

    AntwortenLöschen
  10. Es ist leider Realität, dass viele Besitzer von harmlosen Tutnixen nicht begreifen, dass ihr tutnix doch was tut: nämlich mühselig aufgebauten Lernerfolg in Grund und Boden rammen.

    Ich habe wenigstens den Vorteil, dass kein Tutnix-Besitzer weitertelefoniert, wenn er Luna ausrasten sieht.

    AntwortenLöschen
  11. Vielleicht sollte Lena mal bei Luna einen Crashkurs in "krawallen" belegen und dann hauen wir den Rambo ungespitzt in den Boden - und das Frauchen gleich mit ;/

    AntwortenLöschen
  12. Ob sich der Aufwand lohnt ? Naja, ich hätte auch alles so belassen können und zusehen, wie sich die Decke langsam der Schwerkraft hingibt. Risse im ganzen Haus hab ich ja schon und wenn man die lässt, könnt ich das als Shabby Style deklarieren...

    Den abben Putz hätt ich damit auch lassen können. Alle Arbeit für umsonst.

    MANN ! Hättest Du das nicht früher sagen können ?

    AntwortenLöschen
  13. Kleiner Tipp: Weiße Anzüge, Röcke, Hosen - hervorragend für Hundemenschen geeignet. Gibt es hin und wieder bei uns. Da wird Frauchen immer ganz panisch, und kriegt mich nicht schnell genug an die Leine. Ich mag das. Es zieht mich magisch an. Aber dass man so feines Zeugs sogar bei Schafen anzieht, finde ich nun etwas übertrieben. Da hat Wiki ganz Recht, wenn er dir das austreibt.

    Verständnislos
    Das BamBam

    AntwortenLöschen

Krawallkommentare sind verboten. Es sei denn,
sie kommen von euren Hunden. :o)