Freitag, 24. Dezember 2010

Zwanzig elf wird ein Kracher.



Dickschädeliger Ersthund, renitenter Zweithund, zwei prügelnde Kaninchen, drei tadellos frisierte Teenager, ein bockiges Elternpärchen und eine glimmende Lunte namens Pubertät.

Mit dieser feuergefährlichen Mischung rauschen und scheppern wir durch die Feiertagskurven hinein ins neue Jahr. Die Geschwindigkeit nimmt ruckartig zu, immer schön nach Jochen Knollmanns Motto Was nicht mit Gas geht, geht mit viel Gas. Der muss es wissen. Bevor er vor zwei Jahrzehnten mein allererster Chef war, ist er Rallye gefahren ...

... Jeder Jugendliche im Haushalt – dazu zählt auch das vierbeinige, schwarz-weiße Geschoss – drückt auf die Tube, so fest er kann. Zum Nachtisch werden Nitroglyzerin-Plätzchen gereicht.


Luna hat eine gespaltene Kralle, weil sie dringend unter der Eisplatte etwas Unaussprechliches freibuddeln musste. Nun trägt sie wie letztes Jahr eine rosa Socke mit silbernem Panzertape. Ganze 10 Minuten lang, dann ist Nachtschwester Wiki dabei behilflich, die Socke auszuziehen. Das gute Stück wird brüderlich geteilt, das heißt brachial in der Mitte auseinander gerissen, eingespeichelt und zerkaut. 


Bei der Vergabe von Kosenamen stelle ich fest, dass man große Tiere gern kleiner macht und kleine größer. 
Luna, 40 Kilo, feine Maus! 
Wiki, 16 Kilo, na du Bär!
Irgendwie bin ich schon froh, dass keiner zuhört.


Nicht immer rennt Wiki der Postbotin hinterher, wenn er über den Zaun springt. Manchmal platzt er auch wie eine Haubitze zwischen die von den Terrakotta-Kriegern zwangsernährten Katzen. Dann frisst er nachmittags um drei in aller Seelenruhe und von uns unbemerkt sämtliche Katzennäpfe leer, belästigt kurz darauf die Umgebung mit Darmwinden und setzt zwölf Stunden später, also morgens um drei, wenn die für fiepende Hunde Verantwortlichen im Koma liegen, einen Riesenhaufen ins halbrenovierte Badezimmer. 

Wie soll ich den Duft beschreiben, der von diesem Ding ausgeht? Mal so sagen: Vor drei Wochen verendete irgendwo im Zwischenboden des Schlafzimmers eine Maus. Wogen fieser Verwesung waberten um mein Bett. Erst süßlich-fleischern, dann faul und madig, gegen Ende dominierte ein unangenehm metallener Geruch, der nach und nach verduftete und schließlich verschwand. Jetzt liegt ein Stockwerk tiefer dieser Haufen im Bad, und die Kernfrage lautet: Kann man sich nach dem Gestank einer toten Maus sehnen? Man kann.


Luna laboriert nicht nur an einer gespaltenen Kralle, sondern auch an einer ebensolchen Persönlichkeit. Während zu Hause Dr. Jekyll bedächtig in sich ruht, zieht draußen Misses Hyde eine Schneise der Verwüstung. Heute will sie unter (!) einem dumpf dieselnden, gelbe Tonnen zerquetschenden Müllaster hindurch, um auf der anderen Seite Bauer Fürmanns Wolfi zu verhauen. Da stehst du aber saublöd da mit deiner positiven Bestärkungswurst.

Auf jeden Fall ist die Veröffentlichung des ersten eigenen Buches im Januar eine wunderbare Art, ein neues Jahr zu beginnen. In diesem Sinne wünschen wir Euch ein fröhliches, nicht allzu explosives Weihnachtsfest und ein glückliches 2011, in dem alle guten Wünsche in Erfüllung gehen mögen.




© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010

3 Kommentare:

  1. 3 Kommentare von A nach B gewuchtet:

    MENSCH
    Die Kommentarfunktion ginge dann auch wieder. Kann aber auch nur ein kurzes Aufflackern vor dem endgültigen Absturz sein. Wer weiß das schon.

    Es ist ein Kreuz mit der Technik. Zu Luthers Zeiten hätte ich die Posts einfach an die Kirchentür genagelt und gut.

    Früher war alles besser. Siehe auch Jochen Malmsheimer – das Wurstbrot:
    http://www.youtube.com/watch?v=mRggWhM70Wc
    Donnerstag, 6. Januar 2011 - 11:39

    CHATMOUSE
    Bitte,bitte eine Leseprobe veröffentlichen !!! *rumhüppelhopsfleeeh*
    Am besten das mit der fettigen-Augen-Blutwurst!!! *ganzneugierigbin*
    Du musst uns doch "anfüttern";-)
    Donnerstag, 6. Januar 2011 - 22:11

    MENSCH
    Für alle Freunde gehobener Lyrik.
    Die Blutwurst mit den fettigen Augen:
    http://goo.gl/zrzrO
    Freitag, 7. Januar 2011 - 08:10

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  2. Dieser Kommentar steht nur da, damit die Grammatikfreunde unter uns in der Linkzeile nicht „1 dramatische Bemerkungen" lesen müssen.

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  3. Naja, das mit dem Buch war ja ein Kracher. Und dieser Blog auch und dein fb-Auftritt auch.

    Glückwunsch nachträglich
    vom BamBam

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