Blass ist gar kein Ausdruck. Vor allem nicht, wenn Madame an einem vorbeischießt und sich die Katze greift. Kalkweiß trifft es auch nicht, fahlgrün ebenso wenig. Einen rastlosen Texter, der stetig auf der Suche nach treffenden Sprachbildern ist, lässt so etwas natürlich nicht mehr los. Um so mehr freut er sich, wenn er plötzlich fündig wird:
„Die Forderung – £ 5 aus heiterem Himmel – ließ sein Gesicht die Farbe in Kriegszeiten gebräuchlichen Brots annehmen. Der verblüffte Rechtsgelehrte wechselte ebenfalls die Farbe – Zigarrenasche – und lief auf der Suche nach einem Polizisten auf die Straße hinaus.“
Respekt. Das ist große Kunst. Geschrieben hat es Flann O'Brien, ein irischer Ministerialbeamter, der seine Akten, Romane und Zeitungskolumnen ausnahmslos im Pub zu bearbeiten pflegte. Am 1. April 1966 quittierte seine Leber den Dienst. Zuvor allerdings hat er zu allem Stellung genommen, was den modernen Menschen bewegt.
Geistige Getränke:
„Seine Sinne verließen ihn und blieben für einen langen Zeitraum in einiger Entfernung.“
Höhere Bildung:
„Die Dame, die kaum wußte, wie man sich auf eigene Faust eine Haferbrei bestellt.“
Pokernde Elementarwesen:
„Das Licht hier drin ist sehr schlecht, nörgelte die gute Fee, ich kann meine Karten kaum sehen.“
Straßenverkehr:
„Ein Mann, der auf einem Damenfahrrad fährt. Das ist der Gipfel der schwefligen Unmoral.“
Familienfeierlichkeiten:
„Gegen Mitternacht wurde bereits großzügig Blut vergossen.“
Wetter:
„Als die kümmerliche Halb-Illumination erschien, die bei uns in Corkadoragha als Tag hingenommen wird ...“
Fernreisen:
„Zur Ewigkeit? Werden wir von dort zurückkommen können?“ – „Natürlich. Es gibt einen Aufzug.“
Flann O'Brien:
„So hätte James Joyce geschrieben, wenn er nicht bescheuert gewesen wäre.“
Importbier:
„Pffwoäh!“
Übersetzt hat ihn zu unser aller Glück Harry Rowohlt. Dessen CD Harry Rowohlt liest Flann O'Brien ist ein vergnüglicher Einstieg in das Gesamtwerk O'Briens und die Eigentümlichkeiten Irlands: „Die Fußballmannschaft von Skreen ist nach einem Heiligen benannt, von dem man nichts mehr weiß, außer dass die Fußballmannschaft von Skreen nach ihm benannt ist.“
Aus gegebenem Anlass empfehle ich, die CD auf den iPod zu laden und mit geschlossenen Augen im Liegestuhl zu hören. Dann merkst du nicht, dass das Gartentor offen steht und der Hund an dir vorbei rauscht und die Katze frisst.
Nun ja, fressen ist übertrieben. Das vermeintliche Opfer plusterte sich zu einem Fellballon doppelter Größe auf, und Luna bezog die Prügel ihres Lebens. Zu Hunden hat Flann O‘Brien nicht Stellung genommen. Irgendwie bin ich darüber froh.
Harry Rowohlt liest
Flann O‘Brien
Verlag Kein & Aber
Zürich 2003
17,90 €
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2009
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sie kommen von euren Hunden. :o)