Manchmal ist das Buch gut und der Film doof. Manchmal ist das Buch doof und der Film gut. In ganz seltenen Fällen mag man beides. Gute Geister ist so ein Fall.
Die Geschichte spielt 1962 in Jackson, Mississippi. Es ist das Jahr, in dem es Martin Luther King auf den Titel von LIFE schafft.
Die Geschichte spielt 1962 in Jackson, Mississippi. Es ist das Jahr, in dem es Martin Luther King auf den Titel von LIFE schafft.
„Martin Luther King, Mädchen. Er hat gerade den Marsch auf Washington angekündigt und alle Schwarzen Amerikas aufgefordert, daran teilzunehmen. Alle Weißen im Übrigen auch. So viele Schwarze und Weiße haben seit ‘Vom Winde verweht‘ nicht mehr an einem Projekt zusammengewirkt.“
Sagt die mondäne Verlegerin Elaine Stein zu der jungen Miss Skeeter, die am liebsten für ein renommiertes New Yorker Magazin schreiben würde. Dort kriegt sie aber keinen Fuß in die Tür. Stattdessen drückt ihr der Redakteur des heimischen Jackson Journal die Kolumne mit den Hausfrauentipps aufs Auge. Schönen Dank auch! Skeeter ist 22, ledig, und hat von Haushalt keine Ahnung. Ihre verheirateten Freundinnen ebenfalls nicht. Aber dafür deren schwarze Dienstmädchen, die jeden Morgen aus ihrer armseligen Wohngegend mit dem Bus ins reiche Oberschichtenviertel fahren, um dort die Kinder, das Porzellan und den Kühlschrank zu hüten. Nur ans Silber dürfen sie nicht.
Um wirklich weltbewegende Fragen („Wie dreht man abgebrochene Glühbirnen raus?“) zufriedenstellend beantworten zu können („Mit einer rohen Kartoffel.“), wendet sich Skeeter an Aibileen, die Haushaltshilfe ihrer Freundin Hilly. Sie ist schockiert, wie herablassend und demütigend die schwarzen Frauen behandelt werden, und fasst den Plan, den Alltag und die persönlichen Erlebnisse der guten Geister heimlich aufzuschreiben.
Hilly ist übrigens eine selten dämliche Zimtzicke. Sie gründet die Initiative für separate Hauspersonal-Sanitäranlagen und ist als Vorsitzende des örtlichen Hausfrauenvereins für die Organisation des Wohltätigkeitsballes verantwortlich. Einmal jährlich sammeln die Society-Damen für die armen „Negerkinder“ in Afrika. Ihre Dienstmädchen drehen derweil jeden Cent zweimal um, nur um festzustellen, dass es leider doch nicht reicht, um die eigenen Kinder auf eine gute Schule zu schicken.
Aibileen und die resolute Minny, die aufgrund ihrer Schandschnauze mal wieder arbeitslos ist, helfen Skeeter dabei, die Geschichten zu sammeln und aufzuschreiben. Alle drei wissen, dass sie gegen das Gesetz verstoßen und mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Dennoch wird ein ganzes Buch daraus.
Ich seufze, lehne mich zurück und überlege, was noch getan werden muss. „Wir müssen einen Titel wählen“, sage ich und massiere mir die Schläfen. „Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Ich bin dafür, wir nennen es ‘Farbige Haushaltshilfen und ihre Arbeitgeberfamilien im amerikanischen Süden‘.“
„Hä?“, sagt Minny und sieht mich zum ersten Mal an.
„So kann man es doch am besten beschreiben, finden Sie nicht?“, frage ich.
„Wenn man einen Maiskolben im Hintern hat.“
Das Buch wird aus drei unterschiedlichen Perspektiven von Skeeter, Aibileen und Minny erzählt. Es nimmt einen auf Anhieb gefangen. Der Film ebenfalls. Skeeter ist mit Emma Stone perfekt besetzt. Jessica Chastain als Celia ist eine Wucht. Octavia Spencer wurde für ihre Minny zu Recht mit einem Oscar ausgezeichnet. Es brennen keine Hütten, es wird weder gelyncht noch gemobbt. Das Thema Diskriminierung kommt still und leise durch die Hintertür. Gerade deshalb geht es unter die Haut.
Wie so oft sind die schönsten Szenen auch die unappetitlichsten und damit völlig weihnachtsblogungeeignet. Deshalb nur soviel: Wie Miss Celia in den Wohltätigkeitsball hineinreiert, ist wirklich sehenswert! Von Minnys sensationellem Schokoladenkuchen fange ich gar nicht erst an.
Für den Fall also, dass ihr nicht wisst, was ihr verschenken oder euch wünschen sollt, und der Hund sowieso schon alles hat: Die Hardcover-Ausgabe kostet 21,99 €, das Taschenbuch 9,99 €, und die DVD gibt es schon für 7,99 €.
Fröhliche Weihnachten.
„Du kannst den Cadillac nicht über Nacht haben.
Das ist doch unser guter Wagen für die Kirche."
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2012
Danke für den Tipp!
AntwortenLöschenRettung in letzter Sekunde :)
...und es hat ja auch was mit "Krawall" zu tun...Besten Dank für den Tipp.
AntwortenLöschenConni & "Schisshase" Lena
Los, empfiel noch: Die Bienenhüterin von Sue Monk Kidd!
AntwortenLöschenWer "Gute Geister" mag, kann damit nicht falsch liegen!