Dienstag, 14. Dezember 2010

Verehrte Schweiz.






Was isch denn daas für en Huereseich? Herrchenjahre ist noch nicht mal erschienen, da habt ihr es schon um 30 % reduziert wie einen Glarner Schabzieger, bei dem das Datum abgelaufen ist!?

Hinzu kommen – ja genau, ich rede mit Ihnen, exlibris.ch – sinnbefreite Angaben wie „fester Einband“. Das Buch hat keinen festen Einband, sondern kommt als ausnehmend originell gestaltete Klappenbroschur auf den Markt. Mit Pfötchenspuren auf dem Innenteil und Luna-Steckbrief als abtrennbarem Lesezeichen. Es hat auch keine 224 Seiten, sondern 274. Gerade für die von Ihnen unterschlagenen 50 Seiten habe ich mir in diesem Frühjahr schwer ...


... den Dingsbums aufgerissen.






Kurz: Wenn Ihr Programmierautomat noch einmal derart lieblos und schlampig eine Seite zusammenhaut, wünschen wir Ihnen nicht fröhliche Weihnachten, sondern direkt vor Ihrer Zentrale einen Lastkraftwagen mit einem ganztägig hupenden Pudel darin.






Bislang war es ja so, dass Wiki solange an Lunas Hals herumkaute, bis die sich entweder ergeben ins Spiel fügte oder genervt abdrehte. Seit draußen Schnee liegt, ist es umgekehrt. Der Kleine hat den Kaffee auf, weil er nichts, aber auch gar nichts alleine unternehmen kann. Kaum sind sie draußen im Garten, rempelt ihn die Alte an und will – stöhn! – schon wieder spielen. Wenn er nicht mitmacht, hetzt und kloppt sie ihn minutenlang durch den Garten.




Dass ich alle Zaunlöcher im Schweiße meines Angesichts geflickt oder verstopft habe, ist zwar lobenswert, kümmert Wiki aber nicht weiter. Er springt jetzt drüber.

Moderater Anlauf, federnder Absprung, eleganter Zwischenstep oben auf den Spitzen des Staketenzaun, sichere Landung – bums und weg! Eventuell könnte man leichte Abzüge in der B-Note geben, weil die beiden Schlappohren beim Fliegen nicht exakt im gleichen Winkel abstehen. Das erste Mal hat er das gebracht, um der Postbotin hinterher zu wetzen. Die hat immer Schmackos dabei und er wollte noch ein zweites. Das hat er blöderweise gekriegt. Seither sitzt das Verhalten, als ob es monatelang geprägt und einstudiert worden wäre.

Retour geht es auf dem gleichen Weg. Er wird erwartet. Sobald er wieder im Garten landet, steht da die große Trine und versohlt ihm den Hintern. Ich weiß nicht genau, weshalb. Wegen Unbotmäßigkeit oder Schmackos-Erschleichung oder einfach weil es mal wieder sein muss und sowieso immer den richtigen trifft.


Luna hat eine nagelneue Macke. Sie guckt mich an. Liege ich im Bett, setzt sie sich daneben und guckt mich an. Brummt nicht, fiept nicht, guckt nur. Es irritiert mich beim Lesen, wenn ich ständig angeguckt werde. Ich denke dann immer, mit mir stimmt etwas nicht. Frisur doof, alberner Pyjama an oder falsches Buch in der Hand, minderwertige Unterhaltungslektüre zum Beispiel oder lustige Katzengeschichten. Luna guckt. Auch auf ein energisches Was gucksdu? reagiert sie mit stummem, herzzerreißendem Blick aus tiefbraunem Auge. Gut, stumm ist der Blick nicht. Es ist ein sprechender Blick. Er sagt: Ich will auch ins Bett.

Das hat sie früher schon probiert. Nach einer Minute strammen Ignorierens war das Thema aber durch und sie trollte sich ins Körbchen. Offensichtlich hat ihr die hartnäckige, halbe Terrierportion beigebracht, dass man so etwas gut und gerne auch 25 Minuten durchhalten kann, ohne ins Wanken zu geraten. Nutzt bloß nichts. Ich lese gerade Fuck it.


Fuck it von John C. Parkin ist der spirituelle Weg zu innerer Ruhe und Gelassenheit, ganz ohne Meditation, Dogma oder Gruppen-Bimbam. Eine meiner Lieblingsstellen 1)  handelt von Victoria Beckham und geht so:

„Wissen Sie, wie viel wir täglich jammern? Wir sind so weinerlich. Im Fernsehen kommen ständig schlechte Nachrichten. ... Es gab allein diesen Sommer endlose Beiträge darüber, dass Vicoria Beckham zu dünn sein. Sie esse nur die Innenseite einer Bananenschale und lecke bei jeder Mahlzeit das Salz von den Chips. Es wurde laut und ausführlich diskutiert, dass sie für all die jungen Frauen solch ein schlechtes Vorbild sei. Nun, es tut mir leid, aber ich bin anderer Meinung: Ist sie nicht sogar ein ganz großartiges Vorbild? Wenn Sie weniger essen als ein kleiner Vogel mit Magenbeschwerden, dann sehen sie eben auch aus wie ein kleiner Vogel mit Magenbeschwerden.“




