Unser Schönsaufenprogramm läuft mittlerweile sehr zufriedenstellend für alle Beteiligten. In den letzten acht Wochen habe ich das Marker-wort Super etabliert und sukzessive die Blutwurstgaben reduziert. Das ging nur zu Fuß. Radeln war in dieser Zeit tabu.
Für die Statistiker unter uns:
• Mit Super kann ich Luna in fünf von zehn Fällen ruhig durch kritische Hundebegegnungen führen.
• In zwei von zehn Fällen erfolgt zusätzlich zum Super (derzeit noch) ein massiver Blutwursteinsatz während des Weiterlaufens.
• In weiteren einskommafünf schwillt Luna der Kamm so sehr, dass ich sie erst einmal ins Abseits setzen muss, bevor ich sie vollstopfen und vollsupern kann.
• Bleiben einskommafünf von zehn Fällen, in denen alles nichts nützt. Luna macht den Atompilz.
Mit dieser 15 %igen Ausrastrate kann ich sehr gut leben. Mehr noch: Die Bilanz lässt mich auf der Stelle übermütig werden und zum Fahrrad greifen. Hätte ich es mal gelassen.
Auf dem schmalen Waldweg zwischen dem Wandervogelhaus und der Winkelsmühle spaziert eine Frau mit zwei Border-Collie-Mischlingen und einer grauen Terriersorte. Vorsichtshalber klingele ich schon fünfzig Meter hinter ihr. Sie stellt sich an den Wegrand und beginnt beruhigend auf ihre Hunde einzureden. Der Terrier, als einziger nicht angeleint, glaubt kein Wort von ihrem Geschwätz und beschließt die Führung zu übernehmen.
Wie eine Rakete schießt er auf uns zu, rast kläffend zwischen Luna und Fahrrad hindurch und zwickt mich im Vorbeifliegen volle Kanne in die Wade, die miese Ratte. Danach baut er sich mit zerzaustem Nackenfell außerhalb von Lunas Leinenreichweite auf und schreit uns an. Bellen kann man dieses heisere Brüllen nicht nennen. Der hat vor Angst die Hosen gestrichen voll, steht aber tapfer seinen Mann.
Frauchen rollt derweil ächzend in die Böschung, weil die beiden Border Collies ihren Kumpel spontan unterstützen wollen und nach acht Metern ungebremst in die ausgefahrenen Flexileinen rauschen. Die Wucht legt die Borders rückwärts aufs Kreuz, Frauchen ebenfalls, alle zappeln.
Ich selbst überzeuge mal wieder mit einem beispiellos präzisen Timing. Da Luna trotz des anstürmenden Terriers noch sekundenlang ruhig bleibt, sage ich Schlaftablette exakt in dem Moment Suuuuuper, wo Luna sauer wird und dem vorbeizischenden Terrier mit allen 42 schneeweißen Zähnchen ins Genick hackt.
Prima! Acht Wochen Training im Eimer.
Markerwort versaut. Zurück auf Los!
Sei‘s drum, woanders wird auch Scheiße gebaut. Die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers haben unlängst ein Magazin zum Thema Nachhaltigkeit drucken lassen und mahnen zum schonenden Umgang mit Ressourcen. Der Clou ist ein solarbetriebenes Display auf dem Titel, das über Tiefseeschwämme und Windräder informiert. Deswe-gen darf man das nachhaltige Heft nicht dem Altpapier-Recycling zuführen, sondern muss es über den Elektronik-Sondermüll entsorgen.
So wie es aussieht sind Wirtschaftsprüfer also auch doof.
Aber wenigstens hätten die im Gegensatz zu mir der Terrierschrulle nicht auch noch den Schirm aus dem Graben gefischt und hinterher getragen!!!
Kleine S. aus N. (Der vollständige Name ist der Red. bekannt.)
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010
2 Kommentare
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Lebt der Terrier noch?
Konnten sich Frau Terrier und ihre Border aus dem Flexileinengewusel befreien?
Nimmt Luna das Wort *Super* jetzt zum freudigen Anlass ihren vierbeinigen Gegenüber als Zwischensnack zu verspeisen?
Schirm? Was für ein Schirm?
Fragen über Fragen.
Bettina (Besitzerin zweier Mopsdamen, die über ääh 60 Kommandos ääh beherrschen, diese aber zumeist als völlig sinnbefreit ablehnen)
Dienstag, 18. Mai 2010 - 16:10
MENSCH
Schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn Sie Luna sagen hören wollen: „Bitte 2x Mops Hawaii mit doppelt Käse und ein kleines Pfützenwasser zum Mitnehmen."
Dienstag, 18. Mai 2010 - 19:32