Sonntag, 28. August 2016

Blog geschlossen. Hund perfekt.



Himmel, was habe ich gekämpft in den letzten Jahren, um Lunas Ausraster in den Griff zu kriegen! Kumuliert lag ich bestimmt vier Tage am Stück auf der Schnauze. Ganz zu schweigen von den Narben, die ich bei Beutescharmützeln mit Wiki davongetragen habe.

Mein Jogging-Vorsatz seinerzeit in Frankreich hielt genau 200 Meter. Dann musste ich kurz anhalten und Luna mit festem Fuß auf der Leine am Boden fixieren, um einen Cocker unbeschadet passieren zu lassen. Luna stand damals einfach auf und fegte mich aus dieser Welt. Wochenlang ging ich mit einer orthopädischen Kniestütze spazieren.


Der Überschlag mit dem Radl war einer polnischen Hirtenhündin geschuldet, die quer auf dem Weg stand und Luna durch bloßes Ein- und Ausatmen provozierte. Wenn ein Fahrradfahrer während der Vollbremsung das Gewicht nach vorne verlagert und der Hund am Lenker einfach weiter rennt, entstehen physikalische Zustände, die der Schwerelosigkeit gleichen. Nach zwei Wochen war die Schulter ausgeheilt und mein Arm relativ beweglich. Ich konnte mir die Haare wieder waschen. 

Wo wir gerade von „ausgeheilt“ sprechen: Durchrutschende Nylon-Schleppleinen verbrennen nicht nur Hände, sondern auch Schienbeine, Knöchel und sonstige Extremitäten. Vorausgesetzt sie wickeln sich unbemerkt um das entsprechende Körperteil und am anderen Ende explodiert ein Vierzig-Kilo-Drecksack.

Reizende Damen und Herren – wahlweise hinter Hundeleinen, auf Mountainbikes, in Joggingschuhen oder über Walkingstöcken zu finden – bedachten mich mit unterschiedlichsten Komplimenten. Vollpfosten, Hundearschloch, Tierqueller (!), und Dilettant wurden sehr gern genommen. Zwischen Erkrath und Gruiten besitze ich Anteile an mehreren Hundeöhrchen. Ich habe immer die vollen Tierarztkosten beglichen, selbst wenn der harmlose Depp, der den Riss kassierte, selber schuld war, weil er mit innigstem Spielwunsch in uns hineingeknallt ist. 

Soviel zu unserer 12-jährigen Oma. 

Ihr junger, rüdiger Zimmergenosse hat bereits in jeder Ecke unseres Hauses herumgepestet. Er hat den Esel von Maria und Josef gefressen, mir während einer Butterkotzebewachungsaktion den Schuh zerbissen, am frisch gebuddelten Mauseloch in meinen Unterarm gehackt, meine Frau angegriffen und derb beleidigt, meine Kinder angegiftet, die nette Schwiegermutter umgeworfen, den DHL Sprinter gestellt und mich 45 Minuten lang wie einen Vollidioten auf der Hundewiese stehen lassen, um Karnickel zu jagen. Er hat Nachbars Geflügel bekämpft und in die Ritzen unseres Dielenbodens gedurchfallt, obwohl er kurz zuvor noch draußen im Garten war. Er hat sich friedlich wie Gandhi in mein Bett gemogelt und mich hinterhältig wie Satan angeknurrt, als ich ihn wegschieben wollte, um mehr Platz zu haben.

Aber ich will nicht nachtreten. Das alles ist Vergangenheit. Die anstrengenden Zeiten sind ein für allemal vorbei. 

Heute genießen wir die Früchte unserer intensiven, geduldigen, konsequenten Erziehungsarbeit. Die emotionsflexibel veranlagte Andersbefähigte und der disruptiv Launenfehlregulationsgestörte laufen wie am Schnürchen. Ein Traum in jeder Hinsicht. Ich lenke beide Hunde mittlerweile mit Blicken. Bei Hundebegegnungen kann ich Luna abgeleint lassen. Wikis Beuteaggressionsanfälle lassen sich bereits durch ein Heben der Augenbraue unterbrechen. Den Sprung über den Gartenzaun unterbinde ich mit einem leisen Schnalzen der Zunge, während ich – wie jetzt zum Beispiel beim Schreiben dieser Zeilen – tiefenentspannt im Liegestuhl in der Sonne liege.

