Der Napf ist rund und ein Shitstorm dauert 14 Tage. Bevor übermorgen die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird – vermutlich mal wieder der Mexikaner –, möchte ich noch einige Gedanken loswerden, die mir wichtig sind.
Die Krawallmaus Tagebücher waren in der Vergangenheit weniger eine Pro-Krause-Seite, sondern vielmehr die Trostseite für Inhaber eines emotionsflexibel veranlagten Andersbefähigten. (Die Fachliteratur nennt das Problemhund. Die hat ja keine Ahnung, die Fachliteratur!) Nachdem wir auf Facebook deutlich genug pro Canis und pro Grewe Stellung genommen haben, kehren wir kurz vor Jahresschluss zurück zu unseren Wurzeln und ergreifen Partei für die Halterin des bissigen Schäferhundes.
Weil sie zulässt, was auf dem Video zu sehen ist, wird seit zwölf Tagen auf sie genauso eingetreten wie auf Michael Grewe. Die in zahlreichen Foren und auf Facebook geäußerten Beschimpfungen, Anfeindungen und Drohungen wiederhole ich hier nicht. Wer den Vorgang verfolgt, kennt die Sprüche.
Als Halter eines nicht selten sehr grenzwertig auftretenden Hundes kann ich nur sagen: Viele wissen nicht, wovon sie schreiben. Sie wissen nicht, was für ein Gefühl es ist, wenn der eigene Hund in beschädigender Absicht auf Mensch oder Tier losgeht. Ob man dieses Verhalten durch Erziehungsfehler selbst verursacht hat oder einem vorversauten Tierheimkandidaten beim Zupacken zusieht, spielt für dieses Empfinden keine Rolle. Es ist ein Alptraum!
Wer mit solch einem Hund in solch einem Seminar landet, hat schon jede Menge gesehen und erlebt. Er hat mehr als eine Handvoll großmäuliger Hundetrainer hinter sich und noch mehr Erziehungsversuche selber vergeigt. Er hat sich um Besucherkinder gesorgt, um Briefträger, um Schafe, um Spaziergänger. Er eiert seit Jahren zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Er ist falschen Versprechungen aufgesessen oder hat richtige falsch umgesetzt. Nichts ist ihm besser bekannt als sein eigenes Unvermögen, das ihm täglich vor Augen geführt wird. Er ist mürbe.
Irgendwann kommt der Tag, an dem er nur noch Angst hat. Himmelangst! Das ist der Tag, an dem fremde Institutionen bestimmen, dass der Hund, der seit sechs Jahren friedlich in seinem Bett pennt, unter Umständen weggenommen oder eingeschläfert wird. Es ist der Tag, wo er sich vor einen Trainer stellt und sagt: „Mach‘, dass es aufhört! Schnell!“ Das ist keine Bitte, sondern ein Flehen. Für den Hund ist es die letzte Chance.
Mein Respekt gilt allen Hundetrainern, die sich diesen brisanten, emotionalen Situationen stellen, Mensch und Tier richtig einzuschätzen wissen, für alles offen sind, ein breites Spektrum an Maßnahmen im Köcher haben und nötigenfalls auch vor unpopulären Mitteln nicht zurückschrecken.
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„Angesichts des verbalen Einprügelns auf Michael Grewe & Canis, der Gewaltandrohungen und Beschimpfungen in Foren und Networks sowie der Nazifolter- und Kurdenmordvergleiche einer offensichtlich gerade völlig die Nerven verlierenden Konkurrenz fällt es mir schwer zu glauben, dass diese wild um sich schlagende Horde ausgerechnet mit ihren Hunden sanft und besonnen umgeht.“
Natürlich bedauere ich, dass meine Haltung zu Waternapfgate einige meiner Leser verstört, werde aber nichts daran ändern. Wenn Leute, die „gewaltfrei am Hund“ arbeiten, vergessen, wie „gewaltfrei am Mensch“ geht, ergreife ich Partei. Und zwar für den Menschen! Und nicht für den Hund. Oder für den Blechnapf, der verbeult, vergessen und traumatisiert irgendwo auf einem norddeutschen Trainingsplatz seiner Napffamilie entrissen im Winterregen rostet, während wir in kerzenwarmen Stuben sitzen.
In diesem Sinne euch allen ein glückliches neues Klonk verbunden mit dem Wunsch, dass wir vor lauter Hundeliebe den Respekt vor unseren Mitmenschen nicht verlieren.
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2012