Freitag, 21. Mai 2010

Tiefenentspannung in der Toscana.




Heute nacht um halb drei ist es wieder so weit. Fünf Herren zeigen der Wirtschaftskrise gepflegt den Mittelfinger und rauschen für eine Woche in die Toscana. Hund rauscht mit.


Man kratzt zusammen, was die Bank noch hergibt. Üppig ist das nicht. Aber der Gegenwert kann sich sehen lassen.



Kleine Auflistung der unbezahlbaren Ereignisse:


• Du kannst dich auf die Gartenliege hauen und ohne den Kopf zu heben in das tiefnebelige Orcia-Tal sehen.




• Du kannst knuspriges Brot in einen Teller gesalzenen Olivenöls tunken.




• Du kannst mit guten Freunden teilen.


• Du kannst dich über eine sehr anhängliche Krawallmaus freuen, weil das Geflügel in den Gemüsegärten rund ums Dorf von abfallgefütterten Kettenhunden bewacht wird, die ihre Menschen höchstens einmal in 24 Stunden sehen, so dass Madame merkt, wie gut sie es eigentlich hat.


• Du kannst den jahrhundertealten Glockenturm gegenüber betrachten und feststellen, dass es Wichtigeres gibt als das, was dich täglich plagt.


• Du kannst sorgsam abwägen, welcher Rotwein im Abgang nachmöpselt und welcher nicht.


• Du kannst das bereits um 11 Uhr morgens tun.


• Du kannst mit deinem Hund ausgedehnte Spaziergänge durch die Wildschweinwälder unternehmen.


• Du kannst deinem Hund die Erkenntnis ermöglichen, dass Jagen nicht sonderlich viel Spaß macht, wenn man einer mürrischen Wildschweinrotte gegenübersteht.


• Du kannst hoffen, dass dieser Moment erzieherisch wirkt.


• Du kannst dein MacBook zugeklappt lassen.


• Du kannst in aller Seelenruhe „Oh, is‘ schon halb zwei ...“ sagen.


• Du kannst unten im Dorf in der Birreria sitzen und schön gemütlich satt werden, weil zu jedem Glas Bier kleine Leckereien gereicht werden und du immer weiter Bier bestellst, weil du alle Leckereien durchprobieren willst, aber ds sinn so viele ups die wiederholn sich einfach nich wswgen der Ahmd gans anners ausgeht als urschprünngl geblmppfft.


• Du kannst dich von dem Gewimmel Sienas faszinieren lassen und froh sein, dass du nicht dort warst, als der vorletzte James Bond gedreht wurde.


• Du kannst Bauklötze staunen über Regenwetter und kalte 13° C, obwohl du doch so weit unten in Südeuropa bist.


• Du kannst dir einen Tag später den ersten Sonnenbrand des Jahres holen.


• Du kannst auch mal nichts sagen.


• ...


• ...und wirst trotzdem verstanden.


• Du kannst deiner angeborenen Faulheit freien Lauf lassen und einfach den Blogeintrag vom ersten Mai zweitausendneun kopieren, ohne dass dich auch nur der Hauch eines schlechten Gewissens plagt.










© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2010

1 Kommentar:

  1. 5 Kommentare

    AIKO MACHT SICH GEDANKEN
    Hi Krawallmaus,
    irre - diese Jungs mit zwei Beinen - den fällt immer und für alles etwas ein.....ganz viele erholsame Momente - mit dir gar kein Problem....
    Wuff und LG
    Aiko
    Freitag, 21. Mai 2010 - 12:51

    ANDREAS FRANK
    SAUEREI – in zweifacher Hinsicht:
    a) weil wir gar nicht wissen wollen, wie gut es dir in der Toscana gehen wird und
    b) weil dein Blog gar nicht bis zum 1. Mai 2009 zurück reicht und ich so blöde war, das auszuprobieren ;-))

    Trotzdem jede Menge Spaß!

    Andreas
    Freitag, 21. Mai 2010 - 20:17

    ANONYMER BESUCHER
    Genieß diese Zeit "Mensch"!
    Freitag, 21. Mai 2010 - 21:40

    SIMONE
    Ich fasses nich. Laut Gerüchten sitzt Du bei Reich-Ranicki auf der Couch, stattdessen SCHON WIEDER beim Chianti-Check! Um Dir, dem Tier und den Kumpels Stress zu ersparen: In San Gimigignano gibts, wenn man die Gasse hoch geht, links hinter dem vierten Keramik-Aschenbecherladen und gegenüber vom siebten Häkeldeckchenladen die schwarzen Wildschweine schon fertig als WURST! (Für Nicht-Italiener, also alle in San Gimignano, hängt ein ausgestopftes selbiges über der Tür). Zwei Keramiktürschilderläden weiter gibts auch eine Vineria......
    Buon viaggio,
    Simone
    Freitag, 21. Mai 2010 - 23:05

    MENSCH
    Das San Gimi Schwein habe ich gesehen. Letztes Jahr in Montepulciano! Da hing es aber nicht über der Tür, sondern stand rechts daneben. Ich habe den Hund gerade noch von einer Attacke abhalten können.

    PS: Wenn Steve Jobs das Archiv beim Hochladen nicht zensiert, reicht der Blog sogar zurück bis August 2008.
    Montag, 31. Mai 2010 - 12:29

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