Wenn ihr Fragen zur effizienten, nachhaltigen Hundeerziehung habt, sprecht mich bitte direkt an. Ich kann euch helfen. Den Blog werde heute schließen. Die Arbeit ist getan. Habt ganz herzlichen Dank, dass ihr all die Jahre für uns da wart, mitgelacht, mitgeheult und mitgelitten habt. Jetzt könnt ihr euch mit uns freuen. Das Paradies ist erreicht und ...

„Hallo?! Du da im Liegestuhl!“, dringt die Stimme meiner Frau an mein Ohr. „Könntest du mal bitte aufwachen und eingreifen! Die beiden haben den Zaun eingerissen. Luna verprügelt den Nachbarhund und Wiki hetzt die Gänse durch Günters Garten.“


























12 Kommentare:

  1. warum soll es Ihnen auch besser gehen als mir :-)

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  2. Das will ich aber auch schwer hoffen.....noch nicht - bitte noch nicht ;-)
    Wuff und LG Aiko

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  3. Ich kann Dich trösten, bei allen Erziehungsbemühungen kommt es immer wieder zu dem ein oder anderen "Rückfall", aber man lernt es einzuschätzen und ich kann mit meiner Luna mittlerweile sehr gut damit leben. Außerdem würde uns, wenn wir einen "Otto-Normalhund" hätten, eine ganze Menge Erlebnise und Gesprächsstoff fehlen. LG Hilla und "Zicke" Luna

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    1. dem kann ich mich nur voller Inbrunst anschliessen ;-)Dieser Blog ist meine Therapie, da ich immer dachte, ich wär der einzigste Hundebesitzer mit einer "Zicke" und nun gehöre ich zu einer einzigartigen tollen lustigen inkonsequent konsequenten lebenslustigen Gemeinschaft mit ganz tollen liebenswerten Menschen, bei denen der Hund einfach Hund sein darf. Danke. Danke Danke :-)

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    2. Danke für dieses sehr, sehr große Kompliment. :o)

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    3. Ich kann ALLES! nachvollziehen...

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  4. auch mir würde was fehlen, wie habe ich gelacht und gelitten und mich wieder erkannt bzw. meine allerliebste raubsau und eins begriffen ein hund ist ein hund und sollte es auch bleiben.

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  5. Nu erschrecken se mich doch nich so ! auch wenn es still um mich geworden ist, so bin ich im Geiste immer mit Ihnen, dat Wick und Lünschn :-)

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  6. Puuuh.. jetzt hab ich aber einen Schrecken bekommen.... da wäre meine "Müllmaus" und ich alleine geblieben gegen den Dauerkampf der ewig zu entleeenden MÜlltonne... die is aber auch.. viel zu leicht zu öffnen,,, und schließlich braucht Hund ja auch was demonstratives um Frauchen zu zeigen das sie mal wieder "zu lange" wech war..ich freue mich das Blog, Autor und Krawallmaus samt Wiki weiter da bleiben und ihre Zeit damit verbringen uns Hundehaltern gegen all die Krauses dieser Welt zu verteidigen und denen zeigen wo der Maulkorb hängt... und die Hornviechern die Fusshupen mit den Worten " Der tut nix" einfach so in uns laufen lassen.. selbst wenn ich ständig mit Megaphone : Aber MEINER " brülle...schön das ihr bleibt...

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  7. Hallo,
    ich habe gestern ihr Buch Herrchenglück zu Ende gelesen und auch häufig in der Öffentlichkeit lachen müssen, was mir manche schräge Blicke gebracht hat. Das störte mich aber rein gar nicht. So kam ich auch auf ihren Blog und es wäre doch wirklich schade, wenn sie ausgerechnet jetzt aufhören würden. Mein Vierbeiner bellt nicht sondern maunzt, aber ich höre trotzdem sehr gerne ihre Erlebnisse. Deshalb freue ich mich schon auf weitere Anekdoten:-) Ganz viele Grüße und Steicheleinheiten!

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  8. was jetzt? gibts den blog noch oder nicht? wir von der selbsthilfegruppe dodillet süchtige hatten schon zehn zusammenbrüche zu verzeichnen. wir verlangen aufklärung!!! lieber ein schrecken mit ende als ein schrecken ohne ende.

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  9. Ich danke für die vielen feinen Stunden, die ich mit der Lektüre Ihrer Texte verbracht habe. Schade, dass der Blog jetzt geschlossen ist. Ich hatte mich schon so gewöhnt an die fast monatlichen Erlebnisse Ihrer Rabauken. Ich hoffe, Sie bleiben der literarischen Welt noch lange erhalten. Mit lieben Regina

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