Luna wirft mir einen gereizten Blick zu. Er bedeutet: Warum hast du uns das angetan, Idiot, es war so schön ruhig hier! Wiki sitzt derweil in U-Haft, weil er Nachbars Gans gerupft hat.
Die Überschrift ist Quatsch. Aber nachdem die poetische Schlagzeile „Blödarschkuh!“ – „Sausackpillermann!“ von allen 121 Blogeinträgen bei weitem die meisten Klicks generiert hat – was ein bezeichnendes Licht auf Euren literarischen Geschmack wirft, meine Lieben – dachte ich, ich mache auf Bildzeitungsniveau weiter, damit mir keiner verloren geht.
Nun denn.
Lustreport 2010 – Sex am Herd
Luna ist die Gleichmut in Person. Eingerollt wie eine Boa constrictor imperator zuckt sie nicht mit der Wimper, wenn Wiki wie ein Flummi durch die Küche hüpft und ihr auf die Nase tritt. Ebensowenig zeigt sie eine Reaktion, wenn der Knabe schweres erotisches Geschütz auffährt und an ihrem Hals herumkaut. Sie rührt sich nicht. Mister Lova-Lova ficht das nicht an. Er verstärkt unverdrossen seine Bemühungen. Virtuose Verführungskunst sieht anders aus. Irgendwie erinnert er an einen schwer atmenden 14-jährigen, der an seinem ersten BH werkelt.
Mörderlabbis greifen an
Draußen ist alles beim Alten geblieben. Nach wie vor verliert Luna bei Hundegegenverkehr explosionsartig die Contenance, die sie zu Hause so bewundernswert wahrt. „Du suchst Streit, Mann? Hey, du hast ihn gefunden!“
So müssen in Gruitens Grube 7 gleich zwei Labbis dran glauben. Die Rüpel stürzen sich im Doppelpack auf meine angeleinte Hündin, einer mutiger als der andere. Luna spuckt ihr Stöckchen aus und krempelt die Ärmel hoch, ich schmeiße das Fahrrad in den Graben – und dann gehen wir gemeinsam auf die Saubande los. Die lassen aber nicht ab. Es knurrt und faucht im Wald, scheppert, flucht und schnappt. Der Schlachtenlärm ist nicht zu überhören. Und doch, ja – tatsächlich tauchen nach geraumer Zeit zwei tratschende Frauchen auf und fangen ihre Labbis ein. „Oh, das hatten wir neulich schon mal“, sagt die Eine. Die andere schnauft nur und geht kommentarlos weiter. Ich bin dafür, dass man Hundehalter straffrei hauen darf. Einmal im Quartal.
Gans (4) metzelt Bestie (1)
Wiki büchst zu Hause aus und stürmt kamikazeartig den Garten des Nachbarn. Dort stürzt er sich in den Nahkampf mit einer riesigen weißen Gans, die er im Stil einer Flugabwehrrakete aus der Luft fischt, als sie über den Zaun flattern will. Federvieh und Heidewachtel – so der Kleine Münsterländer im liebevollen Volksmund – liefern sich ein wildes Scharmützel, bei dem gottlob kein Blut fließt, aber eine Hundeschnauze eingedellt wird und eine Handvoll Federn fliegen.
Des Nachbarn Hals schwillt über die Maßen. Immerhin hat er seine Gans aus dem Ei großgezogen. Er schnappt sich den zappelnden Wiki und sperrt ihn kurzerhand in den Schuppen. Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr. Formaljuristisch geht das in Ordnung.
Ich schreite mit einer Flasche Rotwein zur nachbarschaftlichen Beschwichtigung. Der Hinweis auf Wikis geistige Unzurechnungsfähigkeit verbunden mit dem Klassiker „Er hatte eine schwere Jugend“ rückt die Verhältnisse wieder gerade. Eingehende Untersuchungen ergeben, dass die Gans quietschfidel ist. Der Delinquent wird aus der Haft entlassen. Ich kann ihn mit nach Hause nehmen.
Beton-Boom! Bauwirtschaft im Aufwind
Morgen fülle ich die Löcher im Gartenzaun mit 14 Kubik Flüssigbeton. Wollen doch mal sehen.