Versöhnliches zum Abschluss. Wie gut unterrichtete Eidgenossen mir zugetragen haben, erhält man bei weltbild.ch nach dem Bestellvorgang umgehend folgende Mail: „Herzlichen Dank für Ihren Auftrag. Die Nachfrage nach 5149961 Herrchenjahre war sehr gross. Unsere Lieferung verzögert sich deshalb.“

Verehrte Schweiz, ich freue mich. 2)





1) Quelle:  John C. Parkin, Fuck it, Loslassen Entspannen Glücklich sein
   Seite 56, Ariston Verlag, München 2010
2) Quatsch, das ist keine automatische System-Mail, wenn die Artikel
   noch nicht lieferbar sind. Das ist ... der Beginn des Runs!!!






© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010

4 Kommentare:

  1. 7 Kommentare von A(pple) nach B(logspot) gewuchtet:

    ANONYMER BESUCHER
    So suuuper, einfach göttlich, wenn nur das Öffnen der Seite etwas schneller ginge, das ist die reinste Folter
    Dienstag, 14. Dezember 2010 - 13:54

    BARBARA
    ...jetzt ist auch noch der Server von exlibris down - man(n), das müssen aber viele Bestellungen sein.... kein Wunder bein dem Rabatt
    Dienstag, 14. Dezember 2010 - 14:04

    AIKO
    Wehe - wenn - ich dem begegne, der diesen Ladevorgang ständig behindert.....mir wird jedes Mal hundeelend, weil ich einen Absturz vermute....
    Dennoch - es lohnt sich jedes Mal wieder. Herrrrrrrrlich!
    Wuff und LG
    Aiko
    Dienstag, 14. Dezember 2010 - 15:51

    CHATMOUSE
    hihi - bei Weltbild hast Du auch so wenige Seiten, aber dafür den richtigen Einband ;-)
    Ich freu mich schon!
    Und das Anstarren kenne ich von meinem Jamie - der macht das immer, damit wir abends alle zusammen ins Bettchen gehen, erst dann kann er beruhigt einschlafen - ist halt ein Hütehund-Misch!
    Alles Liebe aus Hamburg!
    Dienstag, 14. Dezember 2010 - 17:26

    MENSCH
    Das mit der langen Ladezeit ist, ...also bei diesem speziellen Beitrag jetzt, weil,... äh,... der irgendwie,.. hrm, ja so quasi von der Schweiz, aus der Schweiz, also die Zentrale von Dings ist womöglich in Bern und da darf man sich nicht wundern, wenn murmelmurmel...

    *duckundwech*
    Dienstag, 14. Dezember 2010 - 17:57

    ANDREAS FRANK
    30 %-Rabatt !!!
    Hab ich sofort getwittert!

    ;-))
    Dienstag, 21. Dezember 2010 - 12:51

    EVE
    Rabatt ? Na dann warte ich noch mit dem Bestellen, bis zum NeujahrsRamschAusverkauf für Zwofuffzich :-) Dies wird dann erst ein Run....

    Also des mim Wiki seh ich so: die olle Postbotin hat ihn verzogen ! Mit Schmackofatz. Und genau deswegen finde ich, sie sollte bestraft werden in der Form, dass sie den StackenSpackenzaun aufrüsten muss, jawohl. Denn es war ja klar, dass der Kleine wie ein Flummi hüpfen kann. Und Luna is sowas von wohlerzogen, dass sie ihn dafür schümpft. Is doch ganz praktisch, wenn man ihn nich selbst schümpfen muss. Der soll sich mal bitte an ihr ein Beispiel nehmen.

    Des Fuck It Buch muss ich wohl auch einmal lesen, auch wenn mir nun nach dem Auszug nicht ganz einloichtet, was jetzt der Beckham ihr sein Figur mit dem Erlernen von Wurschtigkeitsgefühlen zu tun haben soll.

    Aber das is mir jetzt auch ganz egal ;-) denn ich froi mich, wenn dieses bescheuerte Jahr endlich vorbei ist und wünsche Euch allen einen guten Rutsch ins hoffentlich gesunde noie Jahr mit besonders viel Run aufs literarische Meisterwerk.

    Inniglichst
    Das Mamst
    Eve
    Donnerstag, 30. Dezember 2010 - 16:59

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  2. Dieser Kommentar steht nur da, damit die Grammatikfreunde unter uns in der Linkzeile nicht „1 dramatische Bemerkungen" lesen müssen.

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  3. Nimm und gib heißt für mich zu allererst: Ich muss was aufheben. Versuche gerade Frauchen unterm Tisch rauszuziehen und sie aufzuhebn. Aber sie lacht dermaßen, dass es mir zu kompliziert wird.

    Das BamBam

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  4. Alles - voll - Versteherin30. November 2011 um 13:10

    Ich LIEBE das Buch über alles lese es jetzt zum 1000. mal !

    Mehr davon!!!

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