Des Wahnsinns fette Beute muss der sein, der ausgerechnet in der krawallmaus‘schen Standhitze einen Rüden wie diesen ins Haus holt. Also ich nicht.
Nachdem Luna beim ersten Kennenlernen beschließt, auf der Stelle läufig zu werden (ich hätte wetten können, es wäre erst im November soweit), lassen wir die Vernunft regieren. Solange Madame empfängt, bleibt Monsieur im Heim. Seither fahren wir täglich weit nach Solingen-Glüder hinaus zum Tierheim, holen einen schneeweißen Wiki ab und geben ihn anderthalb Stunden später, sobald Wald, Luna, Matsch und Beißwurst mit ihm fertig sind, schlammbraun wieder zurück. Besenrein ist was anderes.
Mit einem halben Münsterländer durch den Wald zu marschieren ist praktisch. Immer wenn Wiki Wild wittert, bleibt er stehen und hebt die Pfote. Dann weiß ich, dass ich Luna anleinen muss. Hallo Hase! Tschüss Hase! Luna hat deswegen einen ziemlichen Hals. Sie findet, sie brauche dieses quirlige Frühwarnsystem so dringend wie ein Loch im Kopf.
Pünktlich nach einer Woche gibt sie sich ihrer Standhitze hin und zimpert rum. Die Spaziergänge werden mühselig. Ah, die Leine ist um meine Beine gewickelt. Huh, ich kann nicht mehr weiterlaufen. Hach, der belästigt mich. Huch, ruf doch nicht so laut. In den Seufz-Pausen nimmt Monsieur alle 50 Meter einen neuen Anlauf und will poppen. Luna – samten, weich und weiblich – quittiert diese Versuche mit eiserner Standfestigkeit und beiseite gebogener Rute.
Normalerweise rennt sie auf Kommando Lauf fröhlich bis Timbuktu. Im Moment nicht. Ich rufe Lauf und ernte einen vernichtenden Blick. Wie Lauf? Ich stehe doch, du Otto!
Bleibt mir nichts anderes übrig, als dieses zappelige Terrier-Münsti-Gemisch am Kragen zu packen und von der Dame zu ziehen. MANN, DER IST GERADE MAL 12 MONATE! In dem Alter hat unsereiner noch geschnullert!
Die hawaiische Steigerung von wiki lautet übrigens wiki-wiki. Dann wird er noch schneller. Aber irgendwie ist Schnellerwerden nicht das Problem. Im Gegenteil. Wir müssen ganz schnell einstudieren, wie man ihn ausbremst.
Vielleicht mit einem mahnenden Victooor?
„Victooor! Denk nicht mal dran!“
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010
6 Kommentare
AntwortenLöschenAIKO MACHT SICH GEDANKEN
Hallo Mensch, nichts ist unmöglich - selbst in der Frühe treibst mir die Tränen in die Augen.....na - ist das denn noch jugendfrei.....so ein kleiner scharfer Kerl.....wobei ich mir vorstelle, dass er sehr gut zu Lunas wunderschönem Kragen oben auf stolzierend - zirkusreis passen würde....aber erst die Kinderchen.....gepunktet und samtweich....wikiwiki....passt bloß auf das Kerlchen auf.
Schnell, jung und unverdorben.....das könnte sich rasch ändern.
Wuff und LG
Aiko
Mittwoch, 22. September 2010 - 10:08
ANDREAS
Ohne ins Bodenlose abgleiten zu wollen: Wie kommt der kleine Kerl überhaupt an Luna ran? Geht sie in die Knie? Springt er hoch? Trifft man sich in der Mitte? Oder hat der son …?
;-)
Mittwoch, 22. September 2010 - 19:12
MENSCH
Glaub mir, das will ich gar nicht wissen. Das hieße nämlich abwarten, bis aus der anfangs ziellosen Luftrammelei irgendetwas Konkretes wird. Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Bums, da ist es schon passiert. Danach hängen sie noch eine halbe Stunde zusammen und dürfen nicht getrennt werden (Verletzungsgefahr).
Mittwoch, 22. September 2010 - 21:38
TINA UND MEGGI
... ich finde: sie steht ihm sehr gut! *lach* das zweier-gespann "Lu-Wiki" ;)
Montag, 27. September 2010 - 19:15
BIRGÜL
So herrlich, so schön und so wahr! Ich musste herzlich lachen, erinnert es mich doch an meine Krawallmaus hier (...und den nicht mehr jungen und unverdorbenen aber durchaus auch im hohen Alter von 12 immer noch sehr potenten (Männer, hört das denn wirklich nie auf?) Kerl) im Haus.
Weiterhin viel Spaß mit diesem Gespann wünscht die Haupstadt (oder ein kleienr Zipfel). Ich freu mich auf mehr aus der Reihe Charlton Hesten vs. Luna.
vlG
Dienstag, 28. September 2010 - 00:04
MENSCH
Danke. Wir machen weiter. Nachdem der Kleine der Großen heute ein Kaustäbchen aus den Pfoten geklaut und überlebt hat, ist alles möglich. Was für ein hochsensibles, soziales Wesen, diese Luna. Das müsste die Nachbarschaft mal sehen.
Dienstag, 28. September 2010 - 22:44