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010
7 Kommentare von A nach B gewuppt
AntwortenLöschenAIKO MACHT SICH GEDANKEN
Hallo Luna,
merkwürdig, diese Knutschfleckenamhalstheorie kenne ich doch.....haste wohl sehr gerne - egal von wem - du lammfromme Haushündin!!
Armer Wiki - nur fliegenden Enten nachjagen scheint dem Kleinen dann doch noch viiiiiiiiel mehr zu bedeuten.
Wie immer sind mir die Tränen gelaufen.....ich will mehr - viel mehr....von alle dem nachlesen können - gerne auch unter solch reisserischer Überschrift ;-))
Wuff und LG
Aiko
Mittwoch, 3. November 2010 - 10:52
EVE
Werter Lunabändiger,
von - wohlgemerkt IHREM - reisserischen Bildtitel auf das Literaturkonsumverhalten Ihrer Leser zu schliessen kann nur dem Geiste eines verzweifelten und kampfgeplagten Hundedopteur entspringen. Denn, geschätzter Verfasser, auch mir ist nicht entgangen, dass es in Ihrem Blog eine gewisse Steigerung der Vorkommnisse und damit auch der Berichterstattung darüber gibt: Es bleibt festzustellen, dass mit Zunahme der Lunalebensjahre auch die Kampferlebnisse reziprok unverhältnismäßig proportional zu den Nahtoderlebnissberichten rasant ansteigen.
Darüber sollten wir einmal nachdenken.
Herzlichst,
Ihre Eve
P.S. Freiheit für Wiki !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Freitag, 5. November 2010 - 09:20
MENSCH
Verehrte Mämstin,
Ihren reziprok unverhältnismäßig proportionalen Nahtodnachdenkimpuls gebe ich unkommentiert in die Gemeinde und harre der Ergüsse, die da regnen.
Verbindlichsten Dank. Habe die Ehre.
Der Herr mit dem Füllfederhalter
Freitag, 5. November 2010 - 11:55
ANONYMER BESUCHER
Vorsicht: Macht süchtig.......
Samstag, 6. November 2010 - 14:39
EVE
Werter Mensch,
regnen tut es hier grad nicht Ergüsse, aber Bindfäden. Vom Himmel. Grau ists hier in Klein Gallien, ich kann Ihnen sagen....aber dafür mache ich es mir im Unikumatösen Haus umso bunter. Duke, mein Schafshund liegt dösend auf seinem Flokati und wenn er nicht schnarchen würde, würde es gar nicht auffallen, da er selbst ein wenig wie ein Flokati aussieht. Am liebsten würd ich mich dazukuscheln, aber die Pflicht geht vor und so stürze ich mich in Berge voller Papier, die sich auf meinem Tische unerlaubt stapeln.
Wünsche Ihnen einen bunten Tag und haaaare auch der Ergüsse, die hier nicht kommen :-)
Ihr Mamst
Montag, 8. November 2010 - 10:35
MENSCH
Verehrte Mämstin,
wer stürzt sich schon ins Papier, wenn er mit einem atmenden Flokati kuscheln kann? Kann es sein, dass Ihnen die Wettertrübnis aufs Gemüt schlägt? Machen Sie ein Feuer im Kamin. In Verbindung mit etwas heißem, gewürztem Wein hilft das gelegentlich. Sollte es an Fidibussen mangeln, tut es auch die Steuererklärung vom letzten Jahr.
In der Hoffnung, dass der Plural von Fidibus nicht Fidibi lautet
Ihr Mensch
Montag, 8. November 2010 - 21:03
ANDRA VOM GIESENFELD
Je länger ich darüber nachdenke, warum mir dein Verhalten liebe Luna und die Hilflosigkeit unserer Dosenöffner so bekannt vorkommt, desto öfter komme ich zu dem Ergebnis:
Wir können nichts dafür, wir sind Skorpione!
Hat schon einmal jemand über das Verhalten von Hunden unter Berücksichtigung des Sternzeichens nachgedacht?
Gut ist, wenn man darüber lachen kann und das tun wir!!!!!!!!!!!!!
Andra
Mittwoch, 10. November 2010 - 12:46
Dieser Kommentar steht nur da, damit die Grammatikfreunde unter uns in der Linkzeile nicht „1 dramatische Bemerkungen" lesen müssen.
AntwortenLöschenIrgendwann werden sie sich bewaffnen. Die Nachbarn und die Begegnungsmenschen.
AntwortenLöschenGlaubt
das BamBam