Tabuloser, heftiger, lauter Sex, an was anderes denken die Herrschaften nicht. Für die Damschaften gilt gleiches. Zur Zeit ist Luna das fünfte Mal in ihrem Leben läufig. Es wird von Mal zu Mal derber.
Wer wissen will, warum die Zeit der Brunst (Östrus) bei Hündinnen Standhitze heißt, der muss nur mal mit seiner läufigen Trine Fahrrad fahren. Bei jedem Hans und Franz wird angehalten. Abrupt. Von 30 auf 0 in einer Sekunde. Der Asphalt wirft Falten. In diesem Zustand ist Madame schmerzunempfindlich, gierig und gar nicht wählerisch.
Einmal – das war vor zwei Jahren – hopst sie uns im Lac de Sainte-Croix tatsächlich vom Tretboot, nur weil fünfzig Meter weiter vorn in einem Kanu ein Rüde wedelt. Der sieht vielleicht bescheuert aus. Kümmerliche 12 Pfund, pitschnass, knochig, Klobürstenfrisur. Ich rede auf Luna ein wie ein Irrer. Der sei doch nichts für sie, rhabarbere ich, viel zu dürr, kein Rückrat, kein Einkommen, kein Sex-Appeal, der könne sie gar nicht ernähren und ließe sie, sie werde schon sehen, mitsamt ihren Kindern sitzen, ein Filou der allerschlimmsten Sorte, und wenn es schon sein müsse, dann könne man sich doch mit einem stattlichen Hovawart arrangieren, aber bitte nicht mit so einer Kröte - - - platsch, weg ist sie. Bevor es zum Äußersten kommt, fische ich sie beherzt aus dem Gewässer.
Nahezu täglich habe ich Gelegenheit zu sehen, wie das lose Weib jedem dahergelaufenen Hirni die duftende Kehrseite zudreht, den Schwanz beiseite biegt und mit allem wackelt, was die Natur da hinten so hergibt.
Die Wirkung ist phänomenal:
Die Kerle winseln, klappern mit den Zähnen, saugen Luft und Duft durch die Lefzen – fiep klacker fefwefwwwfefwef! Derweil hüpft der Hundehalter, also ich, fluchend zwischen jungfräulichem Hündinnen-Hintern und betriebsbereitem Rüdengemächt hin und her, macht alberne, an zuckenden Kampfsport erinnernde Bewegungen und johlt im Falsett nach den Rüdenbesitzern, die 200 Meter weiter hinten aus ihrer Lethargie hochschrecken und in einen Trab verfallen, der diesen Namen nicht verdient, denn bis sie da sind, ist der Wurf vermutlich auf der Welt, abgestillt, großgezogen und verkauft UND SO LANGSAM WERDE ICH JETZT ABER WIRKLICH NERVÖS HIER VERDAMMT!!!!!
Die Trainingseinheiten in unserer früheren Hundeschule waren geführte Spaziergänge in freier Wildbahn. Da hatte Luna während ihrer Läufigkeit grundsätzlich drei Wochen Pause. In unserer neuen Gruppe auf dem Hundeplatz wird das anders gehandhabt. Der Trainer meint, auch Rüden müssten lernen, dass man nicht wahllos auf jede Dame hüpfe, wir sollten ruhig kommen.
Also kommen wir ruhig.
Um es den Kerlen nicht allzu schwer zu machen, trainiert Luna auf der Wiese nebenan, quasi im Separée. Trainieren ist zuviel gesagt. Ihre Lieblingsbeutespiele sind ihr wurscht. Ärmel, Beißwurst, Reizangel? Lasst mich bloß mit dem Kinderkram in Ruhe. Ich brauche einen Mann. Den fiept sie quer durch die Botanik pausenlos an. Die Botschaft ist klar: Egal wie du aussiehst, lass uns die Kurve kratzen und was anderes machen als Sitzfussbringrevierstellplatzhier.
Beim anschließenden Frühstück – Madame ist duftneutral im Bulli verstaut – stelle ich fest, dass ich läufige Hosen habe. Lunas Gerüche hängen drin und drei winselnde Rüden dran. Aiko springt mir aus dem Stand um den Hals, Aragon jammert in mein Brötchen und Gobi, obschon zuverlässig kastriert, sabbert seufzend auf meinen Schuh.
Männer halt.
Preisfrage.
Wenn Madame auf ihren brünftigen Spaziergängen
alle naselang den Weg mit Tröpfchen markiert,
darf ich sie dann noch Madame nennen
oder muss ich Marquise sagen?
© Michael Frey Dodillet | Die Krawallmaustagebücher 2009
3 Kommentare
AntwortenLöschenANONYMER BESUCHER
Nun gibt es ja noch sowas, da springt diese Monsterbacke als erstes gestern raus - rennt direkt auf die Stelle zu, auf der sich diese Krawallmaus herumgelungert hat und schnüffelt und schnappt förmlich noch jeden kleinsten Duftfetzen auf - saugt sich voll und spinnt total herum.
Jetzt hat es genug geregnet und alle Chancen auf eine weitere Lustrunde sind dahin. Gott sei Dank!
Tja - wir sind eben schnell - danke für den Eintrag.
Wuff und LG
Aiko, der schöne Ferien wünscht und kommt gesund wieder!!
Sonntag, 28. Juni 2009 - 10:38
BEATE
Seit dem ich eine Hündin habe, weiß ich warum "läufige Hündin" ein Schimpfwort ist.
Dienstag, 30. Juni 2009 - 13:01
MENSCH
Ja, sie sind schon derb bei der Sache. Andererseits aber auch wieder niedlich, wenn sie die Teddybärchen der Kinder mit ins Körbchen nehmen und tiefseufzend darauf rumglucken. Dann möchte man schon weniger hart urteilen.
Dienstag, 30. Juni 2009 - 22:42